Das neue Gesicht der Domkrypta

Der südliche Zugang zu Krypta, gesehen von Norden. Links befindet sich die Nische, in der der Fahrstuhl aufgebaut werden soll. Das Tonnengewölbe ist inzwischen abgetragen.
Der südliche Zugang zu Krypta, gesehen von Norden. Links befindet sich die Nische, in der der Fahrstuhl aufgebaut werden soll. Das Tonnengewölbe ist inzwischen abgetragen. Foto: LW-AfWL/S. Gai

Die Sanierung der Domkrypta in Paderborn hat begonnen. Bei den Arbeiten kommen Expertinnen und Experten des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) zusammen und arbeiten Hand in Hand. LWL-Fachleute aus der Bauforschung und Baudenkmalpflege, der Restaurierung und der Archäologie arbeiten an der Modernisierung mit.

„Die Zusammenarbeit zwischen Bau- und Bodendenkmalpflege des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe ist für alle ein Gewinn“, betonen Dr. Holger Mertens und Prof. Dr. Michael Rind, Leiter der beiden LWL-Fachämter.
Auch wenn das neue Denkmalschutzgesetz zukünftige Projekte aus Sicht der LWL-Archäolog:innen und Denkmalpfleger:innen verkomplizieren werde, wolle man daran festhalten.

Spagat zwischen Modernisierung und dem Erhalt historischer Bausubstanz

Neue Elektrik, Ton- und Lichtinstallation, ein barrierefreier Zugang mittels eines Plattformliftes, die Erneuerung der Treppenabgänge vom Dom zur Krypta, dezenteres und bewegliches Mobiliar für die Krypta und ein neuer Fußbodenbelag aus Naturstein: die Liste ist umfangreich. Bei einem so geschichtsträchtigen Gebäude bergen diese Renovierungsvorhaben einige Hindernisse.

„Die Eingriffe in die Wände zur Installation von Elektrik und Licht sollen so klein wie nur irgend möglich gehalten werden. Anschließend sollen die Wände und das Gewölbe mit einem atmenden Putzanstrich behandelt werden“, erklärt LWL-Stadtarchäologin Dr. Sveva Gai nur eine der vielen Herausforderungen. Zudem sollen die heute noch erkennbaren Bauphasen aus der Zeit des berühmten Bischofs Meinwerk (1009 – 1036) bei der Erneuerung des Fußbodenbelags farblich hervorgehoben werden und so für nachfolgende Generationen nicht nur erhalten bleiben, sondern auch sichtbar gemacht werden.

Blick von Westen nach Osten durch die Krypta. Der Zugang zur Baustelle erfolgt durch die vorläufig abgetragene Chorwand von Osten her. Innerhalb der Krypta ist eine Rampe aufgebaut, um die Bauarbeiten zu erleichtern.
Blick von Westen nach Osten durch die Krypta. Der Zugang zur Baustelle erfolgt durch die vorläufig abgetragene Chorwand von Osten her. Innerhalb der Krypta ist eine Rampe aufgebaut, um die Bauarbeiten zu erleichtern. Foto: LW-AfWL/S. Gai

Hintergrund zur Domkrypta

Die Krypta ist seit mehr als einem Jahrhundert im Fokus bauhistorischer und archäologischer Forschung. 1856 initiierte der Dombaumeister Anton Güldenpfennig zahlreiche Renovierungen und Umbauten des Doms. Diese wurden zu seinem Lebenswerk. 1915 folgten erste auf baugeschichtliche Forschung ausgerichtete Ausgrabungen, wie der Kunsthistoriker und damaliges Mitglied des Paderborner Metropolitankapitels Alois Fuchs berichtete.
Gegen Ende der 1970er Jahre begann der LWL-Fachmann Uwe Lobbedey, die Domkrypta zu erforschen: „Die von ihm postulierten Bauphasen stehen heute fest und werden gar nicht mehr in Frage gestellt“, weiß Gai. Er öffnete die Grabungsflächen von 1915 erneut und arbeitete die Architekturgeschichte akribisch auf.

Neue Untersuchungen

Archäologische Neuuntersuchungen werden nur da notwendig, wo auch bauliche Eingriffe in den Boden vorgesehen sind. Dies könnte im östlichen, bisher noch nie archäologisch untersuchten Teil der Krypta der Fall sein. Denn unterhalb des mittleren Chorfensters ist kein Betonestrich sichtbar sondern eine relativ feste Mörtelschicht. „Im Rahmen der notwendigen Sanierungen des Mauerwerks, das hier mit Feuchtigkeit kämpft, könnte hier die Erde abgenommen werden“, erklärt Gai. Das böte für die Archäologie eine gute Gelegenheit, diese bisher noch nicht untersuchte Stelle unter die Lupe zu nehmen und möglicherweise neue Erkenntnisse zu gewinnen.

Eine kleinere archäologische Untersuchung wurde im Bereich der zwei Stufen zum Altar der Domkrypta durchgeführt: „Die Verstärkungen der Fundamente der beiden östlichen Säulen wurden freigelegt. An dieser Stelle, im östlichen Joch der Krypta, hatte 1870 Güldenpfennig die beiden Säulen mit jeweils vier weiteren verstärkt, um die Gesamtstruktur des Chores zu stabilisieren“, weiß die Stadtarchäologin. Sie wurden bei den Renovierungen nach dem Zweiten Weltkrieg (1955/56) entfernt.

In einer Wandnische an der Ostseite des heutigen Zugangs zur Krypta ist die Errichtung eines Fahrstuhls geplant. Ein Tonnengewölbe musste vor Einbau des Liftes durchbrochen werden. Die Bauforscher der LWL-Denkmalpflege weisen seine Entstehung der Barockzeit zu. In einem angrenzenden zugemauerten Hohlraum wurden Treppenstufen entdeckt, die wohl eine provisorische Verbindung vom südlichen Seitenschiff auf das Tonnengewölbe darstellen. Die laufende Analyse soll Datierung und Funktion dieser Treppe klären, sagt LWL-Bauforscher Dr. Bernhard Flüge.

In der westlichen Wandnische soll das Orgelwerk seinen neuen Platz finden. Hier untersuchen die Bauforscher des LWL derzeit das Mauerwerk, um herauszufinden, ob es sich um mittelalterliche Bausubstanz handelt. Dabei dienen die Befunderhebungen der Bauforschung und der Archäologie nicht nur dem wissenschaftlichen Erkenntnisgewinn. Sie liefern auch das nötige Wissen, um die Arbeiten aus dem Bestand heraus zu planen und die Krypta möglichst schonend für künftige Generationen zu erhalten und zugänglich zu machen.

Nach einer Pressemitteilung des Landschaftsverband Westfalen-Lippe.

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