Europäischer Archäologiepreis Joseph Déchelette

Von links nach rechts: Vincent GUICHARD, Generaldirektor von Bibracte und Sekretär des Preises; Gilles DÉCHELETTE, Präsident des Vereins Joseph Déchelette; Thibaud POIGT, Preisträger des 4. Europäischen Archäologiepreises Joseph Déchelette; Anne-Marie ADAM, emeritierte Professorin an der Universität Straßburg, Präsidentin des wissenschaftlichen Beirats von Bibracte, Vorsitzende der Jury; Martin SCHÖNFELDER, Archäologe am Römisch-Germanischen Zentralmuseum (Mainz), Mitglied der Jury; Jean-Jacques BANCHET, stellvertretender Bürgermeister von Roanne, zuständig für Kultur, Veranstaltungen und Internationales; Karim GERNIGON, regionaler Konservator für Archäologie der Region Auvergne-Rhône-Alpes; Bruno YTHIER, Direktor des Museums Joseph Déchelette (Foto: G. Reich).
Von links nach rechts: Vincent GUICHARD, Generaldirektor von Bibracte und Sekretär des Preises; Gilles DÉCHELETTE, Präsident des Vereins Joseph Déchelette; Thibaud POIGT, Preisträger des 4. Europäischen Archäologiepreises Joseph Déchelette; Anne-Marie ADAM, emeritierte Professorin an der Universität Straßburg, Präsidentin des wissenschaftlichen Beirats von Bibracte, Vorsitzende der Jury; Martin SCHÖNFELDER, Archäologe am Römisch-Germanischen Zentralmuseum (Mainz), Mitglied der Jury; Jean-Jacques BANCHET, stellvertretender Bürgermeister von Roanne, zuständig für Kultur, Veranstaltungen und Internationales; Karim GERNIGON, regionaler Konservator für Archäologie der Region Auvergne-Rhône-Alpes; Bruno YTHIER, Direktor des Museums Joseph Déchelette (Foto: G. Reich).

Zum vierten Mal wird exzellenter wissenschaftlicher Nachwuchs gefördert. Am 18. Juni 2022 wurde Dr. Thibaud Poigt für seine herausragende Doktorarbeit mit dem »Prix européen d’archéologie Joseph Déchelette« im Musée d’archéologie et de beaux-arts Joseph Déchelette in Roanne (Frankreich) ausgezeichnet. Neben dem Fördergeld von 10.000 Euro steht dem Preisträger die wissenschaftliche Infrastruktur, inklusive Forschungsaufenthalte, der Partnerinstitutionen zur Verfügung, zu denen auch das Römisch-Germanische Zentralmuseum, Leibniz-Forschungsinstitut für Archäologie (RGZM) zählt.

„Thibaud Poigt überzeugte uns mit seiner gleichsam archäologischen wie anthropologischen Arbeit zu Handel und Wirtschaft frühgeschichtlicher Gesellschaften Westeuropas. In seiner Dissertation untersuchte er die Entwicklung einer Wertermessung in Gesellschaften ohne Schrift und institutionalisierte Geldsysteme anhand von Waagen, Gewichten sowie Zähl- und Messkonzepten“, erklärt Dr. Martin Schönfelder, Archäologe am RGZM, der das Haus bei der Preisverleihung vertreten hat. „Sein origineller Ansatz, seine wissenschaftliche Sorgfalt und der internationaler Blickwinkel von Poigts Arbeit – das hätte Joseph Déchelette sicherlich gefallen“.

Schon seit der Kindheit interessierte sich Poigt für materielle Überreste aus alten Epochen. Nach seinem Bachelorstudium der Kunstgeschichte und Archäologie an der Universität Bordeaux Montaigne, schrieb er seine Masterarbeit bei Alexis Gorgues über Spuren von Produktions- und Tauschpraktiken in Grabkontexten. Durch Forschungen an Gewichten, die in der Iberischen Periode an der valencianischen Küste deponiert wurden, stellte er fest, wie heterogen die Daten zu diesem Thema auf europäischer Ebene sind. Damit hatte Poigt das Thema für seine Doktorarbeit gefunden: Unter der Ägide von Pierre-Yves Milcent und Alexis Gorgues verteidigte er im September 2019 seine Dissertation mit dem Titel „Les instruments de pesée en Europe occidentale aux Âges des Métaux (XIVe-IIIe s. av. n.è.). Conception, usages et utilisateurs“ an der Universität Toulouse – Jean Jaurès und reichte sie im Frühjahr 2022 für den Prix Déchelette ein. 

Als Teil der Zeremonie wurde Dr. Thibaud Poigt ebenfalls eine Biografie des Stifters überreicht.
Als Teil der Zeremonie wurde Dr. Thibaud Poigt ebenfalls eine Biografie des Stifters überreicht. Foto: RGZM / M. Schönfelder

Nachwuchsförderung für exzellente Leistung

Der „Europäische Archäologiepreis Joseph Déchelette“ würdigt herausragende Leistungen von Promovierenden und wird alle zwei Jahre an Nachwuchswissenschaftler*innen vergeben, um sie zu Beginn ihrer wissenschaftlichen Karriere zu unterstützen. Neben dem Fördergeld von 10.000 Euro steht dem Preisträger wissenschaftliche Infrastruktur inklusive Forschungsaufenthalt der renommierten Partnerinstitutionen zur Verfügung. Das Römisch-Germanische Zentralmuseum, Leibniz-Forschungsinstitut für Archäologie (RGZM) beteiligt sich als fester Partner und gleichzeitiges Jurymitglied mit 2000 Euro am Preisgeld. Auch bietet das RGZM einen Forschungsaufenthalt in Mainz und stellt den Nachwuchswissenschaftler*innen die umfangreiche Fachbibliothek sowie freien Zugang zur hauseigenen Sammlung zur Verfügung.

Insgesamt waren für die vierte Auszeichnung 22 Bewerbungen aus Frankreich, Deutschland, Belgien, Kroatien, Spanien, Italien und Großbritannien eingegangen.

Europäischer Archäologiepreis Joseph Déchelette

In Kooperation mit dem französischen Kulturministerium, dem Forschungszentrum von Bibracte, der Association Joseph Déchelette und weiteren Museen hat das RGZM den Archäologiepreis zur Nachwuchsförderung im Jahr 2015 eingerichtet. Benannt wurde er nach dem französischen Archäologen Joseph Déchelette (1862-1914), der als Wegbereiter der europäischen Archäologie gilt. Mit seiner Forschung zu römischer Keramik und zur Vorgeschichte setzte er Meilensteine in der Forschung. Die 2010 gegründete „Association Joseph Déchelette“ hält die Erinnerung an diesen Wissenschaftler lebendig.

Der Preis wurde dem Preisträger am 18. Juni 2022 traditionell vom Präsidenten der Association Joseph Déchelette während der Europäischen Tage der Archäologie in der Bibliothek des Musée d’archéologie et de beaux-arts Joseph Déchelette, der ehemaligen Bibliothek des Gelehrten, überreicht.

Die Partner für die Verleihung des Europäischen Archäologiepreis Joseph Déchelette 2022 sind:

  • das französche Kulturministerium / Direction générale des Patrimoines
  • die Stadt Roanne
  • das Musée d’Archéologie nationale (MAN), Saint-Germain-en-Laye
  • das Römisch-Germanische Zentralmuseum, Leibniz-Forschungsinstitut für Archäologie (RGZM), Mainz
  • das Laténium, Park und Museum für Archäologie, eine Einrichtung der Republik und des Kantons Neuenburg (in Verbindung mit der Stiftung Maison Borel)
  • die Association pour la promotion des recherches sur l’âge du Bronze (APRAB) 
  • die Association française pour l’étude de l’âge du Fer (AFEAF)
  • die Société préhistorique française (SPF)
  • die Prehistoric Society, London
  • die European Association of Archaeologists, Prag
  • sowie Bibracte EPCC / Centre archéologique européen, das auch das Sekretariat des Preises übernommen hat.

Nach einer Pressemitteilung des Römisch-Germanischen Zentralmuseums.

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