Wasserfahrzeuge der Steinzeit

Die umfangreiche „Handarbeit“ bei der Herstellung der Wasserfahrzeuge der Steinzeit ist heutzutage auch für erfahrene Handwerker nicht ganz einfach.
Die umfangreiche „Handarbeit“ bei der Herstellung der Wasserfahrzeuge der Steinzeit ist heutzutage auch für erfahrene Handwerker nicht ganz einfach. © Landesamt für Denkmalpflege im Regierungspräsidium Stuttgart/Bild: M. Schaefers zu nennen

Archäologen befassen sich mit alten Techniken der Einbaum-Herstellung

Mit der Bergung eines acht Meter langen Einbaums im Seerhein bei Konstanz wird die Bedeutung früher Wasserfahrzeuge auch am Bodensee nachgewiesen. Erste Belege für die Nutzung von Einbäumen reichen bis in die Mittlere Steinzeit, etwa 9650-5500 vor Christus, zurück. Aus der Jungsteinzeit, Bronze- und Eisenzeit ebenso wie aus römischer Zeit und dem Mittelalter kennt man vielzählige Einbaum-Funde aus ganz Europa. Wie aber wurden diese Wasserfahrzeuge damals hergestellt? Dieser Frage widmeten sich auf Initiative des Pfahlbauten-Informationszentrums Baden-Württemberg Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des dendrochronologischen Labors des Landesamts für Denkmalpflege (LAD) im Regierungspräsidium Stuttgart zusammen mit Experimentalarchäologen im Rahmen eines Workshops vom 21. April 2021 bis 23. April 2021 in Wangen (Gemeinde Öhningen).

In Baden-Württemberg sind neben dem Einbaum im Seerhein vor allem die zahlreichen Einbaum-Funde aus dem Federseegebiet bekannt. Unter Sauerstoffabschluss bleibt das Holz – in diesem Fall im Moor – erhalten, sodass eine jahrgenaue Datierung möglich ist und Bearbeitungsspuren am Holz beobachtet werden können. Zahlreiche Werkzeuge aus Knochen, Stein und Metall, teilweise mit zughörigen Schäftungen, sind bekannt aus Pfahlbausiedlungen.

Ein vollständig erhaltener spätbronzezeitlicher, etwa 1050 bis 850 vor Christus, Einbaum aus der Wasserburg Buchau, Stadt Bad Buchau, wurde als Vorbild für den experimentellen Nachbau gewählt. Mit originalgetreu nachgebauten Werkzeugen wurde ein zuvor grob zugerichteter Einbaum aus Pappelholz fertiggestellt. Zudem wurden an mehreren prähistorisch häufig genutzten Holzarten wie Eiche, Linde, Esche und Buche mit verschiedenen Werkzeugen systematisch Versuche durchgeführt und wissenschaftlich dokumentiert. Die Vergleichssammlung soll später bei der Auswertung der originalen Funde aus archäologischen Fundstellen unterstützen.

Weitere Teams widmeten sich während des Workshops der Aufgabe, je einen Einbaum frei zu gestalten. Ursprünglich sollte die Seetauglichkeit der Wasserfahrzeuge von Freitag,14. Mai bis Sonntag, 16. Mai 2021, ebenfalls in Wangen, im Rahmen der Einbaum-Regatta zum zehnjährigen Jubiläum der Aufnahme der „Prähistorischen Pfahlbauten um die Alpen“ in die UNESCO-Welterbeliste getestet werden. Aufgrund der Corona-Verordnung des Landes sind Veranstaltungen bis zum Samstag, 22. Mai 2021, abgesagt. Daher muss die Einbaum-Regatta ein weiteres Mal verschoben werden. Sollte sich im Laufe des Sommers ein neuer Termin im Einklang mit der Corona-Verordnung ergeben, finden Sie aktuelle Informationen hierzu unter www.unesco-pfahlbauten.org.

Pressemitteilung des Landesamts für Denkmalpflege im Regierungspräsidium Stuttgart

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