Historischer Ochsenweg am Danewerk wieder aufgetaucht

Reste vom Ochsenweg
Kürzlich entdeckte Reste vom Ochsenweg am Danewerk. © ALSH

Bei einer großen Ausgrabung am Danewerk ist ein deutsch-dänisches Archäologenteam auf Reste des Ochsenwegs gestoßen. Die Spuren der historischen Hauptverkehrsroute zwischen dem norddänischen Viborg und Wedel bei Hamburg wurden zum Teil unter Gebäudefundamenten gefunden, die mindestens bis ins 17. Jahrhundert zurückreichen. Eine Untersuchung soll nun zeigen, wie viel älter die ausgegrabenen Wagenspuren sind.

„Wir haben auf der Fläche unter dem ehemaligen Rothenkrug sowohl kleine Reste von einzelnen Fahrspuren als auch weiter westlich ein Stück einer breiten Fahrbahn gefunden, die wir in den kommenden Wochen untersuchen werden. Die anderen, freiliegenden Abschnitte in Schleswig-Holstein sind auch in späteren Jahrhunderten noch genutzt worden. Es ist das erste Mal, dass ein unberührter älterer Abschnitt des Ochsenwegs auf diese Weise archäologisch untersucht werden kann. Es ist wirklich ein Glücksfall, dass diese Spuren sich erhalten haben, obwohl das Gelände mehrfach umgegraben wurde, um Gebäude darauf zu errichten“, freut sich die leitende Archäologin Astrid Tummuscheit vom Archäologischen Landesamt Schleswig-Holstein.

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Ihr Kollegin Frauke Witte vom dänischen Museum Sønderjylland hat die tägliche Ausgrabung vor Ort geleitet. Sie verweist darauf, dass der Standort unmittelbar vor der Toröffnung im Danewerk diesen Fund besonders interessant macht: „Wir können nun sehen, dass der Ochsenweg zumindest zeitweise westlich des heutigen Ochsenwegs auf den Durchlass im Wall zulief. Dies ist eine wichtige Ergänzung zu dem Wissen, das wir in Verbindung mit der Entdeckung und Ausgrabung der Toröffnung gewonnen haben.“ Diese aufsehenerregende Ausgrabung war vor zehn Jahren von Tummuscheit und Witte gemeinsam durchgeführt worden.

Wie alt die entdeckten Wagenspuren genau sind, sollen laut Witte nun weitere Untersuchungen zeigen: „Bei der damaligen Ausgrabung der Fahrbahn im Tor haben wir naturwissenschaftlich datierbares Material entdeckt, das bis ins 10. Jahrhundert, und damit in die Wikingerzeit, zurückreicht. Die aktuellen Spuren liegen teilweise unter Fundamenten des Krugs vom Ende des 17. Jahrhunderts, und einige von ihnen müssen daher vor dem entstanden sein. Da in den Spuren Ziegelstücke enthalten sind, sind sie aber wohl nicht älter als Mitte des 12. Jahrhunderts. Die genaueren Analysen werden hoffentlich Anhaltspunkte dafür liefern, in welcher Zeit Menschen und Tiere diese Spur hinterlassen haben“, so Witte.

Kürzlich aufgefundene Holzkonstruktion die dem Team Rätsel aufgibt.
Kürzlich aufgefundene Holzkonstruktion die dem Team Rätsel aufgibt. Ob sie für die an der Seite liegenden alten Drainage in Verbindung steht oder als Aufbewahrungskiste für Lebensmittel diente, bleibt abzuwarten. © ALSH

Weitere Befunde

Seit Beginn der aktuellen Ausgrabung am 2. Mai 2022 haben die Archäologinnen und ihr Team sich unter anderem durch die Fundamente von zwei Gebäuden gearbeitet – einem ehemaligen Bauernhaus von 1836, das zuletzt das Danevirke Museum beherbergte, und der Gastwirtschaft Rothenkrug, deren Grundmauern ebenfalls aus der Mitte des 19. Jahrhunderts stammten. Insbesondere unter dem Rothenkrug wurden dabei zahlreiche Funde gemacht, vor allem massive Steinfundamente aus früheren Zeiten. Die Untersuchung hat ergeben, dass an diesem Ort vier verschiedene Gebäude gestanden, die im 17. Jahrhundert, um 1800 und 1962 abgebrannt sind. Außerdem wurden u. a. Siedlungsabfälle aus dem 17.-18. Jahrhundert gefunden, darunter hochwertige Glaswaren, Keramik, Fensterglas, Münzen, Reste von Tabakpfeifen, Tierknochen und große Mengen von Austernschalen. „Die Befunde sprechen dafür, dass es sich hier ein gesellschaftlich hoch stehendes Publikum gut gehen ließ. Dies entspricht auch dem, was wir aus den weniger historischen Quellen über den Ort wissen. Auch in den Jahrhunderten, in der das Danewerk über weite Strecken keine militärische Bedeutung hatte, ist dieser Ort am Ochsenweg ein besonderer gewesen“, sagt Astrid Tummuscheit.

Die erste Erwähnung einer Gastwirtschaft vor Ort findet sich in historischen Quellen in Verbindung mit einer Übertragung von Grundstücken. Im 17. Jahrhundert soll der Rothenkrug auch als Jagdschloss und fürstliches Lusthaus gedient haben. So ist u .a. überliefert, dass der Herzog von Gottorf hier mit dem dänischen König Christian IV. geweilt haben soll. Bis 1766 hat der Rothenkrug auch als Poststelle für die Region Schleswig, darunter auch den fürstlichen Hof von Gottorf, gedient. Außerdem soll an dieser Stelle im 18. Jahrhundert eine Zollstelle mit Schlagbaum für die großen Ochsendriften gewesen sein, die dem Ochsenweg seinen Namen gegeben haben.

Nach Pressemitteilung des ALSH

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