Museum Schloss Gottorf erhält wertvollen Nachlass

Hans Jockisch (1897-1978) hat mehr als ein Vierteljahrhundert die Ur- und Frühgeschichte im Raum Altkreis Eckernförde erforscht, Spuren der Geschichte gesammelt und professionell dokumentiert. Darunter sind über 2000 Fotografien von Funden und Fundorten.

Nachlass Hans Jockisch
Museum erhält den wertvollen Nachlass des Heimatforschers Hans Jockisch. © Stiftung Schleswig-Holsteinische Landesmuseen

„Was alles in ein einziges Forscherleben hineinpasst, ist schon erstaunlich. Immerhin war Herr Jockisch ganz nebenbei ja noch Lehrer an der Jungmannschule. Und zwar einer, der von seinen Schülern sehr geachtet worden sein soll.“  Gerade hat Joachim Sebastian voller Hochachtung gemeinsam mit Telse Stoy eine Viertelstunde lang über die große Leidenschaft eines Mannes gesprochen, den die beiden Vertreter der Heimatgemeinschaft Eckernförde nie persönlich kennengelernt haben.

Hans Jockisch (1897-1978) hat mehr als ein Vierteljahrhundert die Ur- und Frühgeschichte in vielen der 46 Gemeinden des Altkreises Eckernförde erforscht, Spuren der Geschichte gesammelt und vor allem die Ergebnisse seiner großen Leidenschaft überaus professionell dokumentiert. Letzteres, fein säuberlich verpackt in 40 Kartons und kleinen Kästchen, befindet sich nun als Nachlass des 1978 verstorbenen Lehrers seit wenigen Tagen im Museum für Archäologie Schloss Gottorf.

Hans Jockisch, den es 1946 von Mecklenburg-Vorpommern ins Ostseestädtchen Eckernförde zog und der bereits 1949 als Sammler und Forscher der Heimatgemeinschaft beitrat, blieb sein Leben lang ohne Frau und Kinder, „so war die Heimatgemeinschaft irgendwie ein logischer Adressat dieses Teils seines Nachlasses“, erklärte die Vereinsvorsitzende Telse Stoy im Rahmen der Übergabe.

Material soll digitalisiert und zu Forschungszwecken zugänglich gemacht werden

Für das Landesmuseum bedankten sich Dr. Volker Hilberg und Dr. Ralf Bleile für das entgegen gebrachte Vertrauen. „Natürlich sind Funde wie Steinwerkzeuge oder Bronzebeile, Fragmente alter Keramiken und dergleichen für uns am Museum sehr wichtig. Doch für die Wissenschaft ist vor allem eine lückenlosen Dokumentation des Fundkontextes von enormer Bedeutung, weil erst dann Zusammenhänge zu anderen Funden oder Orten erkennbar werden oder Fragen anderer Art zu beantworten sind“, betonte der bevollmächtigte Direktor Ralf Bleile.

Auf Schloss Gottorf ist der Wikinger- und Mittelalter-Experte Volker Hilberg seit vielen Jahren vertraut mit Nachlässen und deren Aufarbeitung für Archive. Die akribische Arbeit von Hans Jockisch lobt Hilberg sehr. „Ich habe längst noch nicht alles sichten können, aber es ist bemerkenswert, wie genau und sorgfältig Funde, Fundorte und die Situation der Auffindung dokumentiert wurden. Und ein besonderes Highlight und absolut außergewöhnlich sind natürlich die über 2000 Fotografien, die Herr Jockisch zu diesen Zwecken gemacht hat. In den 50er und 60 Jahren muss das auch irre viel Geld gekostet haben. Es ist wirklich toll, mit diesem Nachlass arbeiten zu können“, so Hilberg.

Um Wissenschaftlern im ganzen Land, aber auch den Mitgliedern der Heimatgemeinschaft Eckernförde um Joachim Sebastian den Nachlass geordnet zu Forschungszwecken zugänglich machen zu können, werden sämtliche Karteikarten, Fotografien und Aufzeichnungen Blatt für Blatt durch Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Zentrums für Baltische und Skandinavische Archäologie (ZBSA) gesichtet und digitalisiert. „In dieser Qualität hätten wir niemals das Material für die Nachwelt erhalten und zugänglich machen können. Deswegen gehört dieser Nachlass ans Landesmuseum.“ Darin waren sich Telse Stoy und Joachim Sebastian einig.

Nach Pressemeldung des Museums für Archäologie Schloss Gottorf