Mecklenburg-Vorpommern: Feuerstellen ohne Ende

Feuerstellen ohne Ende in Naschendorf, Mecklenburg-Vorpommern.
Naschendorf. Schon kurz nach dem Abtragen des Oberbodens zeigten sich Feuerstellen in bemerkenswerter Dichte. Foto: D. Forler, LAKD M-V.

2010 wurde beim Mutterbodenabtrag im Kiestagebau Naschendorf in Nordwestmecklenburg ein bemerkenswerter Feuerstellenplatz entdeckt. Die Erweiterung der Abbaufläche machte 2019 und 2020 weitere Untersuchungen erforderlich, bei denen erneut zahlreiche Feuerstellen zutage kamen. Sie zeichneten sich meist recht deutlich im hellen Untergrund ab. Der untere Teil der Befunde enthielt stark holzkohlehaltige Branderde, darin oder darauf eine unterschiedlich große Anzahl feuerzermürbter Steine. Ihre Anordnung folgte manchmal keinem erkennbaren System, manchmal waren sie aber auch dicht gepackt, bisweilen pflasterartig in die Gruben eingebracht worden.

Die meisten Feuerstellen gehörten zu insgesamt 32 Reihen. Die längste konnte über eine Strecke von 160 m verfolgt werden, vier weitere messen deutlich mehr als 100 m. Während diese Reihen zwischen 70 und 105 Einzelbefunde umfassten, gab es auch kurze Anlagen aus acht bis neun Befunden. Die meisten Reihen verliefen in ostwestlicher Richtung, mehrere in nordsüdlicher. Auch gebogene Reihen kamen vor. Durch die unterschied lichen Ausrichtungen kam es mehrfach zu Überschneidungen, in einem Fall überlagerten sich sogar zwei Reihen auf einer Strecke von etwa 50 m. 14C-Analysen deuten an, dass diese beiden Anlagen im Abstand von mindestens einem Jahrhundert angelegt wurden. Im Übrigen zeigen die Radiokarbondaten, dass der Feuerstellen platz in der ausgehenden Bronzezeit (Periode V / VI, 950 – 550 v. Chr.) genutzt wurde.

Mehrere der üblicherweise fundleeren Feuerstellen enthielten Keramikfragmente jungbronzezeitlicher Machart, darunter größere Partien eines zweigliedrigen Kegelhalsgefäßes, eines Napfes mit randständigem Bandhenkel und eines Doppelkonus. Im nördlichen Mittel- und südlichen Nordeuropa ist der Feuerstellenplatz von Naschendorf mit seinen insgesamt mehr als 2100 Feuerstellen einzigartig. Südlich der Ostsee ist er darüber hinaus der erste Feuerstellenplatz mit mehreren unterschiedlich ausgerichteten und sich teilweise sogar kreuzenden Reihen.


| J.-P. Schmidt, Landesamt für Kultur und Denkmalpflege Mecklenburg-Vorpommern, Landesarchäologie

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