Zehn Millionen Euro für Archäologen der Uni Bonn

Die vier römischen Legionsstützpunkte in Bonn, Neuss, Xanten und Nijmegen tragen noch immer ungeborgene Wissensschätze über das facettenreiche Leben der Römer am Niederrhein in sich. Diese zu entschlüsseln und für nächste Forschergenerationen zu bewahren, ist Ziel eines Teams unter der Federführung des Archäologen Prof. Dr. Jan Bemmann von der Universität Bonn. Große Unterstützung erhält das Projekt jetzt durch das von Bund und Ländern gemeinsam finanzierte Forschungsprogramm der Wissenschaftsakademien: Als eines von fünf neu geförderten Langfristvorhaben erhält es rund zehn Millionen Euro für die kommenden 18 Jahre.

Zu sehen ist das Legionslager und die Lagervorstadt von Bonn, direkt am Rhein gelegen.
Lebensbild des römischen Legionslagers und der Lagervorstadt von Bonn, Blick nach Süden. Mikko Kriek (© Mikko Kriek, BCL Archaeological Support, Amsterdam)

Das LVR-LandesMuseum Bonn ist der prominenteste Kooperationspartner und zugleich Mitinitiator des Projekts. Eng eingebunden sind zudem die Universität Nijmegen und die Ludwig-Maximilians-Universität München. Darüber hinaus besteht eine enge Vernetzung mit Museen und der Bodendenkmalpflege im Rheinland. „Das Vorhaben bewegt sich auf der spannenden Schnittstelle von hochmoderner digitaler Forschung und Kulturerhalt“, sagt Projektleiter Jan Bemmann von der Abteilung Vor- und Frühgeschichtliche Archäologie der Universität Bonn.

„Ich gratuliere Jan Bemmann und seinem Team herzlich zur Förderung dieses Projekt, das die faszinierende Geschichte unserer Weltkulturerbe-Region langfristig erforscht“, betont der Prorektor für Forschung und wissenschaftlichen Nachwuchs Prof. Dr. Andreas Zimmer. „Gerade auch die enge Vernetzung zu herausragenden Partnern ist ein besonderes Merkmal dieses Vorhabens, das der heutigen und den zukünftigen Generationen wichtige Erkenntnisse über vergangene Zeiten liefern wird, die bis in die Gegenwart ausstrahlen.“

Umfassende Analyse von Materialien zu Legionslagern

Legionslager, deren Truppen in der frühen Kaiserzeit noch aus den mediterranen Kerngebieten stammten, waren eine Art Mikrokosmos Roms. Gut erkennen lässt sich dies beispielsweise an den stadtähnlichen Militäranlagen, der Ernährungsweise oder auch den Importen. „Und auch wenn die Forschung nicht bei null beginnt, lässt sich bislang etliches nur erahnen“, sagt Jan Bemmann, Mitglied der Transdisziplinären Forschungsbereiche „Individuals and Societies“ und „Present Pasts“ sowie Principal Investigator am Exzellenzcluster Bonn Center for Dependency and Slavery Studies der Universität Bonn.

„Dank moderner geophysikalischer Prospektionsverfahren und neuer Möglichkeiten der Fernerkundung stellen sich die in der älteren Forschung häufiger als Inseln betrachteten Legionslager inzwischen als Zentren eines dicht bebauten und intensiv genutzten Umlandes dar“, sagt Bemmann. Darüber hinaus erlauben neue naturwissenschaftlichen Analysemethoden Einblicke in die Ernährungsgewohnheiten, Gesundheit oder Mobilität der Bewohner. Die in über 150jähriger Sammler- und Ausgrabungstätigkeit gewonnenen Materialien zu den Legionslagern und ihrem Umland sollen nun erstmalig vollständig wissenschaftlich analysiert werden.

Das Akademienprogramm

Das gemeinsame Forschungsprogramm der deutschen Wissenschaftsakademien – das Akademienprogramm – dient der Erschließung, Sicherung und Vergegenwärtigung unseres kulturellen Erbes. Es ist derzeit das größte geistes- und sozialwissenschaftliche Forschungsprogramm Deutschlands und ist international einzigartig. Seit 1979/80 wird es von Bund und Ländern gemeinsam finanziert. Ansprechpartner für das Programm in Nordrhein-Westfalen ist die Akademie der Wissenschaften und der Künste mit Sitz in Düsseldorf (www.akw.nrw).

Nach einer Pressemeldung der Universität Bonn

Das könnte Sie auch interessieren!

Der römische Legionär – Kleidung, Ausrüstung und Waffen in der Zeit von Augustus bis Domitian

Der römische Legionär gehört zur römischen Antike wie das Kolosseum und die Toga. Mit eisernem Schienenpanzer über roter Tunika, Helm mit Wangenklappen und dem typisch rechteckigen Schild meldet er sich auch heute noch zum Dienst – in Büchern, Comics, TV-Dokumentationen und natürlich Kinofilmen.