Rekonstruktion eines antiken Langschwerts (225 – 250 n.Chr.)

Flaghaug Spatha - Rekonstruktion
Die Rekonstruktion der Spatha aus dem 3. Jh. von Erik König / Aurificina Treverica

Nach 5 Jahren ist die in Auftrag gegebene Rekonstruktion der Flaghaug-Spatha endlich abgeschlossen. Diese Arbeit wurde von mir, Aksel Klausen als dem beratenden Archäologen des „Avaldsnes Projekts“ beaufsichtigt und von Aurificina Treverica (Erik & Ira König) für den Auftraggeber, die Gemeinde Karmøy, Provinz Rogaland, Norwegen, ausgeführt.
Die Rekonstruktion erforderte mehr als 400 Arbeitsstunden, nicht eingerechnet sind die Stunden der Recherche im Vorfeld, und das Endergebnis zeigt eine der eindrucksvollsten germanischen Spathas des 3. Jahrhunderts, die bisher bekannt sind. Die Rekonstruktion basiert auf meinen eigenen umfangreichen Untersuchungen der originalen Spatha sowie auf Beiträgen von Håkon Reiersen, außerordentlicher Professor an der Universität von Stavanger.

Die originale Spatha mit einer Scheide, die vollständig mit vergoldetem Silberpressblech und gewölbten Silbernieten beschlagen ist, stammt aus dem reichsten Kammergrab aus spätrömischer Zeit (180/200-375/400 n. Chr.), das bisher in Norwegen entdeckt wurde, und wird auf die Mitte des 3 Jahrhunderts datiert. Das 1835/41 ausgegrabene Grab war eine Sekundärbestattung in einem bronzezeitlichen Grabhügel (lokal als „Flaghaug“ oder „Trollhügel“ bekannt) auf dem Avaldsnes-Plateau, das die Meerenge Karmsund überragt. Avaldsnes mit seiner strategischen Lage am Beginn der Segelroute „Norðrvegr“ war über die Jahrhunderte hinweg bis zu seinem Niedergang im 14. und 15. Jahrhundert mit nahezu ungebrochener Kontinuität ein zentraler Ort für die Region.

Flaghaug Spatha - Originalfund
Der Zustand des gut erhaltenen Originals. Universitätsmuseum Bergen / Foto: Svein Skare

Das Grab enthielt eine Fülle von wertvollen Gegenständen, die jedoch leider bei den beiden Ausgrabungen im frühen 19. Jahrhundert verloren gingen. Erhalten geblieben sind ein provinzialrömisches Sieb, ein Hemoor-Eimer, ein Becken mit Löwenköpfen, ein Kolbenring aus reinem Gold mit einem Gewicht von knapp 600 Gramm, ein silbernes Trink-/Signalhorn, eine fragmentarische Spatha, ein Schild und eine Fibel/Baldrik, sowie Spielsteine aus Glas und die verbrannten Überreste des Verstorbenen, die in den Hemoor-Eimer gelegt wurden. Ursprünglich befanden sich allerdings noch zwei goldene Fingerringe, eine goldene Kleidernadel und zwei Speerspitzen im Grab, welche allerdings leider allesamt verschollen sind.
Die ursprüngliche Spatha ist in einem sehr fragmentierten Zustand, aber es ist genug erhalten, um eine Rekonstruktion mit Hilfe von zeitgenössischen Funden aus anderen Kontexten, die aus Skandinavien bekannt sind, wie z. B. den Kriegsbeuteopfern aus Südskandinavien und Norddeutschland sowie anderen Körperbestattungen, zu erstellen.

Ich möchte sowohl Erik als auch Ira für ihre harte Arbeit an diesem Schwert danken und sagen, dass es ein Vergnügen war, mit ihnen zusammenzuarbeiten. Ich kann sie nur weiterempfehlen, wenn Sie einen ähnlichen Auftrag erteilen möchten.
Ich arbeite an einem Artikel, der Details u.a. über die ursprüngliche Spatha und ihre Rekonstruktion enthüllen wird, also bleiben Sie dran!

Nach einem Bericht von Aksel Klausen

Cover_AID_319

Das könnte Sie auch interessieren!

Ein Schatz für die Frühmittelalterforschung

Langjährige Ausgrabungen und Restaurierungsarbeiten mit modernsten Methoden haben der Wissenschaft eine archäologische Quelle von hervorragender Qualität beschert: Diesen Schatz gilt es nun zu heben. Die langwierigen Ausgrabungen in Lauchheim und ihre nicht minder aufwendige Auswertung bedeuten einen Glücksfall für die Frühmittelalterarchäologie.

Reiterkrieger und geköpftes Pferd – Untersuchung des frühmittelalterlichen Gräberfelds von Knittlingen

Die äußerst fruchtbare Gegend um die Stadt Knittlingen wurde bereits von der Jungsteinzeit bis ins Mittelalter besiedelt. Auf die mittelalterliche Besiedlung deuten heute einerseits die vielen auf -ingen und -heim endenden Ortsnamen. Andererseits sind auf der Gemarkung des Ortes merowingerzeitliche Reihengräberfelder entdeckt worden.