Schiffsgräber aus der Wikingerzeit geben Rätsel auf

Archäologen schlossen neue detaillierte Untersuchungen der wikingerzeitlichen Schiffsgräber in Hjarnø, Dänemark ab. Sie verfolgten das Ziel die Ursprünge und die Beschaffenheit des Kalvestene-Grabfeldes, einer berühmten Stätte in der skandinavischen Folklore, zu untersuchen.

Foto der Schiffsgräber
Wikingerzeitliche Schiffsgräber in Hjarnø, Dänemark. Credits: Flinders University.

Wie viele Schiffsgräber gibt es?

Die Archäologen der Flinders University führten detaillierte Untersuchungen durch, um festzustellen, ob eine Illustration der Stätte aus dem 17. Jahrhundert, die der berühmte Antiquar der Aufklärung, Ole Worm, angefertigte, korrekt ist. Die Zeichnung wurde bei der ersten Untersuchung angefertigt. Diese führte das Nationalmuseum von Dänemark vor fast einem Jahrhundert durch. Damals hatte man zehn Gräber auf einer kleinen Insel vor der Ostküste entdeckte und restaurierte sie.

Die Grabstätte besteht aus Monumenten, die der Legende nach an einen König namens Hiarni erinnern. Man krönte ihn nachdem er ein wunderschönes Gedicht über den Tod des alten Königs geschrieben hatte. Schließlich besiegten ihn seine Gegner in einer Schlacht auf der Insel.

Die Forschungen zeigen, dass das Design des berühmten Kalvestene-Grabfeldes ungewöhnlich ist, wenn man es mit anderen dänischen Stätten aus derselben Zeit vergleicht. Denn diese weisen typischerweise neben den schiffsförmigen auch kreisförmige, ovale oder dreieckige Steinsetzungen auf. Stattdessen gibt es starke Parallelen zu südschwedischen Stätten, was Fragen nach Verbindungen zwischen den beiden Regionen aufwirft.

Ole Worm’s Zeichnungen aus dem Jahr 1650 zeigten mehr als 20 Schiffsgräber an diesem Ort. Wohingegen die von den Forschern gesammelten Daten darauf hindeuten, dass es wahrscheinlich nie so viele Schiffssetzungen gab. Jedoch konnten sie möglicherweise zwei neue Schiffssetzungen identifizieren.

„Unsere Untersuchung hat zwei neue erhabene Bereiche identifiziert, die in der Tat Schiffseinstellungen sein könnten. Sie stimmen allerdings mit den Zeichnungen von Worm aus dem Jahr 1650 überein. Jedoch scheint nur eine davon eine typische Schiffssetzung zu sein, die zweite bleibt unklar. Aber ohne Ausgrabungen und weitere Untersuchungen ist es unmöglich, das zu wissen“, sagt die Hauptautorin Dr. Erin Sebo von der Flinders University.

Das könnte Sie auch interessieren!

Die Wikinger

Das Bild der Wikinger ist in der öffentlichen Wahrnehmung geprägt von einer Fokussierung auf die namensgebenden Raubzüge. »Die« Wikinger werden als wilde, barbarische Krieger dargestellt, die auf ihren Langschiffen in ­Scharen in die christlich-europäische Welt einfielen. Ihre Raubzüge werden einer ­unabwendbaren Naturkatastrophe gleichgestellt oder – wie es teilweise in den Überlieferungen christlicher Mönche formuliert wird – als Strafgericht ­Gottes für die Sünden der Christenheit.
Dass dieses, auch heute nach über 1000 Jahren noch so zentrale Bild dieser ­vielschichtigen und faszinierenden Kultur in erster Linie aus den alles andere als objektiven Aufzeichnungen christlicher Mönche resultiert, bleibt bei diesen Darstellungen oft unerwähnt. Es ist daher wichtig, diesen so zentralen Aspekt der Wikingerzeit aus archäologischer Sichtweise aus zu betrachten.

Schiffsgräber erlangten lokale Berühmtheit

„Es scheint überraschend, dass ein so kleines Gräberfeld berühmt sein würde. Aber die Existenz der Stätte war im mittelalterlichen Skandinavien gut bekannt. Die Insel war wahrscheinlich berühmt, weil Schiffe vorbeisegeln mussten, um ein Handelszentrum in Horsens zu erreichen, und Artefakte aus einem Hort legen nahe, dass aussländische Händler die Insel besuchten.“

Die Schiffssetzungen werden heute als religiöses Symbol für die Verbindung der Wikinger zur nordischen Mythologie und dem Gott Njord gedeutet. Sein Symbol, ein Schiff oder Skidbladnir, kontrollierte Wind und Wetter, sodass die Wikinger ihm für gute Segelbedingungen Tribut zollten.

Die Forscher analysierten mittelalterliche Aufzeichnungen, luftphotogrammetrische und LiDAR-Daten, die das Moesgaard Museum sammelte, um herauszufinden, warum Hjarnø in seiner Bauweise einzigartig ist. Denn man passte es an die spezifischen Bedingungen der kleinen Inselgemeinschaft an.

Schwarz weiß Aufnahme der Schiffsgräber
Luftaufnahme des Gräberfelds. Credits: Flinders University.

„2018 wurde eine archäologische Untersuchung durchgeführt, um die Merkmale der Schiffssetzungen und ihre Position in der Küstenlandschaft auf Hjarnø zu erfassen“, sagt Associate Professor Jonathan Benjamin, der Koordinator des Maritimen Archäologie-Programms am College of Humanities, Arts and Social Sciences der Flinders University ist.

„Jeden Stein haben wir vermessen und gezeichnet. Anschließend fügten diese Erkenntnisse zusammen mit Daten, die wir durch Fotografien aus niedriger Höhe gewonnen haben, um die Landschaft zu erfassen, in Verbindung mit Sonarvermessungen in Gewässern in der Nähe der Wikingerstätte, um nach kulturell bedeutsamen Materialien zu suchen. Aber während der Untersuchung fanden wir keine Hinweise darauf.“

„Allerdings kann diese Studie kein abschließendes Verständnis der Ursprünge der Kalvestene bieten, zeigt sie jedoch den Wert der Kombination von Quellenkritik und -analyse mit archäologischen Daten, um zu einem besseren Verständnis der Stätte beizutragen.“

Nach Pressemeldung der Flinders University.

Das könnte Sie auch interessieren!

Neue Erkenntnisse zum Metallhandwerk der Wikinger

Das Metallhandwerk der Wikinger und die Entwicklung des Fachwissens auf diesem Gebiet im 8. und 9. Jahrhundert sind Thema einer neuen Studie, die in der Zeitschrift Archaeological and Anthropological Sciences erschien.