Klimaschwankungen trieben menschliche Evolution an

Klimaforscherin Dr. Stefanie Kaboth-Bahr von der Universität Potsdam und ein internationales Forscherteam haben herausgefunden, dass frühe El Niño-artige Klimamuster der primäre Antrieb für Umweltveränderungen im Afrika südlich der Sahara über die letzten 620 tausend Jahren waren . Eine kritische Periode für die Evolution unserer Spezies. Das Team entdeckte, dass diese Klimaschwankungen einen stärkeren Einfluss auf Subsahara-Afrika hatten als Glazial-Interglazial Zyklen. Diese brachten Forschende bisher vorrangig mit der menschlichen Evolution in Verbindung.

Während der Klimawandel als ein entscheidender Antreiber der Evolution unserer Spezies in Afrika weitgehend etabliert ist. Der exakte Charakter dieses Klimawandels und seines Einflusses auf die menschliche Entwicklung wird jedoch noch immer kontrovers diskutiert. Da die Klimaschwankungen zwischen eiszeitlichen und zwischeneiszeitlichen Perioden weite Teile der Erde prägten, sahen Forschende sie bisher als entscheidender Faktor für Umweltveränderungen in Afrika während der letzten ~1 Million Jahre an. Veränderungen in den Ökosystem, angetrieben durch diese Eiszeit-Zyklen stimulierten die Evolution und Ausbreitung der frühen Menschen.

Eine neue Publikation stellt nun allerdings eine andere Sichtweise dar. Eine internationale, multidisziplinäre Gruppe von Wissenschaftlern identifizierte frühe, El Niño-artige Wettermuster als den maßgeblichen Steuerungsfaktor großer Klimaumschwünge in Afrika. Dies ermöglichte dem Forscherteam den vorhanden klimatischen Rahmen der menschliche Evolution neu zu bewerten.

Das könnte Sie auch interessieren!

Kulturerbe Europas & Mobilität

 Die AiD greift im vorliegenden Heft das Thema Mobilität auf: Bewegungen über Grenzen hinweg sind ein zentrales menschliches Anliegen. Schlaglichtartig zeigen uns frühmesolithische Alpenüberquerungen, grenzenloses Reisen im Römischen Reich oder „internationale“ Verbindungen über mittelalterliche Handelswege die Bedeutung von Mobilität in allen Zeiten.

Dem Regen folgend

 Klimaprozesse in den niedrigen Breitengraden die Ausbreitung und Evolution von Vegetation und Säugetieren in Ost- und Westafrika beeinflussten. Credits: Hans Sell

In einem neuen Forschungsansatz integrierten Dr. Kaboth-Bahr und ihr Team 11 Klimaarchive aus ganz Afrika. Diese deckten die letzten 640.000 Jahre ab. Dadurch konnten die Forschenden ein umfassendes räumliches Bild zu erstellen, wann und wo auf dem Kontinent feuchte oder trockene Bedingungen herrschten. „Wir waren überrascht, eine deutliche Klimaschwankung zwischen Ost und West zu finden. Sie ähneln dem Muster, das durch die Klimaphänomene El Niño und La Niña erzeugt wird. Diese Phänomene beeinflussen noch heute die Niederschlagsverteilung in Afrika stark“, erklärt Dr. Kaboth-Bahr. Die Autoren schlussfolgern, dass der Hauptantrieb dieser Schwankung der tropische Pazifik war. Dieser beeinflusst die so genannte „Walker-Circulation“. Da ist ein Gürtel aus sich bewegender Luftmassen entlang des Äquators, der zu einem großen Teil die Verteilung von Niederschlag und Trockenheit in den Tropen bestimmt.

Die Daten zeigen deutlich, dass sich die Feucht- und Trockengebiete zwischen dem Osten und Westen des afrikanischen Kontinents auf Zeitskalen von etwa 100.000 Jahren verschoben haben, wobei jede dieser Klimaschwankungen von großen Umwälzungen in der Flora und Säugetierfauna begleitet wurde.

Zwang zur Anpassung und Veränderung

Der Ngorongoro der Klimawandel führt hier  allerdings zu dramatischer Wasserknappheit, Vegetationsveränderungen, Verlust der Biodiversität. Credits: Prof. Martin Trauth, Universität Potsdam

Laut Dr. Kaboth-Bahr und ihren Co-Autoren könnte der sich daraus ergebende ökologische Flickenteppich eine entscheidende Komponente der menschlichen Evolution und der frühen Demographie gewesen sein. Die vielfältigen, ressourcenreichen und stabilen Umweltbedingungen waren möglicherweise für die Entwicklung des frühen modernen Menschen ausschlaggebend. Obwohl Klimaveränderung sicherlich nicht der einzige Faktor war, der die frühe menschliche Evolution angetrieben hat, so weisen die Autoren darauf hin, dass die Studie dennoch eine neue Perspektive auf die enge Verbindung zwischen Umweltschwankungen und dem Ursprung unserer frühen Vorfahren eröffnet.

“Eine Neubewertung der Perioden von Stasis, Wandel und Aussterben vor dem Hintergrund des veränderten klimatischen Bezugssystems wird neue Einblicke in die tiefe menschliche Vergangenheit ermöglichen“, so Dr. Kaboth-Bahr. “Dies bedeutet zwar nicht, dass Menschen im Angesicht des Klimawandels hilflos waren. Ein sich verändernde Habitatverfügbarkeit würde allerdings sicherlich die Bevölkerungsstruktur und damit letztlich den Genaustausch, der intrinsisch mit der menschlichen Evolution verknüpft ist, verändern”.

Nach Pressemeldung des Max-Planck-Instituts für Menschheitsgeschichte.