Schiffswracks identifiziert: Apollo und Maria von 1648

Maritime Archäologen von Vrak – Museum of Wrecks haben heute die Schiffswracks identifiziert, die sie bereits im Herbst 2019 in Vaxholm fanden. Es handelt sich um die Schiffe Apollo und Maria, die beide 1648 gebaut und 1677 in Vaxholm absichtlich versenkt wurden.

Tauchender mit einem der Schiffwracks.
Eines der Schiffswracks bei Vaxholmen, Schweden. Credits: Vrakmuseum.

Durch Holzproben, Messungen von Decksbalken und Spanten sowie gründliche Archivrecherchen konnte die Frage beantwortet werden, welche Schiffe die Archäologen überhaupt entdeckt hatten. Die maritimen Archäologen des Museums bestätigten, dass es sich bei den Schiffen um die Kriegsschiffe Apollo und Maria handelt. Sie wurden für den Truppentransport in Vorbereitung auf eine Invasion durch Karl X. Gustav genutzt. Beide Schiffe nahmen 1657 an der Schlacht von Møn teil, aber auch an der Schlacht am Sund 1658.

Mysterium mit Vasa-Gefühl

„Die Identifizierung der Schiffe war ein echtes Rätsel, und es gab viele Teile, die an ihren Platz fallen mussten“, sagt Jim Hansson, maritimer Archäologe und Projektleiter für die Tauchgänge in Vaxholm. „Das sind große Schiffe mit beeindruckenden Dimensionen. Wir haben eine Reihe von Holzproben zur Altersbestimmung entnommen, dadurch konnten wir zeigen, dass die Eiche, aus der man die Schiffe baute, im Winter 1646/47 fällte. Das bedeutet, dass man die Schiffe ein oder zwei Jahre später baute.“

Hansson fährt fort: „Als wir auf den Schiffen tauchten, bekamen wir ein ‚Vasa-Gefühl‘ – die Hölzer waren riesig, also deutete ein Hinweis auf die Möglichkeit hin, einige der Schwesterschiffe der Vasa zu finden, von denen wir wissen, dass sie vor Vaxholm gesunken sind. Aber die Daten stimmten nicht überein. Die Schwesterschiffe der Vasa, Äpplet, Kronan und Scepter, wurden kurz nach dem Untergang der Vasa im Jahr 1628 gebaut. Wir fragten uns, ob die Proben, die wir genommen hatten, möglicherweise von Teilen der Schiffe stammen könnten, die in den 1640er Jahren repariert worden waren.“

Die maritimen Archäologen begannen erneut zu tauchen. Dabei nahmen sie weitere Proben, diese zeigten eindeutig, dass beide Schiffe aus Eichenholz bestand. Das Eichenholz des einen Schiffes stammte aus Norddeutschland, das des anderen aus Ostschweden.

Intensive Bemühungen zur Identifizierung der Schiffe

Um die Schiffe zu rekonstruieren, wurde damit begonnen, Skizzen anzufertigen und diese zu digitalisieren. Durch die Vermessung von Decksbalken und Spanten und den anschließenden Abgleich mit Rumpfdetails konnten sich die Archäologen ein gutes Bild von der Größe und Form der Schiffe machen.
„Wir fanden heraus, dass ein Schiff an seiner breitesten Stelle 8,7 Meter lang war“, sagt Hansson. „Da wir sowohl die Breite als auch die Form des Schiffes kannten, konnten wir die Länge auf etwa 35 Meter schätzen. Das passte auch gut zu den Längen- und Breitenverhältnissen, die im 17. Jahrhundert üblich waren.“

Durch Archivrecherchen stießen die Meeresarchäologen auf zwei Schiffe, die man 1648 baute: Apollo, gebaut in Wismar, Deutschland, und Maria, gebaut in Skeppsholmen in Stockholm. Laut den Archiven stimmten ihre Messungen mit dem überein, was sie selbst festgestellt hatten. Den Quellen zufolge versenkte man beide Schiffe auch 1677 in Vaxholm.

Unser Jahres-Abo:

Jahresabonnement Archäologie in Deutschland

  • 14% Preisvorteil
  • jederzeit kündbar nach Ablauf der Mindestlaufzeit von einem Jahr
  • portofreie Zustellung vor Erstverkaufstag 
  • wbg-KulturCard gratis
  • vergünstigter Eintritt zu ausgewählten Veranstaltungen
  • 9 Hefte im Jahr

Gehen Sie mit »Archäologie in Deutschland« auf Spurensuche in unserer Vergangenheit. Sichern Sie sich jetzt ein Abo der Zeitschrift zum Vorteilspreis und Sie erhalten 6 reguläre Ausgaben und 3 Sonderhefte zu einem ausgewählten Thema bequem nachhause.

„Am Ende hatten wir alle Puzzlestücke, die wir brauchten, um sagen zu können, um welche Schiffe es sich handelte“, sagt Hansson. „Die Abmessungen und die Form der Schiffe stimmten mit den Messungen aus den Quellen überein. Und auch die Herkunft der Holzproben, bei denen wir für das kleinere Schiff Apollo an Norddeutschland und für die größere Maria an Ostschweden gedacht hatten, war korrekt.“

„Wir wissen auch, dass die wirklich großen Schiffe vom Typ der Vasa in erster Linie die Idee von König Gustav II. Adolf waren, und diese Idee starb mit ihm 1632“, sagt Patrik Höglund, stellvertretender Projektleiter. „Nach seinem Tod baute man stattdessen eher mittelgroße Kriegsschiffe. Da man sie für viele verschiedene Zwecke einsetzen konnte und sie seetüchtiger waren als die größeren, schwerfälligen Schiffe.“

Höglund fährt fort:“ Dieser Typ von mittelgroßen Schiffen war mit schwerer Artillerie ausgestattet. Obwohl die Schiffe nicht besonders groß waren, waren sie sehr robust gebaut, um dem Gewicht der Artillerie standzuhalten. Die Feuerkraft der Schiffe wuchs im Verhältnis zu ihrer Größe, und Apollo und Maria sind gute Beispiele dafür.“

Weitergehende Untersuchungen

„Es ist interessant, etwas über diese Schiffe zu erfahren“, sagt Hansson. „Die Art von Schiffen, die Apollo und Maria repräsentieren, konnten wir noch nie zuvor archäologisch dokumentieren. Darum können sie so viel Wissen vermitteln“, schließt er.

Laut den Archiven gibt es noch weitere Wracks in Vaxholm, darunter die Schwesterschiffe der Vasa und eroberte dänische Schiffe, weshalb die Meeresarchäologen des Museums ihre Untersuchungen in diesem Gebiet fortsetzen werden.

Rekonstruktionszeichnung eines der Schiffswracks
Rekonstruktionszeichnung. Credits: Vrakmuseum.

Die fortlaufenden Untersuchungen in Vaxholm sind Teil eines Forschungsprogramms mit dem Titel „Die verlorene Marine – Schwedens ‚blaues‘ Erbe 1450-1850“, das in Partnerschaft von CEMAS an der Universität Stockholm, den schwedischen Nationalen Schifffahrts- und Transportmuseen und der finnischen Denkmalschutzbehörde durchgeführt wird.

Desweiteren wurde ein Film über die Entdeckung der Schiffe gedreht, Sie können ihn hier ansehen.

Nach Pressemeldung des vrakmuseum.

Das könnte Sie auch interessieren!

Tudor-Gesellschaft war multikultureller als gedacht

Als das Tudor-Kriegsschiffs Mary Rose sank, ging die Besatzung mit ihr unter. Jetzt rekonstruierte man die Biografien von acht Besatzungsmitgliedern, die man unter den Überresten fand, mithilfe modernster archäologischer Methoden.