Cold Case Whithorn – Von Angesicht zu Angesicht mit mittelalterlichen Menschen Schottlands

Foto: University of Bradford.

In Zusammenarbeit mit Archäologen der Universität Bradford und anderen Spezialisten wurden erstaunliche 3D-Bilder und Animationen von Menschen aus Whithorn in Schottland erstellt, die vor 700 Jahren gestorben sind. Ihre Gesichter waren unbekannt, aber dank modernster 3D-Gesichtsrekonstruktionen können wir jetzt sehen, wie drei Menschen, die im mittelalterlichen Schottland starben, tatsächlich aussahen.

Die Gräber in Whithorn sind von großer archäologischer Bedeutung. Der Ort ist als „Wiege des schottischen Christentums“ bekannt. Die Bewohner von Wigtownshire aus dem 12. bis 14. Jahrhundert, eine Frau, ein Kleriker mit einer Lippen-Kiefer-Gaumenspalte und ein Bischof, wurden in der Whithorn Priory in der schottischen Region Dumfries und Galloway beigesetzt. Mithilfe verschiedener archäologischer und forensischer Techniken rekonstruieren Experten nun im Rahmen des Projekts Cold Case Whithorn ihre Vergangenheit.

Die forensische Methode der Gesichtsannäherung, -rekonstruktion und -darstellung wurde von dem Schädelanthropologen und forensischen Künstler Dr. Christopher Rynn auf 3D-Scans der einzelnen Schädel angewandt.

Dr. Rynn sagte: „Dies beinhaltet die Verwendung von Weichteilgewebetiefen im Gesicht, eine individuell an jeden Schädel angepasste Muskulatur und wissenschaftliche Methoden zur Schätzung der einzelnen Gesichtsmerkmale wie Augen, Nase, Mund und Ohren anhand der Schädelmorphologie.“

Die National Museums Scotland und der Museumsdienst des Dumfries and Galloway Council haben die Schädel dreier mittelalterlicher Menschen für das 3D-Scannen durch Dr. Adrian Evans von der Universität Bradford zur Verfügung gestellt. Sie werden heute (Freitag, 30. September) auf einer gemeinsamen Pressekonferenz der genannten Einrichtungen und des Whithorn Trust vorgestellt.

Dr. Shirley Curtis-Summers, Bioarchäologin an der School of Archaeological and Forensic Sciences der Universität Bradford, war in Zusammenarbeit mit dem Whithorn Trust und dem Projektleiter Dr. Adrian Maldonado von den National Museums Scotland (NMS) an dem Projekt Cold Case Whithorn beteiligt. Dr. Curtis-Summers leitete die Analyse stabiler Isotope bei einigen der Whithorn-Bestattungen, um Aspekte der Ernährung und Mobilität zu verstehen, und wählte die Schädel für die 3D-Gesichtsrekonstruktionen aus.

Sie sagte: „Meine Aufgabe als Bioarchäologin ist es, archäologische Skelette zu untersuchen, um Indikatoren für Krankheiten und Traumata zu identifizieren. Außerdem analysiere ich menschliche Knochen und Zähne für die Analyse stabiler Isotope, die uns Aufschluss darüber geben können, welche Art von Lebensmitteln die Menschen in der Vergangenheit zu sich genommen haben und ob sie an ihrem Bestattungsort heimisch waren.

„Ich habe mich sehr über die Einladung von Julia Muir Watt (The Whithorn Trust) und Dr. Adrian Maldonado (NMS) gefreut, Teil des Cold Case Whithorn-Teams zu werden und an der Auswahl der am besten geeigneten Schädel für die 3D-Gesichtsrekonstruktionen mitzuwirken.

„Dieses Projekt ist von enormer Bedeutung, denn auch wenn wir nie die ganze Geschichte des Lebens dieser mittelalterlichen Menschen erzählen können, erlaubt uns die Rekonstruktion ihrer Ernährung, ihrer Mobilität und nun auch ihrer Gesichter, in ihre Vergangenheit einzutauchen und ihnen von Angesicht zu Angesicht zu begegnen.“

Der Whithorn Trust hat die Gesichtsrekonstruktionen dieser Personenam 30. September 2022 im Rahmen des Wigtown Book Festival enthüllt, komplett mit Sprachaufnahmen, die von Urbancroft Films aus Glasgow erstellt wurden. Sie werden im Whithorn Visitor Centre ausgestellt.

Die Videos zur Erstellung der Modelle finden Sie auf Instagramm, siehe den Account von Dr. Chris Rynn hier: https://www.instagram.com/chris_rynn/?hl=en

Nach einer Pressemeldung der University of Bradford.

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