Altes Glas so wertvoll wie Gold

Eschbach: Spätbronzezeitliche Perlenkette mit mehr als 90 Bronzedrahtspiralröllchen, 61 Perlen aus Glas und Bernsteinperle.
Eschbach: Spätbronzezeitliche Perlenkette mit mehr als 90 Bronzedrahtspiralröllchen, 61 Glasperlen und Bernsteinperle. Foto: GDKE, Direktion Landesarchäologie, Außenszelle Koblenz, M. Neumann.

Vor Kurzem wurden der Landesarchäologie Koblenz durch einen ehrenamtlichen Mitarbeiter mehrere Bronzedrahtspiralröllchen und Glasperlen aus einem Wald bei Eschbach im Rhein-Lahn-Kreis gemeldet. Glücklicherweise hatte der Finder die Objekte nur aufgelesen, der Befund blieb ungestört.

Die nur wenige Zentimeter tief im verdichteten Waldboden steckenden Funde wurden im Block geborgen. In der Dienststelle konnte sichergestellt werden, dass die meisten der winzigen Glasperlen gefunden wurden. Außerdem wurde nur noch als schwache Verfärbung erhaltener Leichenbrand sichtbar: Es handelte sich also um eine Grabgrube. Neben mehr als 90 meist vollständigen Bronzedrahtspiralröllchen und 58 Glasperlen fanden sich ein bronzener Radanhänger, ein bronzenes Rasiermesser und ein Keramikwirtel. Aufgrund des Rasiermessers kann das Grab an den Beginn der jüngeren Urnenfelderzeit um 1050 v. Chr. datiert werden.

Perlen, Spiralröllchen und Radanhänger können zu einer Kette rekonstruiert werden. Neben den mehr als 58 kleinen Glasperlen wurden daran eine Bernsteinperle mit rhombischem Querschnitt und eine runde mit Kreisaugen verzierte Glasperle getragen sowie zwei ovale, die mit Spiralen verziert sind. Schmuck und Wirtel weisen auf eine Frau hin. Rasiermesser sind zwar typisch für Männer, kommen aber durchaus in Frauengräbern vor. Aufgrund der schlechten Erhaltung kann der Leichenbrand leider nicht mehr zur Klärung des Geschlechtes beitragen. Der Wert von Glasperlen in der Bronzezeit kann dem von Gold oder Bernstein gleichgesetzt werden. Bei den Perlen handelt es sich um Importe. Um die Herkunft zu klären, müssen noch Materialanalysen durchgeführt werden. Die einzigen bekannten Produktionsstätten in Mitteleuropa liegen in der norditalienischen Poebene. Es handelt sich hier um die ältesten Glasperlenfunde im Mittelrheingebiet. 

| Y. Ipolyi, Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland Pfalz, Direktion Landesarchäologie

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