Einen der größten, reichsten und schönsten Goldschätze der dänischen Geschichte machte Ende Dezember 2020 der Hobbyarchäologe Ole Ginnerup Schytz. Dabei handelt es sich um einen riesigen, fast 1 kg schweren, Goldschatz. Dieser besteht aus 22 Medaillons, deren Größen von kleinen (Tee-/Kaffee-)Untertassen bis hin zu römischen Münzen reichen. Sie alle sind zu Schmuck verarbeitet worden.
Tatsächlich hatte sich Ole Ginnerup Schytz gerade erst einen Metalldetektor zugelegt, mit dem er das Ackerland eines alten Klassenkameraden begehen durfte. Nach wenigen Stunden schlug der Metalldetektor an, und die dänische Geschichte war augenblicklich um einen sensationellen Goldfund reicher.
»Es ist wirklich ein einzigartiger Fund. So etwas sieht man nicht sehr häufig, vielleicht alle 50 Jahre«
sagt Mads Ravn, Forschungsleiter der Vejlemuseerne. Der Fund wurde im Herzen Jütlands auf einem Acker 8 km von der Wikingerstadt Jelling entfernt in der Ortschaft Vindelev gemacht, weshalb er auch den Namen Vindelev-Schatz trägt.
Goldschatz der Superlative
Die auf den Zufallsfund folgenden Ausgrabungen wurden von einem Archäologenteam des Museums Vejle in Kooperation mit Experten des Dänischen Nationalmuseums sowie mit finanzieller Unterstützung der Dänischen Kulturbehörde (Kulturstyrelsen) durchgeführt. Infolge der dabei gewonnenen Erkenntnisse lässt sich sagen, dass der Schatz vor etwa 1500 Jahren im Inneren eines Langhauses vergraben wurde, das seinerzeit in einem Dorf stand. Von den bereits erfolgten wie auch zukünftigen Untersuchungen an den vielen vor Ort gesammelten Proben und Daten erhoffen sich die Archäologen nun wertvolle Erkenntnisse über die Zusammenhänge und Umstände, die einst dazu führten, dass der Schatz in der Eisenzeit vergraben wurde.
Die schiere Menge an Gold zeigt deutlich, dass Vindelev in der späten Eisenzeit ein Machtzentrum gewesen sein muss, aber auch, dass dort im 6. Jahrhundert ein überaus wohlhabender Häuptling lebte, dem es nicht nur gelang, großen Reichtum zu erlangen, sondern der zudem unglaublich geschickte Goldschmiede anzulocken wusste. Aus noch unbekannten Gründen entschied er sich jedoch im frühen 6. Jahrhundert dazu, diesen großen Goldschatz aufzugeben. Vielleicht tat er dies, um das Gold für den Kriegsfall aufzubewahren. Möglich ist aber auch, dass es sich hierbei um eine Opfergabe an die höheren Mächte handelte. Dafür würde zumindest der Umstand sprechen, dass viele der bereits gemachten größten Goldfunde Skandinaviens in die Mitte des 6. Jahrhunderts datieren – eine Zeit, in der die Aschewolke eines Vulkanausbruchs eine globale Klimakatastrophe mit jahrelangen Hungersnöten auslöste.
Bereits in sechs Monaten wird der Vindelev-Schatz im Rahmen der großen Wikingerausstellung der Vejlemuseen zu sehen sein, die am 3. Februar 2022 eröffnet wird. Die Ausstellung erzählt die Geschichte der östlichen Verbindungen von Harald Blauzahn und der frühen Reichsbildung, die den Grundstein für die vielleicht erste dänische Königsdynastie, die Jelling-Dynastie, legte.
| Jesper Tae Jensen, AiD-Auslandskorrespondent, Kopenhagen.
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