Mecklenburg-Vorpommern – Feines Schuhwerk

Schuhgefäß, Schuhgefäße
Oberseite eines Miniatur-Schuhgefäßes aus Pasewalk. Foto: LAKD MV/LA, S. Suhr

Schuhgefäße gehören zu den seltenen, sehr speziellen Keramikformen. Durch die baubegleitenden Grabungen an der Europäischen Gas-Anbindungsleitung erfuhr diese Fundgruppe im Januar 2019 unerwarteten Zuwachs: Bei der Freilegung einer schlichten Siedlungsgrube von rundlicher Form und wannenförmigem Profil kam ein weitgehend kompletter Miniatur-Keramikschuh zutage. Er ist 7,5 cm lang, 3,5 cm breit und hat eine Gesamthöhe von nur 3,5 cm. Das Objekt ist hohl. Seine Oberseite ist mit zwei schräg tannenzweigartig zueinander verlaufenden Rillen verziert, die Schuhspitze weist außerdem drei gerade nach vorn verlaufende Rillen auf. Die Verzierung wird zum Schaft durch zwei umlaufende Rillen begrenzt.

Der Fundplatz in der Nähe von Pasewalk im Landkreis Vorpommern-Greifswald umfasste nur sieben Gruben und Feuerstellen, die lediglich etwas grobe, unverzierte Keramik enthielten und keine Anhaltspunkte für eine genauere Datierung lieferten. Das Schuhgefäß konnte jedoch mithilfe von Holzkohle aus der Grubenfüllung mittels kalibrierter Radiokarbondaten in die Jahre 577 bis 751 v. Chr. datiert werden.
Schuhgefäße wurden in der Vergangenheit in einem ausgedehnten Raum von Griechenland und Italien über Rumänien bis hin nach Polen und Deutschland gefunden. Bisher konnten insgesamt 163 vergleichbare Stücke aus der späten Bronze- und Eisenzeit zusammentragen werden. Die Formen der Schuhgefäße zeigen eine große Variationsbreite. Viele von ihnen tragen Rillenverzierungen, die auf Schnürungen realer Schuhe zurückgehen könnten. Der Großteil der Schuhgefäße ist aus Brandgräbern überliefert.
Nach bisherigen Untersuchungen hatten diese ungewöhnlichen Behälter möglicherweise eine Funktion im Rahmen von Trankzeremonien, bei denen unterschiedliche Flüssigkeiten mithilfe der Gefäße ausgegossen wurden. 

| A. Selent, Landesamt für Kultur und Denkmalpflege Mecklenburg-Vorpommern

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