Das Projekt „AktArcha“ nimmt Frauen in den Archäologien in den Blick

Wer bei Archäologie nicht gleich an Indiana Jones denkt, hat diese Filmreihe mit Harrison Ford vermutlich nie gesehen. Man denkt vielleicht an große Ausgrabungsstätten in Ägypten oder in Griechenland, an Staub, Sand und Wüste. An Männer in beiger Kleidung, die mit Spaten und Pinseln Gebäudeteile längst vergangener Zivilisationen freilegen. Doch kaum bekannt ist bislang, dass die Archäologie bereits seit vielen Jahrzehnten ebenso von weiblichen Akteuren betrieben wurde und heute noch wird. Das Team um Dr. Elsbeth Bösl von der Professur für Wirtschafts-, Sozial- und Technikgeschichte sorgt im Forschungsprojekt „AktArcha“ dafür, dass sich dies ändert.

Ausgrabungen in Gran Dolina. Gran Dolina ist eine von mehreren Fundstätten in der Sierra de Atapuerca, Spanien (akg / Science Photo Library).

Das Ziel des Projekts „Akteurinnen archäologischer Forschung zwischen Geistes- und Naturwissenschaften: Im Feld, im Labor, am Schreibtisch (AktArcha)“ ist es, innovative Frauen und ihre Forschungsleistungen in den archäologischen Fächern in Vergangenheit und Gegenwart sichtbar zu machen. Dazu werden die Perspektiven der archäologischen Genderforschung und der Wissenschaftsgeschichte mit den Möglichkeiten der Digital Humanities (auch Digitale Geisteswissenschaften genannt, ein Forschungsbereich an der Schnittstelle zwischen Informatik und Geisteswissenschaften) zusammengebracht. Über Twitter und Instagram werden ausgewählte Ergebnisse des Projekts in die Öffentlichkeit getragen. Im Dezember 2022 wird eine Ausstellung zum Projekt in der Römisch-Germanischen Kommission des Deutschen Archäologischen Instituts in Frankfurt am Main eröffnet, die anschließend als Wanderausstellung in ganz Deutschland gezeigt werden wird.

Archäologie war und ist auch weiblich

Das öffentliche Bild der Archäologien wird geprägt durch die – inzwischen überholte – Vorstellung von der reinen „Wissenschaft des Spatens“. Damit verknüpft sind stereotype Zuschreibungen wie etwa die des Archäologen als weltgewandten Forscher-Abenteurer. Mit der zunehmenden Bedeutung von naturwissenschaftlichen Methoden in der archäologischen Forschung wurde dieses Stereotyp durch das des Archäokriminalisten ergänzt, der mit High-Tech-Geräten verborgene Wahrheiten ans Licht fördert. Vermittelt werden vorrangig männlich konnotierte Rollenvorbilder. Archäologisch arbeitende Frauen erscheinen in der Öffentlichkeit weitaus seltener als Leistungs- und Potenzialträgerinnen. Diese Unsichtbarkeit von Akteurinnen entspricht bei Weitem nicht mehr ihrer Bedeutung in der deutschsprachigen wissenschaftlichen Archäologie, im Denkmalschutz und in den Museen und Sammlungen. Noch unsichtbarer als heutige Forscherinnen sind ihre Vorgängerinnen – die archäologisch arbeitenden Frauen des 19. und 20. Jahrhunderts.

Die Biografien dieser Frauen und ihre Beiträge zur Fachentwicklung stehen im Mittelpunkt des Projekts AktArcha. Hierzu werden archivalische und andere Quellen zu Frauen in den Archäologien gesucht, erfasst und ausgewertet, außerdem werden die teilweise sehr verstreut publizierten Forschungsarbeiten über frühere Archäologinnen gebündelt. Deren eigene Werke sollen in retrospektiven Publikationsverzeichnissen erfasst werden. Diese Materialien sollen dann über den Fachinformationsdienst Altertumswissenschaften Propylaeum, der von der Universitätsbibliothek Heidelberg betrieben wird, einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Ergänzt wird dies durch Expertinneninterviews mit archäologisch arbeitenden Frauen der Gegenwart, die aktuelle Perspektiven sichtbar machen sollen.

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Social Media bringt Archäologinnen ins Bewusstsein der modernen Gesellschaft

Flankierend zum Forschungsprojekt werden besonders herausragende Beispiele über unterschiedliche Social-Media-Kanäle und im Rahmen einer Ausstellung der Öffentlichkeit vorgestellt. Hierzu arbeitet das Projekt AktArcha mit dem Ausstellungsbüro archäotext und dem Wissenschaftsblog des Jahres 2020, „Miss Jones – Archäologie, Reisen, Abenteuer“, zusammen. Weitere Kooperationen gibt es mit der Römisch-Germanischen Kommission des Deutschen Archäologischen Instituts und dem Römisch-Germanischen Zentralmuseum Mainz.


Mehr Informationen zum Projekt finden Sie auf der Projektseite sowie auf Twitter und Instagram.

Nach einer Pressemeldung der Universität der Bundeswehr München.

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