Abschluss der Rettungsgrabungen in der Freiburger Kronenstraße

Die Bestattungen des Leprafriedhofs überlagern das abgebrochene Steingebäude aus dem späten 12. Jahrhundert in der freiburger Kronenstraße
Die Bestattungen des Leprafriedhofs überlagern das abgebrochene Steingebäude aus dem späten 12. Jahrhundert in der freiburger Kronenstraße. (Quelle: Landesamt für Denkmalpflege im RPS, Bertram Jenisch)

Die durch den Umbau des Anwesens Kronenstraße 21 in Freiburg notwendig gewordenen Rettungsgrabungen in drei Bauabschnitten stehen unmittelbar vor dem Abschluss. Am Mittwoch, 17. August 2022, informierte das Landesamt für Denkmalpflege (LAD) im Regierungspräsidium Stuttgart im Zuge eines Pressegesprächs vor Ort über die Ergebnisse der Grabungen.

Bei Erdarbeiten zur Erstellung einer Tiefgarage im Jahr 2020 waren bereits über 300 menschliche Bestattungen des mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Leprosoriums von Freiburg zutage getreten. Aufgrund von Umplanungen des Bauvorhabens, das einen weiteren Eingriff in den Friedhofsbereich zur Folge hatte, mussten von Juni bis November 2021 ergänzende archäologische Untersuchungen durchgeführt werden.

Mitte April 2022 begann der letzte Bauabschnitt, welcher ebenfalls archäologisch begleitet wurde.

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Insgesamt wurden bisher über 550 menschliche Bestattungen des mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Leprosoriums von Freiburg geborgen und dokumentiert. Dabei wurden nicht nur die Ergebnisse der Grabungskampagnen von 2020 und 2021 bestätigt und weitere Ost-West-orientierte Gräber des ehemaligen Siechenhauses geborgen. Wie sich bereits 2021 angedeutet hatte, kamen zudem Baubefunde zu Tage, die darauf hinweisen, dass der Bereich des Gutleuthauses bereits vor seiner ersten urkundlichen Erwähnung 1251 bebaut gewesen sein muss.

„Erfasst wurden zunächst die Fundamente einer kleinen Kapelle“, berichtete Dr. Bertram Jenisch, der zuständige Gebietsreferent des LAD. „Im aktuellen Grabungsausschnitt kam nun das steinerne Fundament eines Wohngebäudes mit einem mehrfach erneuerten Pflasterboden zutage.“ Aufgrund der Bauweise aus Dreisamgeröllen, Keramikfunden, aber auch auf die Zeit vor 1200 datierten Gräbern, ließen sich die Baubefunde an das Ende des 12. Jahrhunderts datieren. Erstmals wurden damit Baustrukturen vor den Toren Freiburgs südlich der Dreisam erfasst. Die kleine Ansiedlung an der Ausfallsstraße nach Süden war der Anknüpfungspunkt des erst 1258 neu strukturierten Gutleuthauses.

Hintergrundinformationen

Das Leprosen- oder Gutleuthaus in Freiburg wurde im Jahr 1251 erstmals urkundlich erwähnt und erhielt 1258 einen Kaplan und einen Friedhof. Am 30. Mai 1268 weihte Albertus Magnus den Hochaltar einer neu erbauten Kapelle zu Ehren der Jungfrau Maria und des Heiligen Jacobus, dem Schutzpatron des Hauses. Während des Dreißigjährigen Krieges wurde das Freiburger Gutleuthaus am 29. Dezember 1632 verbrannt.

Nach Pressemitteilung des Regierungspräsidiums Stuttgart

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