Tierfelsbilder erstmals in Schottland entdeckt

Lokale Forschende entdeckten zum ersten Mal in Schottland prähistorische Tierfelsbilder. Diese zeigen Hirsche.

Tierschnitzerei in Schottland
Eine Steinoberfläche, in die der Umriss eines Hirsches mit riesigem Geweih geritzt wurde. Credits: Historic Environment Scotland.

Hirsche auf Höhlenwänden

Ein lokaler Forscher entdeckte zum ersten Mal in Schottland eine Tierfelsbild. Es war im Inneren des Dunchraigaig Cairn im Kilmartin Glen versteckt. Es wird angenommen, dass die prähistorische Tierfelsbilder zwischen 4.000 und 5.000 Jahre alt sind. Das hat der Historic Environment Scotland (HES) bekannt gegeben.

Die Felsbilder stammen vermutlich aus dem Neolithikum oder der frühen Bronzezeit. Sie beinhalten Darstellungen von zwei männlichen Rothirschen, die zu dieser Zeit als die größte Hirschart in Schottland galten. Bei beiden Tieren ist ein ausgewachsenes Geweih zu sehen, während bei einem Tier anatomische Details wie ein kurzer Schwanz zu sehen sind. Drei weitere Vierbeiner sind ebenfalls zu sehen. Bei ihnen handelt es vermutlich bei zwei von ihnen um Junghirsche.

Sie waren eine wertvolle Fleischquelle. Aber gerade wegen ihren Fellen, Knochen und Geweihen waren sehr wichtig für lokale Gemeinschaften. Sie verwendete man während der Jungsteinzeit und der frühen Bronzezeit u.a. für eine Vielzahl von Werkzeugen.

Dies sind die frühesten bekannten Tierfelsbilder in Schottland. Aber auch die ersten eindeutigen Beispiele von Hirschdarstellungen auf Felsbildern aus dem Neolithikum bis zur frühen Bronzezeit in ganz Großbritannien.

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Zufällige Entdeckung

Hamish Fenton, der einen Hintergrund in Archäologie hat, entdeckte die Gravuren zufällig , bei einem Besuch in Kilmartin Glen entdeckt. Die Felsbilderbefinden sich im Inneren von Dunchraigaig Cairn auf dem Deckstein einer frühbronzezeitlichen Grabkiste.

Kilmartin Glen beherbergt zudem eine der bedeutendsten Konzentrationen an neolithischen und bronzezeitlichen Überresten auf dem schottischen Festland. Dazu gehören einige der schönsten Becher- und Ringmarkierungen des Landes.

Es gibt über 3.000 prähistorische Felsbilder in Schottland. Bei der überwiegenden Mehrheit handelt es sich um Becher- und Ringmarkierungen, also um abstrakte Motive, die durch Schläge mit einem Steinwerkzeug, z. B. einem großen, vom Fluss gewaschenen Kieselstein, in die Felsoberfläche eingraviert wurden. Meistens bestehen die Becher- und Ringmarkierungen aus einem zentralen Becherzeichen, das von gepickten konzentrischen Kreisen umgeben ist. Während viele dieser mysteriösen Felsbilder heute noch in der freien Landschaft zu sehen sind, wissen wir wenig darüber, wie sie benutzt wurden oder welchem Zweck sie dienten.

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Einmalige Entdeckung

Dr. Tertia Barnett sagte: „Bisher dachte man, dass prähistorische Tierschnitzereien dieses Datums in Schottland nicht existieren, obwohl sie in Teilen Europas bekannt sind. Daher ist es sehr aufregend, dass sie nun zum ersten Mal hier im historischen Kilmartin Glen entdeckt worden sind.“. Sie ist leitende Forscherin für das schottische Felskunstprojekt am HES.

„Diese extrem seltene Entdeckung verändert die Annahme, dass die prähistorische Felskunst in Großbritannien hauptsächlich geometrisch und nicht figurativ war, völlig.
„Es gibt zwar einige prähistorische Schnitzereien von Hirschen in Großbritannien, aber die einzigen anderen, die in der frühen Bronzezeit entstanden, sind sehr schematisch. Es ist bemerkenswert, dass diese Schnitzereien in Dunchraigaig Cairn so große anatomische Details zeigen und es keinen Zweifel daran gibt, welche Tierart sie darstellen.

„Das sagt uns auch, dass die lokalen Gemeinschaften sowohl Tiere als auch Becher- und Ringmotive schnitzten, was mit dem übereinstimmt, was wir von anderen neolithischen und bronzezeitlichen Gesellschaften wissen, besonders in Skandinavien und Iberien. Bis jetzt kannten wir kein Gebiet in Großbritannien mit beiden Arten von Schnitzereien, was Fragen über die Beziehung zwischen ihnen und ihre Bedeutung für die Menschen, die sie geschaffen haben, aufwirft.“

Anschließend an ihre Entdeckung durch Fenton untersuchten Experten des schottischen Rock Art Project die Ritzungen, um ihre Echtheit zu bestätigen. Dabei setzten sie bei ihrer Analyse innovative Technologie ein. Ein strukturierter Lichtscan wurde von den Experten für digitale Dokumentation der HES durchgeführt, um ein genaues und detailliertes 3D-Modell mit fotografischer Textur zu erstellen. Anschließend wurden verschiedene Visualisierungstechniken auf das Modell angewandt, um mehr Details der Schnitzereien zu enthüllen, als mit dem bloßen Auge sichtbar gewesen wären.

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Digitale Techniken im Einsatz

Dr. Barnett fügte hinzu: „Digitale Techniken werden immer häufiger eingesetzt, um präzise 3D-Modelle von Felskunst zu erstellen und Details zu enthüllen, die uns vorher unbekannt waren oder die wir nur vermuteten. Das bedeutet auch, dass wir in der Lage sind, die Felskunst in Schottland besser zugänglich zu machen als je zuvor. Im Rahmen des „Scotland’s Rock Art Project“ haben wir über 1.000 3D-Modelle prähistorischer Felskunst erstellt. Sie stehen nun online für Erkundungen zur Verfügung .

„Die digitale Technologie wird für die Archäologie und insbesondere für die Felskunst immer wichtiger. Denn sie ist ein Schlüssel, um die verborgenen Geheimnisse unserer Vergangenheit zu entschlüsseln. Diese unglaubliche Entdeckung in Dunchraigaig Cairn lässt uns darüber nachdenken, ob andere Tierschnitzereien, die bisher in Großbritannien unbekannt waren, an unerwarteten Orten in unseren alten Landschaften versteckt sind und darauf warten, in Zukunft entdeckt zu werden.“

Nach Pressemeldung von Historic Environment Scotland.

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