Jahrestagung des GWZO – Stoffe, Güter, Waren

Das Leibniz-Institut für Geschichte und Kultur des östlichen Europa (GWZO) hat die Region zwischen Ostsee, Schwarzem Meer und Adria im Forschungsfokus. Thema der Jahrestagung wird die globale Vernetzung des östlichen Europas vom Frühmittelalter bis heute.

Relief „Industrie“ von Karel Dvořák, ehemals Bank von Brünn, Panská 9, Prag, Tschechische Republik, 1922.
Relief „Industrie“ von Karel Dvořák, ehemals Bank von Brünn, Panská 9, Prag, Tschechische Republik, 1922. Bildnachweis: Gampe (2011), WikiCommons

Seit jeher verbinden Stoffe, Güter und Waren die Welt. Zahlreiche wissenschaftliche Studien haben anhand von einzelnen Stoffen und Gütern transnationale und transregionale Verflechtungen eingehend beleuchtet. Das östliche Europa steht in diesen Studien bislang eher am Rande. Dies will das Leibniz-Institut für Geschichte und Kultur des östlichen Europa (GWZO) mit seiner Jahrestagung 2022 ändern. Vom 6. bis 8. Juli diskutieren in Leipzig Expertinnen des Hauses mit internationalen Wissenschaftler*innen über die wirtschaftliche Verflechtungsgeschichte des östlichen Europa. Stoffe prägen Gesellschaften. Ihre Förderung, Produktion, Zirkulation und Nutzung bestimmen die Verteilung von Ressourcen; als Güter und Waren werden sie weltweit gehandelt. Das beeinflusst bis heute die Ansiedlung und Vernetzung von Dörfern und Städten. Verarbeitung und Gebrauch schufen Infrastrukturen und Institutionen. Rohstoffe wie Baumwolle, Silber oder Zink, fossile Energieträger wie Kohle, Öl und Gas sowie Lebensmittel wie Getreide, Kaffee und Zucker eröffnen daher wichtige Perspektiven auf den Wandel von Arbeits- und Lebenswelten sowie auf zugrundeliegende Machtverhältnisse.

„Verfolgt man die ganze Kette an Aktionen, die mit einzelnen Stoffen verbunden sind – von Anbau/ Gewinnung, Verarbeitung in verschiedenen Stufen, Handel, Konsum und nicht zuletzt die Erforschung und Wissensproduktion – ergibt sich ein umfassendes Bild davon, wie scheinbar weit auseinander liegende Räume und Akteurinnen miteinander in Interaktion treten. Dieses Werkzeug – in der Globalgeschichte schon erprobt – wollen wir mit der Jahrestagung für die Geschichte des östlichen Europas nutzbar machen und die globalen wirtschaftlichen und infrastrukturellen Verflechtungen der Region herausarbeiten“, erklärt Dr. Jan Zofka (GWZO), Mitorganisator der Jahrestagung.

Gruss von der Leipziger Messe. Die Petersstrasse während der Messe. Brühl", Ausschnitt aus Postkarte, Leipzig 1909.
Gruss von der Leipziger Messe. Die Petersstrasse während der Messe. Brühl, Ausschnitt aus Postkarte, Leipzig 1909. Bildnachweis: WikiCommons

Die mehrtägige Veranstaltung wird zweisprachig, in Deutsch und Englisch, ausgerichtet – vor Ort in Leipzig und digital. „Mit dieser Tagung“, so Direktorin Prof. Dr. Maren Röger, „führen wir zentrale Forschungsschwerpunkte des GWZO zusammen: In den unterschiedlichen Abteilungen forschen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zu Ressourcennutzung und der Umgestaltung von Umwelt, zudem haben wir einen starken Schwerpunkt auf verflechtungs- und globalhistorisches Arbeiten. Die Tagung bildet zudem einen ersten sichtbaren Auftakt unserer neuen Forschungsperspektive auf „Praktiken des Wirtschaftens“. Entsprechend werde ein sehr fruchtbarer Austausch erwartet.

Das Leibniz-Institut für Geschichte und Kultur des östlichen Europa (GWZO) erforscht in vergleichender Perspektive die historischen und kulturellen Phänomene und Prozesse in dem Raum zwischen Ostsee, Schwarzem Meer und Adria vom Frühmittelalter bis zur Gegenwart. Die am Institut tätigen Wissenschaftlerinnen repräsentieren verschiedene Disziplinen der Geisteswissenschaften, darunter Archäologie, Geschichte, Kunstgeschichte und Literaturwissenschaft. In seiner Forschungsarbeit stützt sich das GWZO auf ein dichtes Netz an Kooperationsbeziehungen mit Wissenschaftseinrichtungen in Europa und Übersee.

Wenceslaus I, Herzog von Böhmen, Bild 14.Jahrhundert.
Wenceslaus I, Herzog von Böhmen, 14. Jahrhundert. Bildnachweis: WikiCommons

Jahrestagung des GWZO – Stoffe, Güter, Waren. Zur Verflechtungsgeschichte des östlichen Europa | Commodities and the History of their Entanglements in East Central and Eastern Europe.

Nach einer Pressemitteilung des Leibniz-Instituts für Geschichte und Kultur des östlichen Europa.

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