Berlin – Glaubenszeugnisse vom ­Molkenmarkt

Molkenmarkt
Berlin. Befunde eines ­Innenhofs am Molkenmarkt. Der Brunnen des 18. Jh. schneidet mittelalterliche Schichten. Foto: LDA, M. Malliaris

Im Februar 2019 begann das Landesdenkmalamt Berlin mit archäologischen Untersuchungen im Bereich des historischen Berliner Molkenmarktes mit einer Sondage im heutigen Straßenbereich des Mühlendamms in Berlin-Mitte (AiD 4 / 2019, S. 50). Anlass der sich in den nächsten Jahren fortsetzenden, insgesamt 2,5 ha erschließenden Großgrabung ist das Vorhaben des Berliner Senats, vier große Wohnblöcke am ehemaligen Standort alter Quartiere zu errichten.

Seit September 2019 untersuchen zwei Ausgrabungsteams jeweils eine der insgesamt vier zur Neubebauung vorgesehenen Flächen. Die historischen Wohn- und Wirtschaftsquartiere wurden bereits in den 1930er Jahren abgerissen und bis 1969 zu einem Straßenkreuzungs- und Platzbereich vor dem Alten Stadthaus umgestaltet, dem ehemaligen Sitz des Ministerpräsidenten der Deutschen Demokratischen Republik.

Unmittelbar unter der Platzfläche kommt nun die historische Bebauung des Altstadtquartieres zum Vorschein. Das Viertel war von größeren und kleineren Hofanlagen geprägt. Insbesondere in diesen nicht unterkellerten Innenflächen haben sich zahlreiche Reste der mittelalterlichen Bebauung erhalten. Es fanden sich beispielsweise die Reste eines in der zweiten Hälfte des 15. Jh. abgebrannten Fachwerkbaus. Die darunterliegenden Reste ­älterer Hausbauten dokumentieren die kontinuierliche Nutzung dieses Standortes seit dem 13. Jh. Unter den Funden aus der Untersuchungsfläche stechen zwei Objekte hervor, die exemplarisch für die Glaubensumbrüche in Spätmittelalter und früher Neuzeit stehen. Zum einen eine kleine Madonnenfigur aus feinem weißem Ton. Diese ist nach vergleichbaren Funden in die zweite Hälfte des 15. Jh. zu stellen. Zum anderen das Fragment einer farbig bemalten Kachel mit dem Porträt Martin Luthers aus dem 16. Jh. Während die Madonnenfigur für einen Hausaltar geschaffen wurde, zierte die Kachel den repräsentativen Ofen eines Haushaltes aus der Zeit der Reformation.

| S. Heber, B. Zängle, Landesdenkmalamt Berlin

Cover AiD 420 Gründerzeit

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