Rettungsgrabung in Ortenberg vor dem Abschluss

Luftbild der Rettungsgrabung in Ortenberg.
Luftbild der Rettungsgrabung in Ortenberg. Quelle: Landesamt für Denkmalpflege im Regierungspräsidium Stuttgart/ABS-iS

Vor der geplanten Errichtung einer Wohnanlage wird seit dem 24. Januar 2022, unterhalb der markanten Burg Ortenberg im Ortenaukreis, eine Rettungsgrabung durch die vom Bauherr engagierte Firma Archäologischer BaustellenService in Süddeutschland (ABS iS) durchgeführt. In diesem Bereich lag, auf einer lange Zeit unbebauten Fläche, der Sitz der spätmittelalterlichen und frühneuzeitlichen Ortsherrschaft von Ortenberg mitsamt eines landwirtschaftlichen Betriebs. Die durch das Landesamt für Denkmalpflege (LAD) im Regierungspräsidium Stuttgart beaufsichtigte Untersuchung steht nun kurz vor dem Abschluss.

Zunächst war aufgrund der Sondage Grabungen davon ausgegangen, dass sich nur das an der Hauptstraße gelegene große Hauptgebäude, ein aus Urkunden belegtes Kanzleigebäude aus dem 16./17. Jahrhundert, im Untergrund erhalten hat. Wie sich jedoch im Laufe der Rettungsgrabung herausstellte, lagen unter bis zu 50 Zentimeter mächtigen Schwemmschichten weit ältere, spätmittelalterliche Gebäude verborgen. Diese waren zum Teil unterkellert und zeichneten sich durch erstaunlich qualitätsvolle Funde, insbesondere aus Glas, aus.

Aktuelles aus der Landesarchäologie

Stets informiert – immer aktuell!

Direkt aus den Bundesländern

Berichte zu neuen Ausgrabungen und eindrucksvollen Funden der archäologischen Forschung in Deutschland finden Sie in jedem Heft unter der Rubrik »Aktuelles aus der Landesarchäologie«.

Viele der in Ortenberg gemachten Funde und vorgefundenen Baustrukturen belegen zudem eine intensiv genutzte Landwirtschaft, deren Schwerpunkt auf der Weinproduktion gelegen hatte. Die Funde weisen darüber hinaus darauf hin, dass das Gehöft vermutlich im 15. Jahrhundert entstanden und dann im 17. Jahrhundert ausgebaut worden ist. Die spätmittelalterlichen Wohngebäude, Stallungen und Ökonomiegebäude wurden vermutlich unter der fürstenbergischen Herrschaft über die Ortenau, unter Graf Wilhelm von Fürstenberg (1504 bis 1549), errichtet oder ausgebaut. Das Ende dieser Bauphase ist mit den verheerenden Hochwasserereignissen zu verbinden, die zwischen 1560 bis 1580 für das Kinzigtal überliefert sind. 

In enger Abstimmung mit den vor Ort tätigen Baufirmen wurde das Gelände in mehreren Abschnitten untersucht und dann für die parallel laufenden Bauarbeiten freigegeben. Die letzten archäologisch zu untersuchenden Flächen liegen an der Hauptstraße. Dort sind in den kommenden Tagen noch für kurze Zeit die baulichen Reste des aus Stein errichteten Hauptgebäudes sichtbar, bevor die Rettungsgrabung voraussichtlich Mitte September abgeschlossen werden kann.

Nach Pressemitteilung des Regierungspräsidiums Stuttgart.

Das könnte Sie auch interessieren!

Alter Kanzleihof bei Rettungsgrabung in Ortenberg entdeckt

Unterhalb der markanten Burg Ortenberg wurden Fundamente und Pfostenspuren von spätmittelalterlichen Wohn- und Wirtschaftsbauten freigelegt. Die Gebäude eines Dreiseitgehöfts an der ehemaligen Überlandstraße gruppieren sich um einen Hof.