Gräberfeld von Elsloo: Erforschung von Grabbeigaben wirft neues Licht auf traditionelle Rollen

Neue archäologische Untersuchungen von Grabbeigaben und Skelettmaterial aus dem ältesten Gräberfeld der Niederlande zeigen, dass die Rollenverteilung zwischen Mann und Frau vor 7.000 Jahren weniger traditionell war als bisher angenommen. Die Untersuchung wurde von einem multidisziplinären Forscherteam unter der Leitung von Archol, dem Nationalen Museum für Altertümer und der Universität Leiden durchgeführt.

Bei der Analyse der Grabbeigaben von dem Gräberfeld von Elsloo stellte sich heraus, dass man durch diese nicht immer auf das Geschlecht und das Alter der bestatteten Person schließen kann.
Bei der Analyse der Grabbeigaben des Elsloo-Gräberfeldes stellte sich heraus, dass man durch diese nicht immer auf das Geschlecht und das Alter der bestatteten Person schließen kann. (Foto: Universität Leiden)

Neue Analysen von männlichen und weiblichen Beigaben

Ein Team aus chemischen Analytikern, physischen Anthropologen und Archäologen untersuchte das Gräberfeld von Elsloo (Gemeinde Stein, Limburg). Dr. Luc Amkreutz, Kurator für Urgeschichte am Nationalen Museum für Altertümer und Sonderprofessor für öffentliche Archäologie an der Universität Leiden, war eng daran beteiligt.

Die Forscher untersuchten die Grabbeigaben und Skelettreste. Anhand der Verbrennungsreste konnten sie das Geschlecht und das Alter einiger Verstorbener bestimmen. Daraus konnten sie schließen, dass Pfeilspitzen aus Feuerstein und Steinäxte, die traditionell Männern zugeschrieben werden, auch häufig in Frauengräbern auf dem Elsloo-Feld gefunden werden.

Dies wirft ein neues Licht auf die traditionelle Vorstellung, dass Grabbeigaben als persönlicher Besitz repräsentativ für das tägliche Leben und das Geschlecht des Verstorbenen sind. Sie erweisen sich als weniger geschlechtsspezifisch als bisher angenommen.

Objekte ohne Bezug zu Geschlecht oder Alter

Die Gräber älterer Menschen, vor allem die von Frauen, waren reichhaltig ausgestattet. Mit dem Alter scheint ein gewisser Status verbunden zu sein. Es scheint auch eine „Bestattungstradition“ mit spezifischen Grabbeigaben und Ritualen zu geben, die oft mit der Jagd, der Nahrungszubereitung, der Holzbearbeitung und dem Körperschmuck zusammenhängen. Viele der Verstorbenen wurden zum Beispiel mit rotem Ocker bestreut.

Und fast alle Grabbeigaben wurden intensiv genutzt, unabhängig von Geschlecht und Alter der Verstorbenen. Bei den Beigaben scheint es sich um spezifische Utensilien zu handeln, die den Angehörigen des Verstorbenen gehörten und bewusst ins Grab gelegt wurden. Dies vermittelt einen guten Eindruck von der Rolle der Lebenden, ihren Entscheidungen und den Ritualen rund um den Tod. Die Forschung zeigt eine deutliche Nuancierung der Rollen der prähistorischen Männer als Jäger, Hirten, Krieger und Baumeister und der Frauen als Pflegerinnen und Töpferinnen.

Ältestes bekanntes Gräberfeld in den Niederlanden

Das neolithische Gräberfeld von Elsloo gehörte zur linearbandkeramischen Kultur, den ersten bäuerlichen Gemeinschaften in den Niederlanden und weiten Teilen Europas vor über 7.000 Jahren. Das Gräberfeld von Elsloo ist das älteste bekannte Gräberfeld in den Niederlanden (ca. 5100-4950 v. Chr.). Es wurde von der Agentur für Kulturerbe unter der Leitung des Prähistorikers Pieter Modderman (1959) und der Universität Leiden (1966) ausgegraben.

Die Funde befinden sich seitdem in der Obhut des Nationalen Museums für Altertümer in Leiden. Diese Untersuchung wurde im Rahmen des Projekts „Knowledge of Archaeology“ der Agentur für Kulturerbe durchgeführt. Eine Auswahl der Funde aus dem Gräberfeld wird ab dem 24. Juni 2022 ein Jahr lang im Historiehuis van de Maasvallei in Elsloo zu sehen sein.

Nach einer Pressemitteilung der Universität Leiden

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