Repräsentatives römisches Wohnhaus mit privater Thermenanlage in Kempten entdeckt

Drohnenaufnahme des Ausgrabungsareals „Insula 1“ im Archäologischen Park Cambodunum
Drohnenaufnahme des Ausgrabungsareals „Insula 1“ im Archäologischen Park Cambodunum, Kempten. Foto: Kulturamt Kempten

In einer Kooperation der Stadt Kempten mit dem Fachbereich für Provinzialrömische Archäologie der Ludwig-Maximilians-Universität München und dem Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege ist es gelungen, seit 2019 im Archäologischen Park Cambodunum an der sogenannten „Insula 1“ zwei Gebäude eines zentralen Häuserblocks der Römerstadt auszugraben und wissenschaftlich zu untersuchen.  „Cambodunum-Kempten hat für die Provinzialrömische Archäologie und die LMU München eine besondere Bedeutung als Forschungsstandort erster Güte, da hier die Forschung und die Vermittlung sowie dauerhafte Präsentation der Ergebnisse in bestem Sinne zusammengehen“, so Grabungsleiter Prof. Dr. Salvatore Ortisi von der Ludwig-Maximilians-Universität München. Die Stadt Kempten ist in der glücklichen Lage, dass der Kernbereich ihrer römischen Vergangenheit nicht durch moderne Bebauung zerstört wurde, sondern als Bodendenkmal noch direkt unter der Grasnarbe erhalten ist. „Die Kooperation mit der LMU München ermöglicht es, die wissenschaftliche Erforschung der Römerstadt Cambodunum voranzutreiben und deren Ergebnisse künftig als neue museale Highlights am authentischen Ort im Archäologischen Park zu präsentieren“, so Dr. Maike Sieler, Leiterin des Archäologischen Parks Cambodunum und Stadtarchäologin.

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Nun wurden die aktuellen Ausgrabungsergebnisse der Forschungskooperation präsentiert: Auf über 800 m² ist ein komplettes Wohnhaus im Zentrum der Römerstadt freigelegt. Die zutage gekommenen Überreste der steinernen römischen Wohnbebauung gehören zu den ältesten in Deutschland.

Bemerkenswert ist der gute Erhaltungszustand der Befunde: Neben intakten Estrichböden und Fußbodenheizungen sind vor allem eine kleine private Thermenanlage sowie die erhaltenen Wandmalereien besonders hervorzuheben. „Wir haben hier einen wichtigen Teil der zentralen römischen Wohnbebauung von Cambodunum vollflächig und gut erhalten vorgefunden – ein süddeutschlandweit einzigartiger Befund. Er vermittelt eindrücklich die Bedeutung von Cambodunum als Zentralort in der Frühzeit der Provinzialisierung Raetiens, also in den Anfängen der Römerzeit in Bayern“, so Dr. Sieler.

Außerordentlicher Befund: Erhaltene Mauern mit Wandmalerei in rot-gelben und grünen Feldern, die Buntmarmor imitieren sollte
Außerordentlicher Befund: Erhaltene Mauern mit Wandmalerei in rot-gelben und grünen Feldern, die Buntmarmor imitieren sollte. Foto: Maria Kohle © Kulturamt Kempten

In den direkt gegenüber der öffentlichen Großbauten wie Forum mit Basilika und Statthalterpalast gelegenen Wohnhausblöcken, sogenannten Insulae, lebten die wichtigsten Familien der Römerstadt. In dem nun ausgegrabenen repräsentativen Wohngebäude der „Insula 1“ fanden im Laufe der Zeit diverse Umbauten und Nutzungsänderungen statt, die eine Mischung aus Leben, Arbeiten und Wohnen in einer der blühendsten Städte nördlich der Alpen widerspiegeln. 

„Cambodunum-Kempten ist das Paradebeispiel einer römischen Planstadt. Hier lässt sich die Erschließung und Urbanisierung der Gebiete nördlich der Alpen durch Rom in hervorragender Weise nachvollziehen. Diese keltisch-römischen Anfänge bilden die Wurzeln vieler unserer heutigen Städte und haben die kulturelle Entwicklung Süddeutschlands ganz entscheidend geprägt“, so Prof. Dr. Salvatore Ortisi.

Nach einer Pressemeldung des Kulturamts Kempten