Eine umfangreiche Sammlung historischer Holzwerkzeuge ist nun offiziell Teil des Bauarchivs Thierhaupten. Die Werkzeuge des Schreiner- und Drechslerhandwerks und der Forstwirtschaft stammen aus der Zeit vom ausgehenden 18. bis ins frühe 20. Jahrhundert. Die Sammlung wurde über Jahrzehnte zusammengetragen von Anton Krauß aus Burghausen, der früher selbst eine Schreinerei besaß. Die Werkzeugsammlung stellt für das Bauarchiv eine große Bereicherung dar: Bei zukünftigen Fortbildungen und Seminaren können historische Werkzeugspuren einfach erklärt und mit dem passenden Werkzeug auch gleich nachgestellt werden.
Die Sammlung umfasst hunderte Werkzeuge, darunter eine Dekupiersäge mit Handkurbel, die technisch an eine frühe Nähmaschine erinnert, ein Sägebock nach französischem Vorbild, fußbetriebene Drechselbänke, Böttcherwerkzeug und Hobel mit Sonderprofilen für den Türen- und Fensterbau. Historische Messwerkzeuge erinnern an eine Zeit vor der Vereinheitlichung des Maßsystems. Die häufig detailreiche Gestaltung der Werkzeuge gibt Einblick in die Geschichte des Handwerks: Die hohe Wertschätzung des Arbeitsgeräts, das den Handwerker oftmals über Jahre hinweg täglich begleitete, wird durch filigrane Verzierungen oder auch individuelle Griffanpassung an die Hand des Besitzers ersichtlich.
„Eine Sammlung historischer Holzwerkzeuge mit dieser Vollständigkeit ist eine Seltenheit. Die neue Werkzeugsammlung ermöglicht dabei in Zukunft ein besseres Verständnis handwerklicher Techniken. Durch die intensiven Gebrauchsspuren lassen sich Rückschlüsse auf historische Arbeitsweisen ziehen“, lobt Julia Ludwar, Leiterin des Bauarchivs Thierhaupten.
Anton Krauß hatte bereits in seiner Kindheit in der Werkstatt seines Vaters seine Leidenschaft für die Schreinerei entdeckt. Die Werkstatt hatte Familie Krauß 1928 übernommen, und hier fanden sich bereits einige ältere Handwerkzeuge, die zwar nicht mehr in Gebrauch, aber am Wandbord immer präsent waren. Mit den Jahren komplettierte Krauß die Sammlung immer weiter.
Das Bauarchiv Thierhaupten, Teil des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege, beheimatet eine Bauteilesammlung aus bayerischen Denkmälern. Außerdem finden Seminare zu historischen Materialien und Reparaturtechniken statt. Die Sammlung soll zukünftig um Werkzeuge des Bauhandwerks erweitert werden.
Nach Pressemitteilung des Bayerischen Landesamtes.
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