Heinrich Schliemann und die Archäologie

Cover: Heinrich Schliemann und die Archäologie

»Erst war er der ›Vater der Archäologie des Mittelmeerraums‹, dann ein unbeholfener Amateur und ein ›pathologischer Lügner‹ – er war nichts davon und doch von allem etwas«, so Curtis Russels in seinem Buchbeitrag. Die Bewertung Schliemanns durch Zeitgenossen und Nachwelt war und ist zwiespältig. Doch genau das macht eine Beschäftigung mit ihm so spannend. Dieser Band versucht eine Bilanz.

Die Aufsätze erhellen verschiedene Aspekte rund um Schliemanns Leben und seine archäologische Feldforsch­ung: etwa die Hintergründe seiner umstrittenen Promotion, seinen Umgang mit den Medien oder seine Art des Networkings. Und wir sehen: Auch wenn Schliemann nicht als der Begründer der modernen wissenschaftlichen Ausgrabungsweise gelten mag, so rüttelte er doch die Fachwelt auf und spielte in der Entwicklung der Archäologie von einer Sammel- hin zu einer Spatenwissenschaft eine gewichtige Rolle (die Großgrabungen in Olympia oder Delphi begannen erst nach ihm!). Nicht zuletzt damit, dass er Fachleute in sein Team holte und rege »Öffentlichkeitsarbeit« betrieb, war er seiner Zeit voraus. Auch seine Grabungsdokumentationen setzten neue Standards, die anschließend lange nicht erreicht wurden.

Die vielen Abbildungen zeichnen diesen Band ebenso aus wie die vielen Detailinformationen – z.B. über Schliemanns Publikationstätigkeit, bei der er immensen Aufwand betrieb (so dürften 218 eigens entwickelte und von Hand eingeklebte Fotos selbst bei einer Auflage von nur 500 gedruckten Büchern eine kostspielige Angelegenheit gewesen sein …).

| Melanie Kattanek

Produktdetails

Heinrich Schliemann und die Archäologie

Leoni Hellmayr (Hrsg.)
Darmstadt: wbg Philipp von Zabern 2021, 128 S., 134 Abb., 32 Euro
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