Barbara-Scholkmann-Förderpreis erstmals auch für Masterarbeit

Bei der Verleihung des Barbara-Scholkmann-Förderpreises für Historische Archäologie am 11. Juli 2022 auf Schloss Hohentübingen (von links): Luisa Radohs, Katja Grüneberg-Wehner und Barbara Scholkmann.
Der Barbara-Scholkmann-Förderpreis für Historische Archäologie wurde am 11. Juli 2022 auf Schloss Hohentübingen verliehen (von links): Luisa Radohs, Katja Grüneberg-Wehner und Barbara Scholkmann. Foto: Friedhelm Albrecht/Universität Tübingen

Der Barbara-Scholkmann-Förderpreis für Historische Archäologie geht in diesem Jahr an Katja Grüneberg-Wehner und Dr. Luisa Radohs. Der mit 2000 Euro dotierte Preis wird in diesem Jahr zum dritten Mal an der Universität Tübingen vergeben. Die Abteilung Archäologie des Mittelalters der Universität und ihr Förderverein zeichnen damit Dissertationen aus, die einen Forschungsfortschritt für die Historische Archäologie bedeuten. In diesem Jahr wird zudem erstmals eine weitere Ehrung vergeben: Elke Sichert wird für die „beste Bachelor- oder Masterarbeit“ gewürdigt. Stifterin des Förderpreises ist Professorin Barbara Scholkmann, die bis 2007 Professorin für Archäologie des Mittelalters an der Universität Tübingen war.

Der geteilte Promotionspreis geht an:

Katja Grüneberg-Wehner ist wissenschaftliche Mitarbeiterin im Forschungsprojekt „Burg Landsberg“ am Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt. Sie studierte Ägyptologie und Klassische Archäologie an der Humboldt-Universität zu Berlin und leitete an der Universität Kiel eine Lehrgrabung zur St. Catharinenkirche im Kreis Rendsburg-Eckernförde. Die Auswertung dieses DFG-Projekts mündete im November 2021 in die mit summa cum laude bewertete Dissertation „St. Catharina, Kr. Rendsburg-Eckernförde. Zu Sakralbau, Kirchenalltag und Totenbrauchtum in einer ländlichen Pfarrei an den Gestaden der Ostsee“.

Untersuchungen an ländlichen Kirchen des Mittelalters und der frühen Neuzeit haben insbesondere in Norddeutschland Seltenheitswert. Die vollständig ausgegrabene St. Catharinenkirche wurde in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts gegründet und spätestens 1737 aufgegeben. In ihrer Dissertation kombiniert Grüneberg-Wehner ihre Auswertung von Grabungsbefunden und -funden mit raumsoziologischen Ansätzen. Indem sie die Interaktionsnetzwerke von „gebautem Raum“, „genutztem Raum“ und „umgebendem Raum“ untersucht, gelinge ihr eine Mikrostudie von hoher Analysedichte, so die Jury.

Dr. Luisa Radohs ist wissenschaftliche Volontärin im Fachreferat Mittelalter- und Neuzeitarchäologie der LWL-Archäologie für Westfalen in Münster. An der Universität Kiel absolvierte sie den Bachelor in Prähistorischer und Historischer Archäologie sowie in Geschichte, an der Universität Bamberg das Masterstudium Archäologie des Mittelalters und der Neuzeit. Danach führte sie ihr Promotionsstudium an die Universität Aarhus, wo zwischen 2017 und 2020 am Department of Archaeology and Heritage Studies ihre Doktorarbeit entstand.

Unter dem Titel „Urban Elite Culture. A Survey and Methodological Study of Aristocracy and Civic Elites in Trading Towns of the Southwestern Baltic (12th-14th centuries)“ untersucht Radohs, wie die materielle Kultur städtischer Eliten im Vergleich aristokratischer und bürgerlicher Lebensformen im Ostseeraum charakterisiert werden kann. Als Fallbeispiele dienen das archäologische Material der Städte Næstved auf Seeland in Dänemark und Stralsund in Mecklenburg-Vorpommern. Die interdisziplinäre Arbeit ist geprägt von einer intensiven theoretischen Auseinandersetzung mit dem Elitebegriff und den Aussagemöglichkeiten der adligen wie städtischen Sachkultur.

Den neu geschaffenen Förderpreis für die beste Bachelor bzw. Masterarbeit erhält Elke Sichert für ihre Masterarbeit „Irisierend – Glas des Mittelalters und der Neuzeit in Frankfurt am Main am Beispiel des Befundes FFM135, Stelle 1“. Darin wertet sie Glasfunde des 12. bis 20. Jahrhunderts aus einer Latrine des Areals Frankfurter Königspfalz und Dom aus. Gerade zu Glasfunden der Neuzeit liegen kaum Forschungen vor, so dass diese Arbeit eine Forschungslücke schließt.

Elke Sichert ist Grabungstechnikerin am Denkmalamt der Stadt Frankfurt am Main. Sie studierte Ur- und Frühgeschichte und Archäologie des Mittelalters und der Neuzeit an der Universität Bamberg und erwarb 2019 den Master an der Universität Marburg. Ihr Studium wurde gefördert vom Max-Weber-Programm der Studienstiftung des deutschen Volkes.

Nach Pressemitteilung der Universität Tübingen

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