Bayern – Lieber mit Biber

Der Aufmerksamkeit eines Spaziergängers ist die Entdeckung eines kleinen, aber spektakulären Schmuckdepots am Südhang eines Höhenzuges bei Vogelthal, Stadt Dietfurt a. d. Altmühl, zu verdanken. Der an einem Feiertag nahe einem Wanderweg isoliert und ohne Steinschutz entdeckte Hort musste umgehend im Block geborgen werden. In den Restaurierungslabors des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege und der Archäologischen Staatssammlung wurde er anschließend freigelegt und dokumentiert.

Dietfurt
Dietfurt a. d. Altmühl. Urnenfelderzeitliches Bronzedrahtgehänge mit Biberzähnen, Glas- und Bernsteinperlen. ©St. Friedrich Archäologische Staatssammlung München


Der Kontext der Objekte deutet darauf hin, dass sechs offene rundstabige Armringe mit schräger Strichgruppenzier möglicherweise in einem Beutel oder einem ähnlichen Behälter eng ineinander gepackt niedergelegt wurden. In unmittelbarer Nähe dazu lagen zwei komplette, nur etwa 5,5 cm breite und sehr filigrane Gehänge aus Bronzedraht und Ringen aufeinander. Das Gehänge ist um Tierzähne gewunden, die quasi als Kern dienen. Es handelt sich um Biberzähne. Zwei lose zwischen den Gehängen liegende Bernsteinperlen und eine Glasperle deuten darauf hin, dass beide Anhänger mit einer Schnur aus Stoff oder Leder verbunden waren und paarig auf der Brust getragen wurden.
Komplexe Bronzedrahtgehänge mit Zahnschmuck gehören zu eher seltenen vorgeschichtlichen Schmucktypen. Oft sind sie einem älteren Abschnitt der Urnenfelderzeit (ca. 12. / 13. Jh. v. Chr.) zuzuweisen, was im Fall von Dietfurt durch die Armringe bestätigt wird. Die Verbreitung der Gehänge reicht im nordalpinen Raum von Bayern über die Schweiz bis nach Ostfrankreich. Meist sind sie nur bruchstückhaft erhalten. Bei den bisher bekannten, deutlich größeren Exemplaren fanden oft Eberzähne Verwendung. Die Verwendung von Schneidezähnen des Bibers in bronzezeitlichen Schmuckstücken stellt dagegen eine absolute Besonderheit dar. Bronzezeitliche Deponierungen mit Biberzähnen sind jedoch von den britischen Inseln bekannt.


| H. Schwarzberg, Th. Stöckl, P. Albert, Bayerisches Landesamt für Bodendenkmalpflege

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