Thüringen: Geschlechtertrennung in der Schnurkeramik

Zschernitzsch. Mann in einem Grab der Schnurkeramik.
Zschernitzsch. Mann in einem Grab der Schnurkeramik. Männer wurden auf der rechten Seite liegend beigesetzt. Foto: TLDA

Die ältesten Funde im Verlauf der Ferngasleitung 32 im Altenburger Land datieren ins Endneolithikum. Zwei schnurkeramische Gräber einer Frau und eines Mannes bei Zschernitzsch sowie eines Mannes bei Kosma gehörten wohl zu zwei kleinen Gräberfeldern. In allen Körpergräbern waren die Individuen von Osten nach Westen mit Blick gen Süden ausgerichtet.
In Zschernitzsch wurde ein auf der linken Seite liegendes Individuum trotz schlechter Erhaltung anthropologisch als Frau bestimmt. Im Fußbereich der Toten fanden sich eine Amphore und eine größere Silexklinge, im Rücken ein kleines Beigefäß und verstreute Silices. Nur etwa 20 m entfernt lag in einer Tiefe von 1,8 m in einer rechteckig-gerundeten Grabgrube ein männliches Individuum auf der rechten Seite. Am Schädel fand sich ein Steinwerkzeug, bei dem es sich um einen Meißel handeln könnte. Eine Felsgesteinsaxt und ein Steinbeil lagen am rechten bzw. am linken Oberarm. Eine Feuersteinklinge wurde an der im Beckenbereich liegenden linken Hand gefunden. Wahrscheinlich hatte die Klinge einen organischen Schaft, den der Verstorbene in der Hand hielt.


Eine weitere männliche Bestattung trat in der Gemarkung Kosma zutage. In der langgestreckten, etwa 0,6 m tiefen Grabgrube lag das Individuum auf der rechten Seite. Ein Steinbeil und eine Steinaxt wurden am rechten Oberarm, eine Silexklinge beim Nacken niedergelegt. Die Größe der Grube lässt vor allem im Fußbereich an nicht mehr erhaltene organische Beigaben denken.


Etwa zeitgleich datiert ein kleiner Friedhof bei Oberzetscha. Nur ein Grab enthielt Beigaben, darunter eine Amphore und einen schnurverzierter Becher. In den übrigen nur flach erhaltenen Befunden war keine organische Substanz überliefert. Spuren von Einbauten oder Pfostensetzungen sowie Überhügelungen fehlen. 

| V.Neubeck, Thüringisches Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie

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