Das Steinkammergrab von Züschen (Hessen)

Züschen
Schrägansichten auf die 3D-Punktwolke des Steingrabes. Grafik: M. Karaucak/Foto: DAI Eurasien-Abteilung

Aufwendige Neudokumentation des Megalithgrabes aus dem 4. Jahrtausend v. Chr. ermöglicht neue Einsichten

Das Steinkammergrab von Züschen (5 km nordwestlich von Fritzlar) ist ein Denkmal europäischen Rangs. Bekannt ist das Grab vor allem wegen seiner in die Sandsteinplatten gepickten Darstellungen von Rindergespannen und Lebensbäumchen. Beide entsprechen einem überregionalen Code, der von Nordhessen bis in den Kaukasus reicht. Schwere hölzerne Wagen, die von Rindergespannen gezogen werden, wurden beispielsweise erst in der Mitte des 4. Jahrtausends v. Chr. entwickelt. Vergleichbare Gespanndarstellungen finden sich in den französischen Alpen, der Ostukraine oder in Armenien. Sein Grab mit solch prestigeträchtigen Innovationen der Zeit zu schmücken, erhöhte den Status des Grabbesitzers.

Ein Team der Eurasien-Abteilung des DAI um Svend Hansen erstellte nun erstmals einen digitalen Gesamtplan des bereits 1897 ausgegrabenen Steingrabes. Mit Drohnenaufnahmen der Umgebung und 3D-Laserscanning wurde ein genaues 3D-Modell des Grabes sowie der Landschaft, in der es sich befindet, erstellt. Mit dem Structure-From-Motion-Verfahren konnten alle Steine völlig neu dokumentiert und u.a. eine weitere Gespanndarstellung entdeckt werden. 

Die Ergebnisse der in 2020 erfolgten Aufnahme sind in den Fundberichten Hessen Digital 2 publiziert und zeigen, dass die Neudokumentation der Megalithgräber mit bildgebenden Techniken viele neue Einsichten ermöglicht und der Forschung neue Impulse liefert.

Veröffentlichung
Svend Hansen, Mehmet Karauçak, Jan Krumnow, Konstantin Scheele, Dokumentarische Beiträge zum Steinkammergrab von Züschen (Lohne, Stadt Fritzlar, Schwalm-Eder-Kreis). Fundberichte Hessen Digital 2, 2021/22, 65–151.

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