Der chemische Fingerabdruck von Wikingerwaffen

Wikingerschwert (Foto: University of Nottingham).
Axtkopf (Foto: University of Nottingham).

Eine neue Studie, die die chemische Zusammensetzung von Eisenwaffen aus der Wikingerzeit untersucht, soll neue Erkenntnisse über ihre Herkunft und bisher unbekannte Informationen über historische Ereignisse liefern. Wissenschaftler der Universität Nottingham leiten die Studie, in der 90 Eisenobjekte aus der Wikingerzeit untersucht werden sollen. Dabei handelt es sich um Waffen, die in den Schlachten von Fulford in North Yorkshire und Bebington Heath auf dem Wirral verwendet wurden. Weitere Funde stammen aus dem Wikingerlager von Torksey in Lincolnshire und aus der ehemaligen Wikingerhafenstadt Meols.

Fulford war im Jahr 1066 Schauplatz einer Schlacht zwischen nordischen Invasoren und Angelsachsen, unmittelbar vor der bekannteren Schlacht von Stamford Bridge. Das archäologische Material besteht aus Eisenwaffen, die an mehreren kurzlebigen Eisenrecyclingstätten gefunden wurden, die von den nordischen Siegern in Fulford verlassen wurden, als sie fünf Tage später bei Stamford Bridge besiegt wurden. Die Eisenwaffen aus Bebington Heath wurde am möglichen Schauplatz der Schlacht von Brunanburh (937 n. Chr.) zwischen nordisch-schottischen und angelsächsischen Heeren geborgen. Das Material wurde typologisch der späten sächsischen/Wikingerzeit zugeordnet und weist Parallelen zu den Artefakten aus Fulford auf. Torksey, Lincs, im unteren Trent Valley, war 872–873 n. Chr. der Ort, an dem das große Wikingerheer sein Winterlager aufschlug, und die Eisenverarbeitung ist an diesem Ort dokumentiert.

Das könnte Sie auch interessieren!

Die Wikinger

Das Bild der Wikinger ist in der öffentlichen Wahrnehmung geprägt von einer Fokussierung auf die namensgebenden Raubzüge. »Die« Wikinger werden als wilde, barbarische Krieger dargestellt, die auf ihren Langschiffen in ­Scharen in die christlich-europäische Welt einfielen. Ihre Raubzüge werden einer ­unabwendbaren Naturkatastrophe gleichgestellt oder – wie es teilweise in den Überlieferungen christlicher Mönche formuliert wird – als Strafgericht ­Gottes für die Sünden der Christenheit.
Dass dieses, auch heute nach über 1000 Jahren noch so zentrale Bild dieser ­vielschichtigen und faszinierenden Kultur in erster Linie aus den alles andere als objektiven Aufzeichnungen christlicher Mönche resultiert, bleibt bei diesen Darstellungen oft unerwähnt. Es ist daher wichtig, diesen so zentralen Aspekt der Wikingerzeit aus archäologischer Sichtweise aus zu betrachten.

Die Forscher aus Nottingham arbeiten mit der Universität Toulouse (Dr. Jean Milot), der Universität York (Professor Dawn Hadley und Professor Julian Richards), der Fulford Battlefield Society (Chas Jones) und dem in Nottingham ansässigen British Geological Survey in Keyworth (Professor Jane Evans) zusammen, um die chemische Isotopensignatur der Eisenwaffen mithilfe der Blei-, Strontium- und Eisenisotopenanalyse zu bestimmen. Die Blei-Isotopenanalyse hat sich bei der Provenienzbestimmung von antiken Metallartefakten aus Silber und Kupfer bewährt, und das Team hat bereits eine erfolgreiche Pilotstudie an einer kleineren Stichprobe von Objekten durchgeführt, die gezeigt hat, dass diese Kombination von Analysen für die Provenienzbestimmung von Eisenartefakten geeignet ist, selbst wenn die Gegenstände stark korrodiert sind.

Pfeilspitze (Foto: University of Nottingham).

„In dieser Studie werden wir unsere Hypothese testen, dass es möglich ist, die Isotopenanalyse mit Eisen zu verwenden, um genauer als je zuvor zu bestimmen, woher das Objekt stammt. Wenn wir damit Erfolg haben, könnte diese Methode auf viele weitere historische Artefakte angewandt werden, was uns helfen wird, mehr über historische Ereignisse und Menschen zu erfahren“, so Professor Stephen Harding, Experte für die wissenschaftliche Untersuchung wikingerzeitlicher Artefakte und Leiter der Forschung.

Mark Pearce, Professor für mediterrane Vorgeschichte, fügt hinzu: „Dies ist eine aufregende Zusammenarbeit, bei der die neuesten wissenschaftlichen Techniken eingesetzt werden, um die einzigartige Isotopenzusammensetzung dieser antiken Objekte aufzudecken und uns zu zeigen, wo sie hergestellt wurden. Das Projekt wird unser Verständnis von archäologischen Eisengegenständen revolutionieren und uns endlich eine Methode an die Hand geben, mit der wir ihre Herkunft genau bestimmen können.“

Die Studie wird von der National Environmental Isotope Facility finanziert.

Nach einer Pressemeldung der University of Nottingham.

Das könnte Sie auch interessieren!

Neue Erkenntnisse zum Metallhandwerk der Wikinger

Das Metallhandwerk der Wikinger und die Entwicklung des Fachwissens auf diesem Gebiet im 8. und 9. Jahrhundert sind Thema einer neuen Studie, die in der Zeitschrift Archaeological and Anthropological Sciences erschien.