MONREPOS

MONREPOS Forschungszentrum und Museum in Neuwied – Was Archäologie mit dir zu tun hat

Eine Reise zu den eigenen Wurzeln: Genau das verspricht ­MONREPOS – das Archäologische Forschungszentrum und ­Museum für ­mensch­liche Verhaltensevolution mit seiner ­Ausstellung »MenschlICHes ­VERSTEHEN«. Das innovative ­Konzept kitzelt mittels didaktischer ­Raffinessen ein bestimmtes Verhalten aus den Besuchern heraus, ­erklärt dessen Ursprünge und zeigt, ab wann und in welchen Zusammenhängen ­Archäo­logen dieses Verhalten erstmals nachweisen ­können. Dies macht den Museumsbesuch im Schloss Monrepos bei Neuwied zu ­einem wirklichen Erlebnis. Forschen in eigener Sache – ­Anfassen ausdrücklich erlaubt!

Von Frank Moseler, Museumsleitung MONREPOS, Neuwied; Titelbild: © MONREPOS | RGZM | Dorothea M. Schwab
Zum Museum

Jenseits des Mainstreams der großen Städte, über dem Mittelrheintal und der Stadt Neuwied, liegt die ehemalige Sommerresidenz des Fürstenhauses zu Wied mit dem wohlklingenden Namen Monrepos (»mon repos«, franz. »meine Ruhe«). Noch heute erinnern im historischen Naherholungsgebiet zwischen den UNESCO-Welterben »Oberes Mittelrheintal« und »Obergermanisch-Raetischer Limes« viele Bauwerke an die Zeit als fürstliche Residenz. So auch das ehemalige Waldheim oder Prinzessinnenpalais, besser bekannt als Schloss Monrepos, welches heute das MONREPOS Archäologisches Forschungszentrum und Museum für menschliche Verhaltensevolution, eine Abteilung des Römisch-Germanischen Zentralmuseums, beherbergt. An dem zertifizierten außerschulischen Lernort sind archäologische Forschung, Vermittlung und gesellschaftspolitischer Diskurs unmittelbar miteinander verwoben.

Seit über 30 Jahren arbeiten hier Archäologen aus aller Welt. Während bis Ende der 1980er Jahre berühmte Fundstellen des Mittelrheintals im Fokus standen, zum Beispiel Gönndersdorf und Andernach-Martinsberg, beteiligt sich das Forschungszentrum seitdem verstärkt auch an internationalen Kooperationsprojekten, zum Beispiel im georgischen Dmanisi, der ältesten eurasischen Fundstelle mit Menschenresten außerhalb Afrikas, im marokkanischen Taforalt – hier wurde der bislang älteste Schmuck der Menschheit gefunden –, oder in der tschechischen Kůlna, einer der größten Höhlen Osteuropas, in der Überreste von Neandertalern gefunden wurden. Die aus den Projekten hervorgehenden Erkenntnisse tragen maßgeblich zum Verständnis der frühen Menschheitsgeschichte bei. Dies gilt insbesondere für die Entwicklung unserer heutigen Verhaltensweisen in der Alt- und Mittelsteinzeit vor rund 3 Millionen bis vor ca. 7500 Jahren. Zudem geben sie der internationalen Forschung immer wieder richtungsweisende Impulse. Mit seiner umfangreichen Ausstattung vor Ort, zu der unter anderem das Labor für Gebrauchsspurenforschung und kontrollierte Experimente (TraCEr), das Zooarchäologisch-taphonomische Labor mit Skelettresten von Kleintieren bis hin zu Großsäugern des Eiszeitalters sowie eine der größten Forschungsbibliotheken zur frühmenschlichen Archäologie zählen, bieten sich hier vielfältige Möglichkeiten für Forschungszwecke verschiedenster Art. Darüber hinaus bildet das Forschungszentrum als Ausbildungsstandort der Johannes Gutenberg-Universität Mainz ein wichtiges Fundament der universitären Lehre und integriert den wissenschaftlichen Nachwuchs in das internationale Forschungsnetzwerk.

Neugier lohnt sich – heute wie vor 3 Millionen Jahren

Doch im Schloss Monrepos findet sich weitaus mehr als nur ein Traumort für die Wissenschaft. Mit der Dauerausstellung »MenschlICHes VERSTEHEN« werden die neuesten Erkenntnisse aus der Forschung für alle zugänglich gemacht, und gänzlich neue Wege der Wissensvermittlung eingeschlagen. Denn das Forschungszentrum versteht sich als Vorreiter innovativer Museumsdidaktik und als Brücke zwischen Archäologie und Gesellschaft der Gegenwart.

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Artefakte im Experiment

Experimente sind zu einem wichtigen Baustein der Archäologie ­geworden. Unter nachvollziehbaren Bedingungen werden ­wider­legbare Thesen der Forscher mit naturwissenschaftlichen Methoden auf ihre Plausibilität geprüft. Die so erzielten Ergebnisse bringen ­unser Wissen über das menschliche Verhalten und die Evolution ­entscheidend voran.

Experimentelle Archäologie

Experimentelle Archäologie ist eine Teildisziplin der Altertumswissenschaften. Sie verfolgt das Ziel, Techniken und Verhaltensweisen nachzuvollziehen, die im Laufe der historischen Entwicklung des Menschen von Bedeutung waren. Nicht verwechselt werden sollte die experimentelle Archäologie mit Erfahrungsarchäologie, auch Living History genannt: Während Erstere eine naturwissenschaftliche Methode ist, konzentriert sich die Erfahrungsarchäologie auf das subjektive Erlebnis – wie war es, in der Vorzeit zu leben? Beide sind für die Wissenschaft wichtig, aber hier wollen wir uns auf die experimentelle Disziplin konzentrieren.

Hier können Besucher jeden Alters Forscher in eigener Sache sein: Exponate müssen entdeckt, erlebt und interpretiert werden. Das klassische museale »Bitte nicht anfassen« ist außer Kraft gesetzt – umso einprägsamer sind die Erkenntnisse, die man über sich selbst, seine Vorfahren und seine Zeitgenossen mit nach Hause nimmt.
Die Ausstellung beherbergt eine Vielzahl archäologischer Funde aus der Alt- und Mittelsteinzeit, die Rückschlüsse auf die Entstehung und Entwicklung menschlicher Verhaltensweisen zulassen. Wieso fegt der Nachbar immer nur bis zur Grundstücksgrenze? Warum fahre ich immer an den gleichen Ort in den Urlaub? Und wieso habe ich Gewissensbisse, wenn ich das Mammut allein esse? Antworten auf diese und viele weitere Fragen werden nicht nur in der Ausstellung selbst gegeben, sondern auch im Rahmen eines breiten Spektrums an Themenführungen und Workshops, die für die unterschiedlichsten Zielgruppen konzipiert worden sind. Von »MonSun« – der Forscherführung über Klima im Wandel der Zeiten –, oder »MonVital« – der Aktiv-Führung zur genetischen Veranlagung –, über Workshops, die sich mit gesellschaftspolitisch relevanten Themen wie Identität oder Kooperation beschäftigen, bis hin zum zweitägigen Steinzeitcamp in den umliegenden Wäldern, hilft jedes dieser Formate den Besuchern dabei, sich selbst und ihre Mitmenschen besser zu verstehen und macht den Ort ebenso vielfältig wie abwechslungsreich. So lohnt sich durchaus ein mehrfacher Besuch; ganz gleich ob allein, in der Gruppe oder mit der ganzen Familie.

Café-Restaurant mit Steinzeitnote

Zum Gesamtkonzept des Hauses zählt ebenfalls das hauseigene Café-Restaurant »MonAppétit«. Hier kann man viele Stunden verweilen, bei Kaffee und Kuchen die Seele baumeln lassen und auf der Sonnenterrasse den malerische Panoramablick über das Mittelrheintal genießen. Einmal im Monat findet hier die Kleine ­Eltern-Auszeit statt, bei der sich ein entschleunigter Nachmittag mit den Freunden genießen lässt, während die Kleinen sich spannenden Dingen widmen können, z. B. einer archäologischen Ausgrabung
in der Forscher-Höhle. Auch dies im Sinne des Konzepts, schließlich kennen wir Klatsch und Tratsch schon seit 40 000 Jahren.

Sehenswert Logo

Exklusive Tipps – nur in der Printausgabe!

Neuwied ist das ideale Ziel für Familien und Wanderbegeisterte. Hinweise auf das, was es um MONREPOS herum zu entdecken gibt in der AiD 6/19.

Kulinarisch gesehen werden im »Mon­Appétit« Forschungsergebnisse in Kochtöpfe gepackt und anschließend serviert. Von »MonAmour«, dem neuzeitlichen Frühstück für Verliebte mit anschließender Themenführung zum Leben in Paarbeziehungen, oder auch nicht, über die Teezeit bis hin zu außergewöhnlichen prähistorisch angehauchten Menüs und Brunches gibt es viele archäologisch inspirierte Genüsse. Zudem sind die unterschiedlichsten Vermittlungsformate eng mit der Gastronomie unter dem Titel »MonCuisine« verknüpft. Dazu zählen neben dem Themenabend »Speiseplan der Alt- und Mittelsteinzeit« u. a. die EssBar-Wildpflanzenexkursionen in den umliegenden Wald, bei der die Besucher in Begleitung eines Kräuterpädagogen längst verloren geglaubtes Wissen über Wildpflanzen wiedererlangen und anschließend ein gemeinsames Abendessen zubereiten können. Oder auch prähistorisch inspirierte Barbecues, bei denen ohne modernen Schnick-Schnack auf heißen Steinplatten, direkt in der Glut oder in Erdöfen mit Methoden aus der Altsteinzeit gegart wird.

Der Mensch: Zum Laufen geschaffen

Darüber hinaus bietet der Ort abseits moderner Bebauung – mitunter umgeben von Nebelschwaden – nicht nur eine unvergleichliche Atmosphäre für erkenntnisreiche Museumsbesuche und kulinarische Erlebnisse mit prähistorischer Note. Inmitten üppiger Wälder ist es der ideale Ausgangspunkt für Wanderausflüge. Vom kurzen und einfachen Rundwanderweg bis zum 17 Km langen »Römer und Rhein«-Weg ist für jeden etwas dabei. Während beispielsweise der »Fürstenweg«, Rheinsteig, der Rheinhöhenweg und weitere Wandertouren direkt am Schloss Monrepos vorbei führen, befinden sich weitere – darunter der Limeswanderweg, der Westerwaldsteig und der Wiedweg –, in unmittelbarer Nähe. Routenvorschläge mit unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden gibt es direkt an der Museumskasse.

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