Älteste Nachweise der Pest in Mitteleuropa

Früheste Belege für Ausbrüche der Pest stammen aus Sachsen und Böhmen

Schwere und ansteckende Krankheiten gibt es seit Menschengedenken, besonders seit der Jungsteinzeit, in der Menschen und Tiere meist auf engen Raum zusammen wohnen. Durch die Analyse alten Erbgutes (DNA) an Skeletten wird unter anderem seit einiger Zeit dem Auftreten der Pest in Europa nachgegangen.

 Im dem Skelett eines 35-45 Jahre alten Mannes bei Großstorkwitz (Kr. Leipzig) aus dem 3. Jahrtausend v. Chr. fand sich der Pesterreger Yersinia Pestis.  © Landesamt für Archäologie Sachsen
Im dem Skelett eines 35-45 Jahre alten Mannes bei Großstorkwitz (Kr. Leipzig) aus dem 3. Jahrtausend v. Chr. fand sich der Pesterreger Yersinia Pestis. © Landesamt für Archäologie Sachsen

Eine erst kürzlich erschienene internationale Studie, in der 17 neue prähistorische Pestfälle (Yersinia pestis) von der Mongolei, Kasachstan und Russland bis nach Spanien vorlegt werden, enthält auch die bisher ältesten Nachweise für diese tödliche Krankheit in Mitteleuropa. Einer davon stammt neben einem etwa zeitgleichen Befund aus Tschechien aus Sachsen. Es handelt sich um einen etwa 35–45 Jahr alten Mann, der südlich von Leipzig bei Großstorkwitz, Lkr. Leipzig, in einem Einzelgrab in sogenannter Hockerhaltung auf der rechten Körperseite bzw. dem Oberkörper in Rückenlage in West-Ost-Ausrichtung bestattet wurde. Als einzige Beigabe wurde eine Silexklinge oberhalb der Füße festgestellt. Gemäß einer Radiokohlenstoffdatierung muss der Tote zwischen 2850 und 2574 v. Chr. (2sigma) bestattet worden sein und gehört damit zum größtenteils keramiklosen Beginn der Schnurkeramik, die in der ersten Hälfte des 3. Jahrtausend v. Chr. in weiten Teilen Mittel- und Osteuropas verbreitet war. Auch bei dem Fall von Pest aus Vliněves, nördlich von Prag in Tschechien handelt es sich um einen 40–­60 Jahre alten Mann, der als rechten Hocker etwa zwischen 2885 und 2663 v. Chr. bestattet und mit Silexklingen ausgestattet wurde. Beide Fälle reihen sich zeitlich wie auch phylogeographisch überraschend gut in eine Anzahl weiterer ähnlich alter Pestfälle ein, welche aus Südosteuropa [2], aus der nordkaukasischen Steppe, aus Südsibirien und vom Baikalsee bekannt sind. Dies deutet darauf hin, dass dieser Erreger im 3. Jahrtausend v. Chr. weit verbreitet war und daher auch im Zusammenhang mit mobilen Gesellschaften steht. Allerdings ist der Ursprungsort des Erregers noch unbekannt. Die bislang ältesten Nachweise der Pest stammen vom Ende des 4. Jahrtausends v. Chr. aus Skandinavien und dem Baltikum.

Das genetische Profil des Verstorbenen von Großstorkwitz deckt sich mit dem anderer Individuen, die der Schnurkeramik zu geordnet werden. Diese genetische Signatur hat sich aus dem eurasischen Waldsteppenraum nach Mitteleuropa ausgebreitet, in einer Zeit, die durch eine hohe personelle Mobilität und das Aufkommen neuer Ideen und Traditionen geprägt war.

Nach einer Pressemitteilung des Landesamts für Archäologie Sachsen.

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