Geschirr für die Hansestadt Hamburg

Geschirr
Hamburg-Altona: Grube mit Töpfereiabfällen auf dem Areal des Struensee-Gymnasiums. Foto: M. Kaube/Arcontor Project GmbH, Cremlingen

Vor der Neubebauung des Struensee-Gymnasiums im ehemals dänischen Altona fanden Erdarbeiten statt, die von der Grabungsfirma Arcontor begleitet wurden. Das knapp 3 ha große Areal zwischen Königstraße und Struenseestraße war vor dem Zweiten Weltkrieg dicht bebaut, darunter das Christianeum, das 1683 als Lateinschule gegründet an der Hoheschulstraße stand. In der Nachkriegszeit wurde der Bombenschutt einplaniert und das gesamte Areal mit Schulgebäuden bebaut.

Beim Auskoffern von Baugruben für einen Aula-Neubau und ein Schulgebäude waren bereits 1963 und 1964 vier Gruben in 4 m Tiefe entdeckt worden, die große Mengen an Geschirr und Ofenkacheln aus Fayence, vereinzelt auch rotirdene, schwarz glasierte Ofenkacheln enthielten. Es handelte sich um Abfälle der Fayencemanufaktur Mewe, die nach der schriftlichen Überlieferung schon vor 1770 an der ehemaligen Catharinenstraße mit der Poduktion begann und diese um 1803 aufgrund der Konkurrenz durch Porzellan und englisches Steingut einstellte.

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KachelOFENKacheln

Bis in die Gegenwart weiß man die Annehmlichkeiten eines Kachelofens zu schätzen. Das ausgereifte Prinzip hat eine lange Geschichte. Archäologen gehen dieser durch und durch mitteleuropäischen Erfindung auf den Grund.

Jüngst konnten nun zwei weitere Abfallgruben entdeckt werden, die im Gegensatz zu denen von 1963 / 64 ausnahmslos bleiglasiertes Haushaltsgeschirr und schwarz glasierte Ofenkacheln aus rotgebranntem Ton enthielten. Das Haushaltsgeschirr umfasst gestielte dreibeinige Grapen, von denen einige wenige bemalt sind und die als Kochtöpfe im offenen Herdfeuer standen, sowie Schalen bzw. Schüsseln mit Querhenkeln. Bei einem Großteil handelt es sich um Fehlbrände. Relikte der bekannten Fayenceproduktion in Form rechteckiger Blattkacheln mit figürlichen Szenen und Landschaftsmotiven in den Farben Blau und Manganviolett konnten ebenso geborgen werden und gehören zum Typus der »Hamburger Öfen«.

Die neuen Funde zeigen, dass vor Beginn der Fayenceproduktion eine ältere Töpferei bestand, die in erster Linie Haushaltsgeschirr, aber auch schwarz glasierte Ofenkacheln in der ersten Hälfte des 18. Jh. fertigte. Deutlich vor 1770 wurde dann die Produktion auf Fayencen umgestellt. Das belegen modelgleiche Funde von schwarz glasierten Kacheln und Fayencekacheln. Überliefert ist, dass der Gründer der Manufaktur Jürgen Mewe 1756 das Grundstück an der Catharinenstraße erwarb. Unter ihm erfolgte die Umstellung auf Fayencen, die von Kachelöfen im Rokokostil über Tafelgeschirr und -aufsätze bis hin zu Vasen, Leuchtern und Wandfliesen reichte. 

| E. Först, Archäologisches Museum Hamburg/Helms Museum, Abteilung Bodendenkmalpflege

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