Besatzungsmitglied der Erebus identifiziert


Mit der DNA-Probe eines lebenden Nachkommens hat ein Forscherteam die Überreste von John Gregory, Ingenieur an Bord der HMS Erebus, identifiziert

Gesichtsrekonstruktion des Mitglieds der Erebus-Besatzung John Gregory.
Gesichtsrekonstruktion des John Gregory, HMS EREBUS, Credits: DIANA TREPKOV/ UNIVERSITÄT VON WATERLOO

Identitätsbestätigung durch DNA-Analysen

Die Identität der skelettierten Überreste eines Mitglieds der Franklin-Expedition von 1845 wurde durch DNA- und genealogische Analysen von einem Forscherteam der University of Waterloo, der Lakehead University und der Trent University bestätigt. Es ist das erste Mitglied der verhängnisvollen Expedition, das durch DNA eindeutig identifiziert werden konnte.

DNA aus Zahn- und Knochenproben, die 2013 geborgen wurden, bestätigten, dass es sich um die Überreste von Warrant Officer John Gregory, Ingenieur an Bord der HMS Erebus, handelt. Die Ergebnisse stimmten mit einer DNA-Probe überein, die von einem direkten Nachkommen Gregorys stammt.

Die Überreste des Offiziers fand man wurden auf King William Island, Nunavut. „Wir wissen jetzt, dass John Gregory einer von drei Expeditionsmitarbeitern war, die an diesem Ort in der Erebus-Bucht an der Südwestküste von King William Island starben“, sagt Douglas Stenton, außerordentlicher Professor für Anthropologie in Waterloo und Mitautor eines neuen Artikels über die Entdeckung.

„Dass die Überreste von John Gregory als erste durch eine genetische Analyse identifiziert werden konnten, ist ein unglaublicher Tag für unsere Familie und für alle, die sich für die verhängnisvolle Franklin-Expedition interessieren“, sagt Gregorys Ur-Ur-Ur-Enkel Jonathan Gregory aus Port Elizabeth, Südafrika. „Die ganze Familie Gregory ist dem gesamten Forschungsteam äußerst dankbar für ihre Hingabe und harte Arbeit, die so wichtig ist, um Stücke der Geschichte freizulegen, die so lange in der Zeit eingefroren waren.“

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Sir John Franklins Nordwestpassage-Expedition von 1845 mit 129 Seeleuten auf zwei Schiffen, Erebus und Terror, erreichte 1845 die Arktis. Im April 1848 verließen 105 Überlebende in einem verzweifelten Fluchtversuch ihre im Eis eingeschlossenen Schiffe. Jedoch würde keiner von ihnen überleben. Seit Mitte des 19. Jahrhunderts fand man auf der King-William-Insel skelettierte Überreste von Dutzenden von Besatzungsmitgliedern, aber keinen von ihnen konnte man eindeutig identifizieren.

Bis heute extrahierten Forschende die DNA von 26 weiteren Mitgliedern der Franklin-Expedition aus Überresten. Sie fand man an neun archäologischen Orten entlang der Linie des Rückzugs von 1848. „Die Analyse dieser Überreste hat zudem auch andere wichtige Informationen über diese Individuen ergeben. Einschließlich ihres geschätzten Alters zum Zeitpunkt des Todes, ihrer Statur und ihres Gesundheitszustandes“, sagt Anne Keenleyside. Sie ist Professorin für Anthropologie in Trent und Mitautorin der Studie.

Drei Jahre überlebte er im Eis

„Wir sind der Familie Gregory sehr dankbar, dass sie ihre Familiengeschichte mit uns geteilt und uns DNA-Proben zur Unterstützung unserer Forschung zur Verfügung gestellt hat. Wir möchten andere Nachkommen von Mitgliedern der Franklin-Expedition ermutigen, unser Team zu kontaktieren, um zu sehen, ob wir ihre DNA zur Identifizierung der anderen 26 Personen verwenden können“, sagt Stenton.

Genealogische Aufzeichnungen wiesen auf eine direkte, väterliche Beziehung in der fünften Generation zwischen dem lebenden Nachkommen und John Gregory hin. „Es war ein Glücksfall, dass die gesammelten Proben gut erhaltenes genetisches Material enthielten“, sagt Stephen Fratpietro vom Lakehead Paleo-DNA-Labor, der einer der Mitautoren ist.

Vor dieser DNA-Übereinstimmung waren die letzten Informationen über seine Reise, die Gregorys Familie bekannt waren, in einem Brief, den er am 9. Juli 1845 aus Grönland an seine Frau Hannah schrieb, bevor die Schiffe in die kanadische Arktis einfuhren.

Diese neueste Entdeckung hilft, die Geschichte der Franklin-Opfer zu vervollständigen, sagt Robert Park, Anthropologie-Professor in Waterloo und Co-Autor. „Die Identifizierung beweist, dass Gregory drei Jahre im Eis eingeschlossen an Bord der HMS Erebus überlebte. Aber er kam 75 Kilometer südlich in der Erebus-Bucht ums Leben.“

Die Überreste von Gregory und zwei anderen wurden erstmals 1859 entdeckt und 1879 beigesetzt. Das Grab wurde 1993 wiederentdeckt, und 1997 wurden einige Knochen, die durch die Störung des Grabes freigelegt worden waren, in einen Steinhaufen mit einer Gedenktafel gelegt. Das Grab grub man im Rahmen der Forschung dann 2013 erneut aus. Nachdem Abschluss der Analyse brachten die Forschende alle Überreste 2014 an den Ort zurück. Dort fand Gregory seine hoffentlich wirklich letzte Ruhestätte in einem neuen, größeren Gedenkhügel.

Nach Pressemeldung der UNIVERSITÄT VON WATERLOO.

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