Schwedisches Schiffswrack Gribshunden – Die Grabungsergebnisse aus dem Jahr 2021

Archäologen untersuchten im Mai 2021 drei Wochen lang das königliche Kriegsschiff Gribshunden vor der Küste von Ronneby in Südschweden. Sie stießen auf eine Reihe Waffen und Spuren von königlichen Luxusgütern. Kanonen, Armbrüste und Gewürze gehören zu den Funden – aber wirklich einzigartig ist die Möglichkeit, ein spätmittelalterliches Schiff in seiner Gesamtheit zu untersuchen: vom Leben an Bord über die Art und Weise, wie der König Freunde und Feinde beeindruckte, bis hin zum Kontext eines Schiffes aus der Zeit des Kolumbus.

Brendan Foley (Universität Lund) mit einer geborgenen Kanonenlafette (Foto: Christoffer Sandahl).

Die Gribshunden wurde in den 1480er Jahren in Kontinentaleuropa gebaut und wurde später das Flaggschiff des dänischen Königs Johann I., der später auch König von Schweden war. Die Gribshunden sank vor der Küste von Ronneby nach einem Brand an Bord im Sommer 1495.

„Es ist, als würde man einen völlig vergessenen und unberührten Boden des Glimmingehus finden, der über 500 Jahre lang verschlossen war“, sagt Niklas Eriksson von der Universität Stockholm. „Die Untersuchungen zeigen, dass das, was 1495 an Bord der Gribshunden mitgenommen wurde, größtenteils noch vorhanden ist.“

Zu den geborgenen Funden gehören eine etwa 2,4 Meter lange Kanonenlafette sowie sechs Armbrüste und mehrere Pfeile. Zu einer Armbrust gehörte wahrscheinlich auch eine schön dekorierte Birkenrinde mit einem Pfauenmotiv. Nicht weit von diesem Arsenal entfernt befanden sich die Überreste von etwas ganz anderem: ein Vorrat an kostbaren Gewürzen, darunter Pfefferkörner und vermutlich Safran sowie Mandeln und Haselnüsse. Schuhsohlen und Seile gehören zu den eher praktischen Gegenständen.

„Das Forschungspotenzial ist riesig“, sagt Projektleiter Brendan Foley, ein Meeresarchäologe an der Universität Lund. „Wir werden im kommenden Jahr mit einer Reihe von internationalen Forschern zusammenarbeiten, um die verschiedenen Teile des Puzzles zu einem Ganzen zusammenzufügen.“ „Wir werden auch den Menschen auf dem Schiff nahe kommen und einen Einblick in ihr tägliches Leben bekommen“, sagt Christoffer Sandahl, Leiter der Sammlungen des Blekinge-Museums. „Zum Beispiel durch einen sehr gut erhaltenen Läusekamm, der aus Horn besteht. Es deutet auf das allgegenwärtige Problem der Läuse im Mittelalter hin – etwas, das viele Menschen auch heute noch kennen“, fährt er fort. „Es wird sehr spannend sein zu sehen, ob wir im Kamm noch Reste von Haaren oder Läusen finden.“ 

Die Objekte sind noch nicht analysiert worden. Weitere Informationen werden von Laborstudien erwartet, die auch Dendrochronologie und DNA-Analysen umfassen werden.

Weitere Bilder und Infos (auf Schwedisch) zur Gribshunden finden Sie hier.

Nach einer Pressemeldung des Blekinge museum.

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