Römischer Straßenabschnitt in Seengen entdeckt

Bei Ausgrabungen im Vorfeld eines Bauprojekts an der Hinterdorfstrasse in Seengen entdeckte die Kantonsarchäologie den Abschnitt einer römischen Straße. Dieser gehörte zu einer wichtigen Überlandstraße, die in der Römerzeit das Mittelland erschloss.

Nach einem ersten Baggerabtrag legt das Grabungsteam der Kantonsarchäologie die Oberfläche der Kiesstrasse sorgfältig von Hand frei.
Nach einem ersten Baggerabtrag legt das Grabungsteam der Kantonsarchäologie die Oberfläche der Kiesstraße sorgfältig von Hand frei. Bild: Kanton Aargau

An der Hinterdorfstrasse in Seengen entsteht in diesem Jahr eine Überbauung mit acht Mehrfamilienhäusern. Im Vorfeld des Bauprojekts führt die Kantonsarchäologie derzeit Ausgrabungen im Bauareal durch. Dabei entdeckte sie das Teilstück eines römischen Straßenkoffers.

Die römische Seetalstraße

Aufgrund älterer Untersuchungen in den Nachbarparzellen erwartete man zunächst bronzezeitliche und mittelsteinzeitliche archäologische Überreste. Nun stieß das Grabungsteam der Kantonsarchäologie nur 30 Zentimeter unter dem Humus auf ein mächtiges Kiespaket. Dieses ist rund 7 Meter breit und 40 Zentimeter mächtig. Innerhalb dieses Kieskoffers fanden sich römische Dachziegel, die belegen, dass es sich um eine römische Straße handelt. Dabei dürfte es die „römische Seetalstraße“ sein.

Die Straße wurde in römischer Zeit einmal erneuert, was sich durch zwei unterschiedliche Kieskofferungen zeigt. Talseitig der Straße lag – wie üblich bei römischen Straßen – ein Graben, der etwa 1 Meter breit und rund 80 Zentimeter tief war. Kalkablagerungen im Graben zeigen, dass darin über längere Zeit Wasser stand. In Anbetracht der großen Mengen an Hangwasser und mehrerer Bäche in der Umgebung macht die großzügige Dimension des Straßengrabens Sinn.

	Der Grössenvergleich: Das Grabungsteam der Kantonsarchäologie bestehend aus drei Personen auf dem 7 Meter breiten römischen Strassenabschnitt. Der Grabungsmitarbeiter hinten rechts steht im ausgehobenen Strassengraben.

Der Größenvergleich: Das Grabungsteam der Kantonsarchäologie bestehend aus drei Personen auf dem 7 Meter breiten römischen Straßenabschnitt. Der Grabungsmitarbeiter hinten rechts steht im ausgehobenen Straßengraben. Bild: Kanton Aargau

Eine wichtige Verbindung

Die Straße war ein wichtiger Verkehrsweg für die römischen Gutshöfe. Sie lagen in regelmäßigen Abständen in Straßennähe. Auf der Straße wurden Waren und die Post transportiert, auf ihr reisten Menschen und das Militär. Obwohl im römischen Straßenabschnitt in Seengen keine Funde geborgen wurden, die eine präzise Datierung erlauben, kann man davon ausgehen, dass die Straße schon zur Bauzeit der römischen Gutshöfe im 1. Jahrhundert nach Christus bestand.

Ein weiteres Teilstück der römischen Straße ist aus Egliswil, unmittelbar nördlich von Seengen, bekannt. Beide Straßenabschnitte gehörten zu einer Überlandstraße, die zur Erschließung des Mittellands diente. Die Straße führte vom römischen Lenzburg nach Seengen. Von hier verlief sie vermutlich weiter ins Zugerland und Richtung Bündner Pässe. Die Passübergänge führten ins südalpine Straßensystem, das schlussendlich bis nach Rom reichte.

Nach einer Pressmeldung des Kanton Aargau.

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