Goldobjekte im Oppidum „Bois du Grand Bon Dieu“ in Belgien gefunden

Ein Archäologenteam unter der Leitung von Nicolas Paridaens (CReA-Patrimoine, Université libre de Bruxelles) entdeckte Goldobjekte und andere Gegenstände aus Bronze und Keramik im gallischen Oppidum Bois du Grand Bon Dieu“ in Thuin (Hennegau, Belgien).

Um der jahrzehntelangen Plünderung der archäologischen Stätte „Bois du Grand Bon Dieu“ in Thuin Einhalt zu gebieten, hat die Freie Universität Brüssel in Zusammenarbeit mit der Wallonischen Agentur für das Kulturerbe (AWaP-SPW) und der Stadt Thuin ein Forschungsprogramm zu dieser international bekannten keltischen Befestigungsanlage ins Leben gerufen. Seit 2018 werden von den Teams der ULB Maßnahmen zur Sensibilisierung für das Kulturerbe, zur Aufwertung der Stätte und archäologische Ausgrabungen durchgeführt.

Auch wenn schon zuvor spektakuläre Funde gemacht wurden, ist das, was die ULB nun ans Licht gebracht hat, landesweit einfach einzigartig: Dutzende von Gold- und Bronzegegenständen, die einzeln oder gruppiert im Gebiet dieses gallischen Oppidums gefunden wurden!

Nie zuvor hat eine Stätte aus dieser Zeit in Belgien so viel prestigeträchtige Objekte geliefert: Münzen (sog. Regenbogenschüsselchen), Schmuck, Waffen, Wagenteile und Keramik wurden in der zweiten Hälfte des 1. Jh. v. Chr. als „Depots“ vergraben. Während man annahm, dass die gallischen Völker durch den Gallischen Krieg dezimiert worden waren, veranschaulichen die Funde eine Gesellschaft, die auch nach dem Durchzug Cäsars noch gut strukturiert war.

Goldmünzen (Regenbogenschüsselchen) aus dem gallischen Oppidum „Bois du Grand Bon Dieu“ in Thuin (Foto: CReA-Patrimoine, Université libre de Bruxelles).

Zwar hat dieses Oppidum keine Siedlungsspuren hinterlassen, doch können diese prestigeträchtigen Depots mit religiösen und gemeinschaftlichen Festen in Verbindung gebracht werden, die von den gallischen Eliten ausgeübt wurden. Es handelt sich also aller Wahrscheinlichkeit nach um einen „befestigten Platz“, der den Nerviern oder einer Fraktion von ihnen gehörte; die Münzen, die man in Thuin findet, gehören nämlich ausschließlich diesem Volk, das mehrere Clans umfasst haben muss. Der Fund eines kleinen Goldbarrens im Jahr 2021 lässt zusammen mit anderen Hinweisen sogar die Hypothese zu, dass ein Teil dieser Goldmünzen in Thuin geprägt worden sein könnte.

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Die Archäologen sind froh, dass dieses Mobiliar nur knapp der Plünderung entgangen ist, und gehen davon aus, dass nun die gesamte Fundstelle erforscht wurde. Die Ausgrabungsstätte „Bois du Grand Bon Dieu“ steht unter Denkmalschutz: Die Verwendung von Metalldetektoren ist dort verboten, außer im Rahmen einer Ausgrabungsgenehmigung. Dank der Sensibilisierungsmaßnahmen und der erhöhten Wachsamkeit der lokalen Behörden ist die Plünderung heute vollständig zum Erliegen gekommen. Nach Abschluss des Projekts wird das archäologische Fundinventar, das heute Eigentum der Stadt Thuin ist, im Museum von Mariemont deponiert und dort zu sehen sein.

| Nach einer Pressemeldung der Université libre de Bruxelles.

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