Landesmuseum Mainz eröffnet digitales Forschungslabor

Hightech zum Anfassen mit analogen 3D-Modellen, digitalen 3D-Rekonstruktionen und interaktiven Touchscreens 

Domareal Mainz um 1250
Domareal um 1250. © 2020, AI MAINZ/GDKE

Am Montag wurde im Landesmuseum Mainz der Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz (GDKE) das erste hybride Forschungslabor eröffnet. Besucherinnen und Besucher können künftig die historische Stadtentwicklung am Beispiel der Städte Mainz, Worms und Speyer in den Zeitphasen um 800 und um 1250 n. Chr. auf unterschiedliche Weise nacherleben. Für die Zeitreise in die Vergangenheit stehen unter anderem digitale 3D-Rekonstruktionen, analoge 3D-Modelle der Städte und interaktive Touchscreens zur Verfügung. 

„Rheinland-Pfalz ist ein Land mit bedeutsamer Historie und uralter Siedlungsgeschichte, sogar weit über das Mittelalter hinaus. Und die Stadtentwicklung ist damals wie heute ein hochaktuelles Thema. Ich ermuntere die Besucherinnen und Besucher des Mainzer Landesmuseums, in die mittelalterliche Vergangenheit unserer historisch so bedeutenden rheinland-pfälzischen Städte einzutauchen. Man begreift dabei sehr schnell, dass die Entwicklung funktionaler und lebenswerter Städte zu allen Zeiten eine große Herausforderung war“, so der für Kommunalentwicklung und Kulturelles Erbe zuständige rheinland-pfälzische Innenminister Roger Lewentz.

Das Labor wurde im Landesmuseum Mainz in Zusammenarbeit mit dem Architekturinstitut der Hochschule Mainz (AI MAINZ) und der Fachrichtung Mediendesign – Fachbereich Gestaltung der Hochschule Mainz mit finanzieller Unterstützung der GDKE, der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM), der Sparkasse Rhein-Nahe und J. Molitor Immobilien GmbH realisiert.

„Wir haben die wunderbar animierten Filmsequenzen ja bereits in der großen Landesausstellung „Die Kaiser und die Säulen ihrer Macht“ gezeigt und sie haben sich sehr schnell zu einem medialen Publikumsrenner entwickelt“, so die Generaldirektorin der GDKE, Dr. Heike Otto. „Umso mehr freut es mich, dass wir nun das Ganze in einem Forschungslabor erleben können, das viele Menschen, da bin ich mir sicher, begeistern wird.“

Bei der Erstellung der Stadtmodelle wurden die Ergebnisse archäologischer Ausgrabungen, Erkenntnisse der Baudenkmalpflege und der Bauforschung, Schrift- und Bildquellen sowie alte Stadtpläne berücksichtigt. Dabei ergänzen sich die Quellengattungen in einigen Fällen. So zeigt beispielsweise der älteste Mainzer Stadtplan aus dem 16. Jahrhundert den bereits aus einer Schriftquelle des 10. Jahrhunderts bekannten breiten Grüngürtel innerhalb des Stadtmauerrings. Weitere Informationen wurden durch Analogieschlüsse mit anderen, besser erforschten Gebieten gewonnen. Ein Teil der Bebauung wurde hypothetisch ergänzt.

„Die digitale 3D-Rekonstruktion als Forschungsmethode zur historischen Stadtforschung bietet die Möglichkeit, den Wissensstand zu erfassen und eine hypothetische Visualisierung vergangener Stadträume und Bauwerke vorzuschlagen“, erklärt Prof. Dr.-Ing. Piotr Kuroczyński. Er ist Professor für angewandte Informatik und Visualisierung im Bauwesen und Leiter vom AI MAINZ und hat bei der Erstellung der digitalen Stadtmodelle und beim Aufbau des Forschungslabors sehr eng mit Prof. Olaf Hirschberg von der Fachrichtung Mediendesign – Fachbereich Gestaltung der Hochschule Mainz zusammengearbeitet. „Es war für uns alle eine faszinierende Reise in die Vergangenheit, die wir uns sowohl mit klassischen als auch partizipativen Methoden erschlossen haben, um möglichst vielen interessierten Menschen einen lebendigen Zugang in die Entwicklung mittelalterlicher Städte zu ermöglichen“, so Hirschberg. 

„Das digitale Forschungslabor ist ein großer Gewinn für das Landesmuseum Mainz“, freut sich die Direktorin, Dr. Birgit Heide, „wir bieten zum einen Hightech zum Anfassen mit analogen 3-D-Modellen, digitalen 3-D Rekonstruktionen und interaktiven Touchscreens, und zum anderen geben wir einen tiefen Einblick in die Forschungsmethodik, in die Möglichkeiten der digitalen Dokumentation und in die Vielfalt der Vermittlung.“

Über die digitalen 3D-Modelle ist es zudem gelungen, unterschiedliche Zugänge zum kulturellen Erbe zu eröffnen. Neben den reinen Filmanimationen oder der Verknüpfung zur MainzApp mit Augmented- und Virtual-Reality-Anwendungen wurden die digitalen Datensätze über 3D-Drucker auch wieder re-materialisiert. Dank interaktiver Projektionen können vielfältige Inhalte, wie der Bezug zum heutigen Mainz bzw. die Hervorhebung von Objekten oder der Topografie, anschaulich dargestellt werden.

Nach Pressemitteilung des Landesmuseums Mainz

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