Mühlen der Zivilisation

Mühlen der Zivilisation – Eine Tiefengeschichte der frühesten Staaten

Die Geschichte der in Städten und Staaten lebenden Menschheit – ein ­Unglück: Sklaverei, Kriege, ­Mangel­ernährung, Epidemien, Umweltzerstörung und Steuern als Folge der Neolithischen Revolution und der sich aus ihr im mesopotamischen Alluvium und andernorts herausbildenden ­Zivili­sation. So die provokante These des Werks, dessen Titel im englischen Original »Against the Grain« lautet, was sich sowohl mit »Gegen das Getreide« als auch »Gegen den Strich« übersetzen lässt und den Charakter des Buchs als Streitschrift verdeutlicht. Sesshaftigkeit und Getreideanbau hätten vor allem staatlicher Autorität genützt die die Menge des angebauten Korns schon vor der Ernte für die Abgabenerhebung genau taxieren konnte. Zivilisatorischer Fortschritt sei zum Nachteil für das Gros der Bevölkerung früher Stadtstaaten gewesen, die sich oft bei erster Gelegenheit dem Zugriff der Obrigkeit entzogen hätte. Und tatsächlich war der letztendliche Erfolg städtischen Lebens alles andere als vorgezeichnet …


Nicht alles ist neu an Scotts Überlegungen, und die Polarisierung glücklicher »Barbaren« und bedauernswerter Ackerbauern, die man verkürzt auf den Nenner »Stadtluft macht unfrei« bringen könnte, wird in ihrer Überzeichnung nicht jeden überzeugen. Das Buch, das eine forciert andere Perspektive auf die Anfänge von Staatlichkeit werfen will, ist dennoch eine anregende Lektüre für alle, die sich für diesen epochalen Wandel in der Geschichte der Menschheit interessieren.
| Claus Hattler

Produktdetails

Mühlen der Zivilisation – Eine Tiefengeschichte der frühesten Staaten

James C. Scott
Berlin: suhrkamp taschenbuch 2020, 329 S., 14 s/w Abb., 22 Euro

Das könnte Sie auch interessieren!

Zwischen den Zeiten – Letzte Jäger im Norden

Die Mittelsteinzeit, also das Mesolithikum, liegt zwischen den Zeiten – es folgt auf die eiszeitlichen Rentierjäger des Jungpaläolithikums und endet mit den Kulturen der jungsteinzeitlichen Bauern. Es ist die Epoche der letzten Wildbeuter, die nach dem Ende der Eiszeit noch mehrere Jahrtausende Europa durchstreiften. Sie lebten in einer Welt der Veränderung: Neue Küsten entstanden, das gemäßigte Klima pendelte sich ein, Wälder drangen vor, mit den eiszeitlichen Steppen verschwanden die großen Tierherden. Unser Titelthema stellt Projekte vor, die diese Zeit des Übergangs erforschen.