Fatum – Das Klima und der Untergang des Römischen Reiches

Fatum

Dieses Buch passt in die aufgeregte Gegenwart: Klimawandel, Covid-Pandemie. Das Werk kann so als Dokument unserer Zeit mit ihren Untergangsvisionen gelesen werden. Aktuelle Bezugnahmen fehlen dementsprechend nicht. Aber zuerst ist es Geschichtsschreibung. Es werden nicht nur das Klima, sondern auch Seuchen auf breiter geografischer und interdisziplinärer Quellenbasis – bei vor allem englischsprachiger Literaturgrundlage jenseits der Quellen – vom 2. bis zum 6./7. Jh., von der Mittleren Kaiserzeit bis in Byzantinische Zeit, behandelt.
Bleibt als Ergebnis einer umfänglichen Belegsuche und Analyse nach Harper jedoch nur, dass die Natur »über die (menschlichen) Ambitionen gesiegt« hat; wurde Roms »Schicksal« wesentlich »durch Bakterien und Viren, Vulkanausbrüche und Sonnenzyklen« bestimmt? Der englische Haupttitel – The Fate of Rome – liefert einen engeren Bedeutungs- und Sinnumfang als das lateinische fatum, das mitten in die genannten Problemfelder führt.
Im Kern geht es doch um die – zu wenig allgemein reflektierten – Fragen von Eigenständigkeit individueller und politischer, gesellschaftlicher und ökonomischer Situationen, Ereignissen und Verhaltensweisen gegenüber Naturfaktoren. Und auch das Thema antiker sinngebender Deutungen natürlicher Phänomene und für den Menschen krisenhafter Umweltlagen ist weiter zu fassen; gerade, weil Erklärungen die seelische Widerstandsfähigkeit der Betroffenen erhöhen können. Eine hinterfragende Lektüre des Werkes ist ­also angebracht. 

| Jochen Haas

Produktdetails

Fatum – Das Klima und der Untergang des Römischen Reiches

Kyle Harper
München: C.H. Beck-Verlag 2020, 567 S., 42 Abb., 9 Tab., 26 Karten, 32 Euro.

Cover_AiD_520 Titelthema Germanen

Das könnte Sie auch interessieren!

Neue Herausforderungen durch Klimawandel

Die Klimadebatte ist in vollem Gange. Messbare Schäden in der Natur wie Ernteausfälle und Flächenbrände können auf eine zunehmende Erwärmung zurückgeführt werden. Die Luftbildarchäologie kann zwar davon profitieren – aber nicht alles ist gut.