Fliegende Hirsche und Sonnengötter

Petroglyphen und anthropomorphe Statuen in Kirgistan, Kasachstan und der Mongolei stehen selten im Fokus. Umso schöner ist es, dass Johannes Reckel – Fachmann für die Sprachen und Geschichte Inner- und Ostasiens – einen prächtigen Bildband zu diesen Denkmälern vorgelegt hat. Die über 260 Fotos kamen im Rahmen vieler Erkundungsfahrten in den letzten Jahrzehnten zustande. Den Großteil nehmen die nach Ländern und Fundplätzen sortierten Felsbilder ein. Prominent vertreten sind die absolut sehenswerten UNESCO- Welterbestätten Shiveet Khair­khan im mongolischen Altai und Tamgaly in Kasachstan. Die Blütezeit der Petroglyphen liegt in der Bronze- und älteren ­Eisenzeit, der skythische Tierstil bildet die letzte Hochphase. Mit der Gründung des ersten nomadischen Reiches im Jh. v.Chr. nimmt die Zahl und Vielfalt der Darstellungen stark ab.
Von den Statuen stellt Reckel die beiden größten Gruppen vor: in Stein gemeißelte Hirsche (1400–800 v.Chr.) und alttürkische menschengestaltige Stelen (6.–9. Jh. n.Chr.). Beide werden mit Ahnenverehrung in Verbindung gebracht.
Die einführenden, holprig geschriebenen Texte schildern den Kenntnisstand zu Sachformen und Kulturen zutreffend, aber das Wissen ist wegen der dynamischen Forschung einem schnellen Wandel unterworfen. Eine kenntnisreich zusammengestellte Bibliografie erleichtert den Wissenserwerb.
Der qualitätvolle Abdruck der Fotos und die gute Haptik des Papiers machen das Buch zu einem Seherlebnis. 
| Jan Bemmann

Produktdetails

Fliegende Hirsche undSonnengötter. Prähistorische Gesellschaften in Felsbildern Zentralasiens

Johannes Reckel und Merle Schatz
Oppenheim: Nünnerich-Asmus Verlag 2022, 400 S., 45 Euro

Das könnte Sie auch interessieren!

Transalpine Migration

Mobilität und Handel sind seit jeher wesentliche Faktoren für Entwicklung und Fortschritt. Doch wie mobil war der Mensch der Vorzeit? Nirgends lässt sich das besser nachvollziehen als an den Alpen – bis heute eine gewaltige Barriere für den Verkehr. Welche Kontakte bestanden zwischen den Regionen diesseits und jenseits des Gebirges? Lässt sich erkennen, wer kam, um zu bleiben, und wer nach einer Weile wieder ging? Um diese Fragen zu beantworten, setzen die Autoren auf ein noch junges Verfahren: Isotopenanalysen an Leichenbränden unterschiedlicher Zeitstellung.

Die Evolutionsgeschichte unserer Mundbakterien

Forschende rekonstruieren die Mundbakterien von Neandertalern, Primaten und Menschen. Darunter das älteste jemals sequenzierte orale Mikrobiom eines 100.000 Jahre alten Neandertalers. Dabei entdeckten sie unerwartete Hinweise auf die menschliche Evolution und Gesundheit.