In der Magdeburger Altstadt kam aus der Verfüllung einer Latrine des 13. / 14. Jh. ein unförmiges, mit Fäkalien verbackenes Bronzeobjekt zum Vorschein: ein Hängegefäß mit sechs Vogeldarstellungen. Das Gefäß überspannt ein Bügel, auf dem sich zwei Vögel gegenübersitzen. Die Bügelansätze werden von Stegen flankiert, auf denen etwas kleinere Vogelfiguren in entgegengesetzte Richtungen blicken. Der Bügel setzt sich als Wulst auf der Unterseite fort. Eine Tülle am oberen Scheitelpunkt des Bügels war wohl für die Aufhängung des schiffförmigen Beckens gedacht.
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Das singuläre Objekt könnte als Vogeltränke gedient haben. Gefäße dieser Funktion mit Vogeldarstellungen sind noch heute geläufig. Der Magdeburger Fund ist allerdings vergleichsweise klein. Der mit Bruchsteinen ausgekleidete Latrinenschacht lag im rückwärtigen Bereich einer Parzelle an der Weinfaßstraße, die seit der Neugestaltung der Stadt nach dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr existiert. Auch die übrigen Funde aus der Latrine , insbesondere zahlreiche Fragmente qualitätvoller Glasgefäße, weisen auf einen wohlhabenden Hausstand hin. Das Hängegefäß gewährt einen spannenden Einblick in die bürgerliche Kultur einer reichen mittelalterlichen Fernhandelsstadt.
| G. Alper, M. Krecher, Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen Anhalt – Landesmuseum für Vorgeschichte
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