Studie zu Porträtmumien aus Sakkara erschienen

Studie
3D-Rekonstruktion der weiblichen Mumie an den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden. Die Rekonstruktion zeigt die Mumie der Frau im Inneren ihrer kunstvoll verzierten textilen Umhüllung. Ebenso zu erkennen sind zahlreiche, verstreut liegende Perlen im Brustraum. © German Mummy Project, rem

Drei besondere Mumien stehen erstmals im Mittelpunkt einer umfassenden Studie: die einzig komplett erhaltenen Mumien mit Mumienporträt und Mumientuch aus Sakkara. Sie gelten als seltene Beispiele für die Mumifizierungstradition in der Nekropole in spätrömischer Zeit (3.–4. Jahrhundert n. Chr.). Ein internationales Team aus Mumienforschern und Ägyptologen hat neben Fund- und Sammlungsgeschichte sowie dem aufwändigen Dekorationsprogramm zum ersten Mal CT-Aufnahmen der Mumien analysiert und alle Erkenntnisse zusammengeführt. Die Ergebnisse wurden jetzt in der renommierten Online-Fachzeitschrift PLOS ONE veröffentlicht.

Die drei Mumien sind aufwändig geschmückt. Sie wurden in Leichentücher gehüllt, die neben Porträts der Verstorbenen mit religiösen Motiven und Symbolen bemalt wurden. Ins Auge stechen zahlreiche Vergoldungen und kunstvolle Stuck-Elemente. Die Mumie des Mannes und eine der Frauenmumien befinden sich heute in der Skulpturensammlung der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden, die andere Frauenmumie im Ägyptischen Museum in Kairo.

Für die beiden Dresdner Mumien lässt sich die Fund- und Sammlungsgeschichte sehr gut nachvollziehen. Sie wurden 1615 in Sakkara, der berühmten Nekropole nahe der altägyptischen Hauptstadt Memphis, ausgegraben und waren die ersten Porträtmumien, die in Europa bekannt wurden. 1728 gelangten sie durch Ankauf in die Sammlung von Friedrich August I., Kurfürst von Sachsen – besser bekannt als August der Starke. Die Neupräsentation der Skulpturensammlung bis 1800 im Semperbau am Zwinger im Jahr 2020 gab den Anstoß für die aktuelle Erforschung. Dabei arbeitete ein interdisziplinäres Team aus Wissenschaftler*innen des German Mummy Project an den Reiss-Engelhorn-Museen in Mannheim, der Staatlichen Kunststammlungen in Dresden, des Instituts für Mumienforschung – Eurac Research in Bozen und der amerikanisch-ägyptischen Horus Study Group Hand in Hand.

Nachdem die Dresdner Mumien bereits zu DDR-Zeiten geröntgt wurden, wurden sie jetzt erstmals mit einem Computertomografen gescannt. Dieses moderne Verfahren lieferte hochauflösende Bilder. Schicht für Schicht konnten die Expert*innen so ins Innere der prächtigen Umhüllung sehen, ohne diese zu beschädigen. Sie fertigten dreidimensionale Rekonstruktionen der Leichname sowie der beiliegenden Objekte an. Überraschend zeigten sich Mumienbretter unter den Körpern, Perlenschmuck sowie Siegel, Nägel und zwei Münzen oder Medaillons. Die Analyse der Dresdner Mumien sowie der Mumie in Kairo ermöglichten spannende Rückschlüsse auf Erhaltung, Mumifizierungstechnik, Geschlecht, Größe, Sterbealter, anatomische Besonderheiten sowie Krankheiten. Die beiden Frauen und der Mann von vermutlich hohem gesellschaftlichem Stand starben vergleichsweise jung, wobei die genaue Todesursache nicht ermittelt werden konnte. Die Wissenschaftler*innen konnten allerdings nachweisen, dass der Mann an Karies litt und eine der Frauen an Arthritis am Knie.

Zum PLOS ONE-Beitrag

Nach einer Pressemeldung der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden

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