Ausgrabung an der Blätterhöhle im Jahr 2021

Rund drei Monate dauerte die Ausgrabungskampagne an der Hagener Blätterhöhle im Jahr 2021. Das Archäologie-Team des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) und die Stadtarchäologie Hagen sind derzeit mit den Auswertungen der Ergebnisse befasst, planen bereits die nächste Kampagne. Im Jahr 2021 zählte zur Ausbeute an Funden vom Ende der letzten Eiszeit vor 12.000 Jahren Tierknochen, Teile von Werkzeugen und eine Pfeilspitze.

Eiszeit auf dem Höhlenvorplatz

Die studentischen Volontäre Annika Manz und Daniel Riemenschneider bildeten auch dieses Jahr wieder das kleine Grabungsteam (Foto: LWL-Archäologie für Westfalen/M. Baales).

Wolfgang Heuschen ist der Grabungsleiter für die diesjährige Ausgrabung bei der Hagener Stadtarchäologie angestellt worden. Er kennt die Höhle und ihre archäologische Forschungsgeschichte gut: „Da wir dieses Jahr im äußeren Randbereich der Siedlungsaktivitäten der späteiszeitlichen Jäger und Sammler gegraben haben, kamen erwartungsgemäß wenig Funde zu Tage“, sagt Heuschen. Darunter waren Tierknochen, Steinartefakte wie ein sogenannter Kern für die Klingenherstellung, eine Pfeilspitze und Gerölle, die als Arbeitsunterlagen der damaligen Menschen gedient haben.

Die Hagener Stadtarchäologin Mirjam Kötter freut sich über die Funde: „Sie fügen sich sehr gut in das bislang ergrabene Spektrum an späteiszeitlichen Hinterlassenschaften an diesem Fundplatz ein.“ Zudem entnahm ein Team um Prof. Martin Kehl von der Universität zu Köln zahlreiche Sedimentproben, um sie naturwissenschaftlich zu untersuchen. Deren Ergebnisse sollen, so hoffen die Fachleute, neue Erkenntnisse über die Entstehung und das Alter der verschiedenen Erdschichten des Höhlenvorplatzes liefern.

Weitere archäologische Arbeiten in dem aktuellen Grabungsbereich sind derzeit nicht möglich, weshalb ein Team um den Höhlenentdecker Stefan Voigt aus dem vorhandenen Gesteinsmaterial einen sogenannten Verbau errichtet hat, der die Grabungsprofile schützt. So bleiben sie folgenden Generationen von Forscher:innen erhalten.

„Im nächsten Jahr wird es im angrenzenden Bereich der bisherigen Grabungsfläche weitergehen. Ich rechne mit weiteren spannenden Funden und freue mich über das große Engagement der Stadtarchäologie für den Fundplatz“, so Prof. Michael Baales, Leiter der Olper Außenstelle der LWL-Archäologie für Westfalen, der die Grabungen an der Blätterhöhle seit Jahren begleitet. Auch der inzwischen in Halle tätige Archäologe Dr. Jörg Orschiedt ist mit der Auswertung der diesjährigen Ergebnisse befasst. Er hatte das Ausgrabungsprojekt an der Blätterhöhle 2006 in Gang gebracht.

Flutschäden und andere Ereignisse

Die Flutkatastrophe im Juli hat auch an der Blätterhöhle Spuren hinterlassen. „Über Risse und Spalten im Felsen ist erstmals viel Wasser auch in das Höhleninnere eingedrungen und hat dafür gesorgt, dass Sedimentprofile verstürzt sind“, erklärt Heuschen. Ursprünglich waren für 2021 keine Arbeiten in der Höhle geplant, durch den Starkregen jedoch mussten Funde außerplanmäßig gesichert werden. „Das verdeutlicht, wie zerbrechlich das Sedimentgefüge und wie wertvoll die professionelle Arbeit durch geschultes Personal an einem Fundplatz wie der Blätterhöhle ist“, so Heuschen.

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Im Sommer 2021 bekam die Blätterhöhle besonderen Besuch: Für einen ganzen Tag konnte eine 12-jährige Schülerin im Rahmen der ARD-Familienshow „Frag doch mal die Maus“ die Ausgrabungen als „waschechte Archäologin“ unterstützen, in Begleitung eines ganzen Kamerateams. Die Ausstrahlung des Beitrags ist für den 29. Januar ab 20.15 Uhr im Ersten geplant. Auch ein Beitrag des TV-Magazins „Galileo“ zur Sauerländer Höhlenwelt befasste sich mit der Hagener Höhle.

Nach einer Pressemeldung des LWL.

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