Merowingerzeitliche Kammergräber auf der Kiebitzhöhe, Lkr. Sömmerda

Blockbergung eines ungestörten Kammergrabs im Frühjahr 2022.
Blockbergung eines ungestörten Kammergrabs auf der Kiebitzhöhe im Frühjahr 2022. Foto: H. Arnold, TLDA, Weimar.

Eine der größten Flächengrabungen Thüringens fand 2017–2021 im Bereich einer zukünftigen Großinvestitionsfläche auf dem Gewerbegebiet Kiebitzhöhe bei Kölleda, Lkr. Sömmerda statt. Von dem zu erschließenden Areal von mehr als 60 ha wurden durch das Thüringische Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie (TLDA) knapp 21 ha flächig untersucht und dabei über 3900 archäologische Befunde erfasst. Die ältesten Funde datieren ins Mesolithikum sowie ins Spät- und Endneolithikum, eine erste intensive Nutzung ließ sich für die frühe Bronzezeit nachweisen.

Nachdem das Gelände in der Hügelgräberbronzezeit nur sporadisch für Bestattungen genutzt wurde, entstanden im Verlauf der späten Bronzezeit 80 Kreisgrabenanlagen, aus denen über 100 Körper- sowie vereinzelte Brandgräber vorliegen. Daneben stammen Siedlungsreste aus der Spätbronze- und Früheisenzeit.

Nach einem langen Hiatus lässt sich für die späte Völkerwanderungszeit und das frühe Mittelalter ein erneuter Nutzungsschwerpunkt fassen. Es konnte sowohl eine ausgedehnte Siedlung des 5./6. bis 7./8. Jh. mit 50 Grubenhäusern, 16 in Pfostenbauweise errichteten Hallenhäusern, mehreren Pfostenspeichern und Brunnen als auch ein dazugehöriges Gräberfeld mit fünf Kammergräbern dokumentiert werden.

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Die aufwändig gestalteten Kammergräber, die in bis zu 4 m Tiefe lagen, waren allesamt Westsüdwest-Ostnordost-orientiert und erreichten Maße von etwa 3,0–3,5 m Länge und 2 m Breite. Drei zeigten Spuren von Beraubung, die aber zumeist nur Teilbereiche der Grablegen betrafen. So wurden aus einer Bestattung noch ein nahezu vollständig erhaltenes Bronzebecken, ein Keramikgefäß und Reste von Speisebeigaben in Gestalt von Eierschalen, Geflügel-, Säugetier- und Fischknochen geborgen. Hinzu kamen bei der Beraubung übersehene Teile der Trachtausstattung wie eine Silberschnalle und ein Riemenverbinder aus Buntmetall.

Das vierte Kammergrab war ungestört, es wurde zum Ende der Felduntersuchungen im insgesamt 12 t wiegenden Block geborgen und soll in den kommenden Monaten in den Restaurierungswerkstätten des TLDA freigelegt werden.

Mit freundlicher Genehmigung des Thüringischen Landesamts für Denkmalpflege und Archäologie

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