Funde und Fiktionen

Cover Funde und Fiktionen

Über die Rezeption der Urgeschichte in Literatur und Film ist schon viel geschrieben worden – darüber, wie die ­Ergebnisse der archäologischen Forschung im Fernsehen dargestellt wurden jedoch nicht. Diese Lücke füllt nun Georg Kochs vorliegendes Werk. Leichte Kost zum nebenher Schmökern ist das nicht, denn der Autor hat mit diesem Buch seine Dissertationsarbeit der breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Die interessierten Leserinnen und Leser sollten sich aber durch die vielen Fußnoten und den wissenschaftlichen Duktus der Studie nicht beirren lassen – auf den über 370 Seiten verbirgt sich eine spannende und tiefgehende Analyse der zahlreichen TV-Sendungen, die sich seit 1950 mit der Geschichte der Menschheit beschäftigen.

Der Text zeigt sehr eindrücklich den Wandel der Narrative und die Vielfalt der An- und Absichten der Sendungsautoren und Moderatoren im Laufe der Jahrzehnte. Darüber hinaus untersucht Koch auch die verschiedenen Ansätze der Präsentation archäologischer Sachverhalte im Rahmen der Public History seit dem Ausgang des 19. Jh. und beleuchtet dabei nicht nur die Selbstindienststellung der Altertumskunde in Nazideutschland, sondern auch die Rolle exotischer Archäologendarsteller wie Erich von Däniken, der – abgesehen von seinen absurden Thesen – viel zum öffentlichen Interesse an der Erforschung der Prähistorie beigetragen hat. Kurzum: lesenswert!

| Wulf Hein

Produktdetails

Funde und Fiktionen – Urgeschichte im deutschen und britischen Fernsehen seit den 1950er Jahren

Georg Koch
Göttingen: Wallstein-Verlag 2019,
376 S., 16 s/w-Abb., 34,90 Euro.

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