Goldmine enthüllt frühe Spuren des Menschen

In einer alten Goldmine in der Ostsahara entdeckten Goldsucher einige der frühesten Spuren menschlichen Lebens. Die Funde datierten Forschende auf 1,8 Millionen Jahre.

Die Goldmine ist verlassen aber die spektakulären Funde bleiben. Werkzeuge wurden in ältester datierbarer Schicht in der Sahara gefunden.
Ausgrabung in der Sahara. Credit: M. Masojć

Goldrausch ermöglicht neue Entdeckungen

Archäologen der Universität Wrocław stießen etwa 70 km östlich der heutigen Stadt Atbara auf einen Hort von Werkzeugen. Sie gehörten zur afrikanischen Variante des Homo erectus, dem Vorfahren des Menschen (Homo sapiens).

Unter den Hunderten von Artefakten befanden sich massive, mandelförmige Beile. Die Beile ähnelten Fäusten, wogen mehrere Kilogramm und hatten auf beiden Seiten abgeschlagene Kanten. An der Verbindungsstelle bilden sie eine Spitze.

„Im östlichen Teil des Sudans, in der östlichen Wüste, brach wie an vielen Orten in der Sahara ein Goldrausch aus. Die Menschen legten dabei hier eine behelfsmäßige Goldmine an. Beim Freilegen nachfolgender Schichten stießen die Bergleute auf mehrere Hunderttausend Jahre alte Werkzeuge.“

Durch die Untersuchung von Erd- und Sandschichten über den Objekten mit der Methode der optisch stimulierten Lumineszenz (OSL) konnten die Archäologen das Alter der Werkzeuge bestimmen.

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Artefakte im Experiment

Experimente sind zu einem wichtigen Baustein der Archäologie geworden. Unter nachvollziehbaren Bedingungen werden widerlegbare Thesen der Forscher mit naturwissenschaftlichen Methoden auf ihre Plausibilität geprüft. Die so erzielten Ergebnisse bringen unser Wissen über das menschliche Verhalten und die Evolution entscheidend voran.

Goldmine war eine Werkstatt

Der Leiter des Forschungsprojekts, Professor Mirosław Masojć vom Institut für Archäologie der Universität Wrocław, sagte: „Es stellte sich heraus, dass sie etwa 390.000 Jahre alt sind. Das bedeutet, dass die Schichten darunter sicherlich älter sind, und aufgrund der Verarbeitung glaube ich, dass die Werkzeuge über 700.000 Jahre alt sein könnten. Sie sind vielleicht sogar eine Million Jahre alt, wie ihre Gegenstücke, die man im Süden Afrikas entdeckte.“

Zuvor hatte das Team von Professor Masojć bereits Handbeile und andere Werkzeuge entdeckt, jedoch niemals solche, die technologisch so nah an denen aus dem äquatorialen Afrika lagen oder so alt waren.

Es wird nun vermutet, dass sich an dem Ort der Goldmine damals eine Werkstatt befand, in der die Menschen Werkzeuge hergestellten, denn sowohl fertige „Produkte“ als auch Abschläge, die bei ihrer Herstellung entstanden, blieben erhalten.

Die Faustbeile aus der Goldmine in der Sahara.
Die in der Goldmine in der Sahara gefundenen Werkzeuge. Credit: M. Masojć

Datierung von Schichten sonst schwer möglich

Masojć fügte hinzu, dass dies die ältesten bekannten menschlichen Schöpfungen mit einer so gut bestätigten Chronologie aus Ägypten und dem Sudan sind. Er sagte: „Antike Werkzeuge finden wir in Wüsten, aber noch nie wurden sie wie jetzt in Schichten angetroffen, die es erlauben würden, ihr Alter sicher zu bestimmen.“

Bislang haben die Forscher fast 200 Fundstellen gefunden, an denen sich paläolithische Steinprodukte erhalten haben. Einige davon befinden sich in anderen Minen. Sie liegen etwa 350 km nördlich von Khartoum. In einer solchen Goldmine findet man alle Arten von Werkzeugen, die sowohl der Homo erectus als auch der Homo sapiens benutzte. Das Alter der Werkzeuge variiert stark, von über einer halben Million bis zu 60.000 Jahren.

Zukunft für Grabungen im Sudan unklar

Masojć sagte, es sei nicht auszuschließen, dass es noch ältere Artefakte in den tieferen Teilen der Minen gibt, fügte aber hinzu, dass der Zugang zu ihnen derzeit schwierig ist.

Er sagte: „Die letzte Forschungssaison fand Ende 2019 statt, als die politische Lage bereits sehr angespannt war, und schließlich gab es einen Putsch im Sudan und das langjährige Regime wurde gestürzt. Die Arbeit war logistisch sehr schwierig: Es gab Treibstoffknappheit, wir mussten Proteste vermeiden, Menschen starben.“

Der Artikel zu den Untersuchungen wurde in Plos One veröffentlicht. Ausführliche Informationen über das Projekt finden Sie hier . Nach Pressemeldung des polnischen Ministeriums für Bildung und Wissenschaft.

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