Latrine aus dem Mittelalter bleibt erhalten

Latrine aus dem 14. Jahrhundert wurde hier gefunden: in berlin-Mitte
Fischerinsel, Berlin-Mitte,. Credits: akg-images.

Latrine geht auf Reisen

2016 entdeckten Archäologen bei Ausgrabungen eine Latrine aus dem 14. Jahrhundert und nun laufen auf der Fischerinsel in Berlin-Mitte Vorbereitungen, um sie zu bergen. Und so soll am 28. April 2021, voraussichtlich ab ca. 9.30 Uhr, die Latrine mit Hilfe eines Schwerlastkrans von ihrem Originalfundort in ein Zwischenlager neben der Baugrube umgesetzt werden. Sobald die Neubauarbeiten abgeschlossen sind, kommt der Fund aus dem Mittelalter in die Grünanlage östlich des Neubaus. Und dort wird das historische Bauwerk – geschützt durch einen Pavillon – von der Öffentlichkeit besichtigt werden können.

Die Umsetzungsaktion können Schaulustige von der Straße aus (Mühlendamm und von der Straße Fischerinsel) beobachteten. Allerdings ist die Latrine dann bereits gut verpackt und selbst nicht sichtbar.

In den letzten Wochen hat ein Team von Restauratoren das Steinbauwerk „reisefertig“ vorbereitet. Um das fragile Objekt unbeschadet zu transportieren, waren zunächst zahlreiche Sicherungsmaßnahmen nötig. Dazu gehört u. a. das Festigen des Mörtels, ein Verfugen von Rissen und besonders eine stabile Verpackung und Aussteifung.

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Lange Zeit genügten einfache Ringmauern, um die mittelalterlichen Städte und Burgen zu schützen. Doch spätestens ab dem 15. Jh. stellten Schießpulver und Feuerwaffen neue Herausforderungen an das Befestigungswesen. Es entstanden völlig neue Festungsanlagen, die auf die Anforderungen der modernen Waffentechnik abgestimmt waren.

Ausgrabungen vor Neubau

Die WBM Wohnungsbaugesellschaft Berlin-Mitte mbH baut auf der Fischerinsel 210 Mietwohnungen. Ab voraussichtlich Juli 2023 werden hier die Wohnungsmieter, Gastronomie, Läden und eine Kita einziehen. Im Vorfeld der Bauarbeiten kamen 2016/17 und wie üblich die Archäologen zum Einsatz, denn gerade an einem geschichtsträchtigen Ort wie der Fischerinsel – die mittelalterliche Keimzelle der Doppelstadt Berlin/Cölln – ist immer mit interessanten Funden zu rechnen. Bis in knapp ca. fünf Meter Tiefe waren Fundamente, Keller von Gebäuden, Hof- und Wegebefestigungen, Brunnen und die Latrine erhalten, deren älteste Spuren bis in die Stadtgründungszeit um 1200 zurückgehen.

„Damit wir diese wichtigen Zeugnisse der Geschichte nicht ungesehen zerstören, müssen wie sie rechtzeitig vor Baubeginn sorgfältig dokumentieren und die Funde bergen. Dass ein ganzes Bauteil – in diesem Fall eine komplette Latrine – erhalten wird, ist eine Besonderheit“, sagte Landeskonservator Dr. Christoph Rauhut. „Wir danken der WBM, dass sie so verantwortungsbewusst mit Berlins historischem Erbe umgeht und den Fund in Zukunft sogar öffentlich zugänglich machen wird.“

Zusammenarbeit zwischen Denkmalamt und Wohnungsbaugesellschaft

WBM-Geschäftsführerin Christina Geib ergänzt: „Wir unterstützen die Grabungen im Auftrag des Landesdenkmalamts gerne. Denn hier baut die WBM mittendrin, auf einem Gelände, wo es seit mehr als über 800 Jahren eine städtische Siedlung gibt, ein Stück des künftigen Berlins. Wir sind uns der Verantwortung für das historische Erbe unserer Stadt bewusst und freuen uns darauf, wenn die mittelalterliche Ziegelstruktur bald neben unserem modernen Neubau zu besichtigen ist.“
Die mit 1,8 m Seitenlänge quadratische Latrine wurde aus großformatigen Ziegelsteinen errichtet und hatte eine Tiefe von knapp 2 m. Latrinen wurden regelmäßig entleert, bevor sie verfüllt wurden. Die aus ergänzten Gefäßen und Tierknochen bestehende Verfüllung der Latrine bildet ein zeitlich geschlossenes Ensemble aus vermutlich einem Haushalt des 14. Jahrhunderts, darunter vielleicht sogar als „Nachtgeschirr“ gebrauchte Keramik.

Die Latrine ist von besonderer stadtgeschichtlicher Bedeutung, weil sie eines der ältesten profanen Ziegelbauwerke Berlins darstellt. Sie ist ein Anzeichen für die zunehmende wirtschaftliche Konsolidierung Berlins, denn zumeist wurde in dieser Zeit noch mit Holz gebaut.

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