Hinweise auf weitere frühkeltische Toranlage im Umfeld der Heuneburg

Luftaufnahme der Grabenabschnitte (© Landesamt für Denkmalpflege im Regierungspräsidium Stuttgart/J. Heimann).
Luftaufnahme mit der Grabungsstelle im Vordergrund sowie Heuneburg und Bussen im Hintergrund (© Landesamt für Denkmalpflege im Regierungspräsidium Stuttgart/Ch. Steffen).

Bei archäologischen Grabungen rund um das frühkeltische Machtzentrum Heuneburg bei Herbertingen-Hundersingen (Landkreis Sigmaringen) kommen immer wieder überraschende neue Erkenntnisse zutage, die das Wissen über die frühen Kelten erheblich vergrößern. Im Frühjahr dieses Jahres setzten Archäologen des Landesamts für Denkmalpflege (LAD) im Regierungspräsidium Stuttgart den Spaten in unmittelbarer Nähe des Burgberges an, um Informationen zur Ausdehnung und Organisation seiner riesigen Außensiedlung zu erhalten. Dabei stießen sie auf Hinweise, die auf eine ehemalige Toranlage schließen lassen. Schon 2005 war dem LAD die sensationelle Aufdeckung der Steinfundamente eines aus dem Mittelmeerraum inspirierten Tores zur Vorburgsiedlung gelungen.

Seit 2014 untersucht das LAD unter der Leitung von Prof. Dr. Dirk Krausse im Rahmen eines von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderten Langfristprojektes das weitere Umland der Heuneburg. Etwa 750 Meter westlich der Heuneburg kamen dabei nun zwei mächtige nebeneinanderliegende Grabenabschnitte von sechs Metern Breite und über drei Metern Tiefe zum Vorschein. Die dazwischenliegende Lücke deutet auf eine sieben Meter breite Eingangssituation hin, die vermutlich durch eine Toranlage geschützt wurde. Material, das die Archäologen in der Grabenverfüllung fanden, lässt sich in die erste Hälfte des 6. Jahrhunderts v. Chr. datieren. Es konnten zahlreiche Tierknochen, Bronzefunde, bemalte Keramikscherben und Abfallstücke von der Schmuckherstellung aus Ölschiefer (Sapropelit) geborgen werden. Die Vielzahl an Funden spricht für eine dichte Besiedlung in diesem Bereich und für einen gewissen Wohlstand der Bewohner.

Die Erkenntnisse zur Außensiedlung der Heuneburg haben sich in den letzten Jahrzehnten erheblich gewandelt. Inzwischen ist klar, dass die Heuneburg selbst nur die „Spitze des Eisberges“ darstellt. Im 6. Jahrhundert v. Chr. war im Nordwesten eine etwa eineinhalb Hektar große Vorburg vorgelagert, zudem bestand eine mindestens 100 Hektar große Außensiedlung. Deren Ausdehnung ist dank umfangreicher archäologischer Prospektionen und gezielter Grabungsschnitte weitgehend bekannt. Die Außensiedlung war durch Wall-Graben-Systeme in unterschiedliche Areale unterteilt, in denen mit Palisaden – oben teilweise zugespitzte Pfähle – umzäunte Gehöfte standen. Schätzungen zufolge dürften in der Blütephase zwischen 4.000 und 5.000 Menschen an der Heuneburg gelebt haben. 2022 sollen die Sohle des Grabens sowie Toranlage und Wallbereich weiter untersucht werden.

Hintergrundinformationen zur Heuneburg

Die Heuneburg stellt eine der bedeutendsten und am besten erforschten Fundstellen keltischer Zeit in Mitteleuropa dar. Schon vor 100 Jahren wurden die ersten Grabungen auf dem Burgberg durchgeführt. Seit 1950 finden auf dem Plateau und im näheren Umfeld systematische wissenschaftliche und sehr gut dokumentierte Forschungen statt. Durch die Grabungen und intensiven Prospektionen der letzten Jahre ist inzwischen bekannt, dass die Heuneburg in ihrer Blütezeit eine komplexe stadtartige Anlage mit Toranlage war, die ein großes Siedlungssystem aus befestigten weiteren Zentren, ländlichen Gehöften beziehungsweise Dörfern, Gräberfeldern und Kultplätzen kontrollierte. Durch die Grabungen der nächsten Jahre im Rahmen des Langfristprojektes soll dieses Bild noch verfeinert und präzisiert werden.

Nach einer Pressemitteilung des Landesamtes für Denkmalpflege Baden-Württemberg, Archäologische Denkmalpflege.

Das könnte Sie auch interessieren!

Keltengrab von der Heuneburg – Frauengrab der Oberschicht?

Ein bei der Heuneburg gefundenes Grab wird von Archäologen, Restauratoren und Naturwissenschaftlern mit modernsten wissenschaftlichen Methoden untersucht und verspricht, neue wissenschaftliche Erkenntnisse zur Geschichte und Kultur der frühen Kelten des 7. bis 5. Jahrhunderts v. Chr. zu liefern.