Borgstedt: Bemalte Keramik der Vorrömischen Eisenzeit

Borgstedt
Seltener Nachweis bemalter Keramik in Schleswig-Holstein als Zeugnis für kulturelle Einflüsse aus dem Süden © ALSH

Im Sommer 2020 wurde in Borgstedt bei archäologischen Untersuchungen im Vorfeld der Erweiterung des Betriebsgeländes der Abfallwirtschaft Rendsburg-Eckernförde ein Urnengräberfeld der älteren Vorrömischen Eisenzeit vollständig ergraben. Auf einer ca. 1,3 ha großen Fläche fanden sich 90 Bestattungen, bei denen es sich überwiegend um mit einem Steinschutz versehene und auf einem Sockelstein oder in einem Steinnest stehende Urnen handelte. In zwei Fällen standen die Urnen auf einem Schlagstein aus Quarzit.

Die Hauptkonzentration der Bestattungen befand sich im Südwesten der Grabungsfläche, von wo aus die Verteilung der Urnen mit größer werdenden Abständen fächerförmig nach Norden bis Nordosten streute. Anhand der Beigaben datiert das Gräberfeld in die Stufe Ib (nach Hingst) der Vorrömischen Eisenzeit (5. Jh. v. Chr.).

Der überwiegende Teil der Bestattungen war durch die landwirtschaftliche Nutzung der Fläche im oberen Bereich gestört. Lediglich in 11 Fällen waren die Urnen gut bis sehr gut erhalten und konnten im Stück geborgen werden.

Eine dieser besonders gut erhaltenen Urnen hob sich durch ihre Beigaben, welche sich in Quantität wie auch Qualität von denen der anderen Bestattungen unterschieden, deutlich ab. In der Urne fand sich eine Paukenfibel mit abgebrochenem Fibelfuß. Es scheint sich um eine Doppelpaukenfibel vom Typ VI/3 zu handeln, welche in die Stufe HaD3 datiert. Weitere herausragende Fundstücke aus dieser Bestattung sind u. a. ein 105 g schwerer Ösenring mit Neben-Ösen, sowie mehrere Reste von verzierten Glasperlen.

Eine weitere Besonderheit ist der Nachweis bemalter Keramik in Borgstedt. Dabei handelt es sich um eine stark zerscherbte Urne mit einem rot gefärbten Sparrenmuster auf der Schulter. Das Borgstedter Gefäß ist der 11. Nachweis bemalter Keramik in Schleswig-Holstein und das bisher am weitesten nördlich gefundene Exemplar.

Die zu Beginn der Vorrömischen Eisenzeit auftretende und nur kurzfristig nachweisbare Erscheinung des geometrischen Zierstiles in Kombination mit Bemalung ist ein Zeugnis für kulturelle Einflüsse aus dem Süden. Dieser Einfluss und dessen Weg in den Norden spiegelt sich auch in der Verbreitung der Paukenfibeln wider, welche bis nach Schleswig-Holstein ausstrahlt.

Auch in botanischer Hinsicht ist das Gräberfeld von Borgstedt interessant. So war die Unterseite des Bodens einer Urne mit etwa 100 Abdrücken von Knöterich-Samen (Polygonum sp.) übersät. Ob es sich hierbei um eine intentionelle Anbringung der Abdrücke oder um eine zufällige Verunreinigung während des Herstellungsprozesses des Gefäßes handelt, kann nicht gesagt werden.

Nach Pressemitteilung des Archäologischen Landesamts Schleswig-Holstein

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